Stadt Willich Weniger Wasser ist mehr

Stadt Willich · Temperaturen von 170 Grad und mehr erleben die Atemschutzträger der Willicher Feuerwehr. Die Trainingsanlage von Feuercon für Realbrandausbildung steht zu Übungszwecken im Hof der Willicher Feuerwache.

 In diesen Containern üben die Willicher Feuerwehrleute noch bis morgen den Ernstfall.

In diesen Containern üben die Willicher Feuerwehrleute noch bis morgen den Ernstfall.

Foto: Wolfgang Kaiser

Über den beiden großen schwarzen Containern flimmert die Luft vor Hitze. Auch neben den je 16 Meter langen und 2,50 Meter breiten Containern ist es unerträglich warm. Durch die geschlossenen Türen quillt Rauch. Plötzlich öffnet sich die hintere Tür, und zwei Feuerwehrmänner in schwerer Atemschutzausrüstung treten auf die Plattform, legen einen Dummy ab und verschwinden wieder im Inneren der Feuerhölle. "Sie haben die vermisste Person gefunden. Jetzt gehen sie an die Bekämpfung der Brandherde", informiert Benjamin Rutz, der hauptamtliche Feuerwehrgerätewart der Stadt Willich, der die Anlage von Feuercon aufmerksam beobachtet.

Der Schlauch, der vor den Containern auf dem Außengeländer der Willicher Feuerwehrwache am Boden liegt, bewegt sich. Ein Zeichen, dass der Trupp im Containerinneren vorrückt. Es dauert ein wenig, dann öffnet sich die Tür erneut, und der aus zwei Personen bestehende Trupp samt einem Ausbilder von Feuercon verlässt den Glutofen, der eine brennende Wohnung simuliert. Die Feuerwehrmänner legen den Schutzponcho ab, der die rund 15 Kilogramm schwere Atemschutzausrüstung bei dem Übungseinsatz schützt, und schälen sich aus den rußgeschwärzten Schutzanzügen.

Rund 20 Minuten haben sie in den beiden miteinander verbundenen Containern Schwerstarbeit in Form von Personensuche sowie Brandbekämpfung geleistet und dabei rund 1,5 Liter Wasser durch Schwitzen verloren. Wasser trinken ist also die erste Handlung. "Es ist darin stockfinster und heiß. Man sieht kein bisschen und tastet sich auf der Suche nach der vermissten Person durch die einzelnen Räume. Ist die Personenrettung abgeschlossen, geht es an die Brandbekämpfung, wobei in unserem Fall ein Feuer im Hausanschlussraum und eins in der Küche war", berichtet Brandoberinspektor Sascha Döhmen von dem gerade Erlebten.

Man sei nach einem solchen Einsatz völlig fertig, aber es sei enorm wichtig, sich mit dieser Situation auseinanderzusetzen, die einen jederzeit bei realen Einsätzen begegnen könnte. Es vorab erlebt zu haben, sei eine bedeutsame Erfahrung und mache das eigene Verhalten sicherer, bemerkt Unterbrandmeister René Stieger. In eine brennende Wohnung eintreten, Menschen retten und Feuer löschen unter Realbedingungen, das üben von gestern bis morgen 125 Atemschutzträger der Freiwilligen Feuerwehr Willich. Eigens dafür ist die Trainingsanlage für Realbrandausbildung der Firma Feuercon aus Erkrath vor Ort, in deren Container entsprechende Situationen geschaffen werden können.

Es handelt sich dabei um eine feststoffbefeuerte Anlage, bei der in den insgesamt drei möglichen Feuerstellen des Containers Holz verbrannt wird. "So erreichen wir nicht nur reale Hitzeentwicklungen von 170 bis 200 Grad, sondern auch reale Rauchdichten. Wir hatten vor zwei Jahren erstmalig eine Anlage hier. Allerding war diese gasbefeuert, und es fehlte die entsprechende Rußpartikelentwicklung", sagt Rutz.

Unterbrandmeister Amir Hassanloo bereitet sich indes auf seinen ersten Einsatz im Container vor. "Ich mache mir schon Gedanken, was mich darin erwartet. Aber ich bin froh, dass ich einen solchen Einsatz trainieren kann, bevor vielleicht ein Ernstfall eintritt", sagt er. Lob für die gute Arbeit in den Containern gibt es für die Atemschutzträger aller fünf Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr Willich von den Feuercon-Ausbildern für Personensuche und Brandbekämpfung. Bei Letzterer kommt es insbesondere auf eine reduzierte und optimal eingesetzte Wassernutzung an. "Ein Liter Wasser verdampft zu 1700 Liter Wasserdampf. Diesen 100 Grad heißen Dampf spüren wir selbst durch die Schutzkleidung, die uns ansonsten vor den Temperaturen schützt. Das heißt: Weniger Wasser beim Löschen ist mehr", erklärt einer der Ausbilder. Die Flammen müssen so mittels eines Sprühverfahrens mit wenig Wasser über die Decke gekühlt werden, um starke Wasserdampfbildung zu verhindern.

(tref)
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