Stadt Willich Werke - wie speziell für ein Gotteshaus gemalt

Stadt Willich · Jeder Ausstellungsort strahlt auf die Kunst aus, die ihm anvertraut ist. Die Präsentation von Werken der Künstlerin Ute Schätzmüller in der Willicher Pfarrkirche macht diese oft geheimnisvolle Schwingung in ihrer erstaunlichen Dynamik wieder einmal besonders bewusst. Schätzmüller malt keine sakrale Kunst im eigentlichen Sinne, doch in ihre Bilder fließen Geschichten ein - persönliche, die aber nicht in ihrer Bedeutung preisgegeben werden, sowie solche, die unter dem Eindruck von Weltliteratur und Mythen stehen. Hierin spiegeln sich mitunter auch die Inhalte christlichen Glaubens. In diesem Ambiente nun muten etliche Arbeiten an, als seien sie speziell für ein Gotteshaus gemalt. Es gibt ein großformatiges Gemälde, das an eine Kreuzigungsdarstellung denken lässt. Das Großformat im gegenüberliegenden Seitenschiff scheint dazu passend den Bildtypus der Pietà aufzugreifen. Der Eindruck ist verstärkt, da eine Variante der trauernden Figurenkonstellation mit der Pietà von St. Katharina korrespondiert. Zugleich ist Schätzmüllers Komposition so offen gehalten, dass sie Leid an sich thematisiert.

 Ute Schätzmüller vor einem ihrer Werke in der Pfarrkirche.

Ute Schätzmüller vor einem ihrer Werke in der Pfarrkirche.

Foto: Kaiser

Die Schau fügt sich in das Thema "Begegnungen", unter dem die Pfarre durch den Förderverein pro Katharina Willich seit 2001 jährlich eine Ausstellung präsentiert. Begegnungen unterschiedlichster Natur sind beherrschendes Thema im aktuell zu sehenden Werk. Im vorderen Teil des rechten Seitenschiffes unterstreicht das zweiteilige Bildformat mit verbindenden Kompositionselementen die Begegnung zweier Menschen. Auf gleicher Höhe im anderen Seitenschiff zieht eine sparsam gezeichnete Figur den Betrachter in den Bann.

Schätzmüller deutet in der Balance von Figürlichkeit und Abstraktion oftmals eher an als dass sie ausschweifend erzählt. Die in Worten eher introvertiert auftretende Künstlerin: "Meine Bilder sind nicht realistisch, sondern offen gehalten, sodass ein jeder darin auch etwas von sich finden kann." Bei Gesprächen mit Betrachtern habe sie diese schon ganz andere Geschichten hinein lesen sehen als die von ihr gedachten. Sie vermag mit feinen Linien und sachtem Kolorit unendlich behutsam zu gestalten, beweist aber auch ebenso im dynamischen Duktus temperamentvolle Glut. In der Farbgebung ist sie sehr zurückhaltend. Da ist zwar fast immer ein farbiger Fleck, doch vorherrschend ist das Gegenspiel von Licht und Dunkel. Die 31-Jährige lässt gern Bleistiftlinien erkennbar stehen. Die Nuancen im Schwarz vermutet sie, seien darin begründet, dass sie lange im Steindruck mit dem ersten Arbeitsschritt in Schwarz arbeitete. Das Lithografie-Schwarz empfinde sie als samtig und nicht negativ besetzt. In der Serie der Drahtlithografien gewinnen Figuren in Farbräumen mit grafischen Spuren ihre zarte Konturierung über Drahtgebilde, die die Künstlerin beim Druck auf den Stein legte. In die Aquarelle zum Thema Antonius-Versuchungen sind Textzeilen eingebunden.

Öffnungszeiten: Bis 31. Oktober nach den Gottesdiensten und täglich von 9 bis 13 Uhr.

(anw)
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