Stadt Willich Wenige "Homo-Ehen" auf dem Land

Stadt Willich · Während sich in Köln im vergangenen Jahr 275 homosexuelle Paare trauen ließen, begründeten in Tönisvorst nur vier Paare eine eingetragene Lebenspartnerschaft - in Willich war es sogar nur ein Paar.

 Etwa 130 heterosexuelle Paare geben sich in Willich und Tönisvorst pro Jahr das Ja-Wort. Gleichgeschlechtliche Paare trauen sich hingegen weit seltener. Für beide gilt übrigens: Das Nummernschild am Hochzeitsauto darf nicht verdeckt werden.

Etwa 130 heterosexuelle Paare geben sich in Willich und Tönisvorst pro Jahr das Ja-Wort. Gleichgeschlechtliche Paare trauen sich hingegen weit seltener. Für beide gilt übrigens: Das Nummernschild am Hochzeitsauto darf nicht verdeckt werden.

Foto: dpa

In Köln ist die Zahl der Homosexuellen, die in Nordrhein-Westfalen den Bund fürs Leben schließen, immer noch am höchsten. 275 Paare gründeten im vergangenen Jahr eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft. 2014 waren es noch 302 Paare gewesen, die sicht trauten. In Willich und Tönisvorst liegen die Zahlen sehr deutlich unter denen aus der Domstadt am Rhein.

In Tönisvorst waren es im vergangenen Jahr gerade mal vier gleichgeschlechtliche Paare (zwei Frauen und zwei Männer), die sich trauen ließen, im Jahr zuvor gab sich lediglich ein weibliches Paar das Ja-Wort, 2013 waren es drei Paare (einmal männlich, zweimal weiblich). Dem stehen etwa 130 Eheschließungen heterosexueller Paare gegenüber. Selbst im einwohnermäßig größeren Willich sieht es nicht anders aus: 2015 und 2014 gab sich dort gerade mal jeweils ein männliches Paar das Ja-Wort, 2013 waren es zwei weibliche Paare und ein männliches Paar, die ihre Lebenspartnerschaft eintragen ließen. "Lebenspartnerschaften sind immer noch die Ausnahme", sagt Uwe Hennze, Standesbeamter in Willich. "Spitzenreiter war das Jahr 2012 mit fünf Lebenspartnerschaften." Demgegenüber heiraten in Willich Jahr für Jahr etwa 230 bis 250 heterosexuelle Paare, so der Standesbeamte.

Gefragt nach einer Erklärung dafür, dass sich so wenige homosexuelle Paare trauen lassen, sagt Hennze: "Das liegt vielleicht an der ländlichen und eher christlich geprägten Bevölkerungsstruktur in Willich." In der Tat, in der Nachbarstadt Krefeld ist der Trend ein anderer: Dort steigt die Häufigkeit der "Eheschließungen" von Homosexuellen. Dort führte der Weg im vergangenen Jahr 23 gleichgeschlechtliche Paare ins Standesamt. 2014 waren es 21. In beiden Zeiträumen waren es jeweils zehnmal Frauen, die im Sinne des Gesetzes eine Lebenspartnerschaft eingegangen sind. Bei den Männern waren es 13 Paare im Jahr 2015 und elf im Jahr zuvor.

Was die Hochzeitszeremonie angeht, ist "der Rahmen für Ehen und Lebenspartnerschaften nicht unterschiedlich", sagt Manfred Küsters, Leiter des Standesamtes Tönisvorst. Und der Willicher Standesbeamte Uwe Hennze ergänzt: "Hier werden keine Unterschiede gemacht - abgesehen von der Formulierung der ,Trauformel' - diese ist gesetzlich vorgegeben."

In den nordrhein-westfälischen Standesämtern wurden im vergangenen Jahr 1663 gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften beurkundet. Wie IT.NRW als statistisches Landesamt mitteilt, waren das drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor (2014: 1715). Seit dem Jahr 2014 werden entsprechende Daten im Rahmen der Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung bei den Standesämtern erhoben.

857 weibliche und 806 männliche Paare gaben sich 2015 in Nordrhein-Westfalen das Ja-Wort. Frauen waren bei den im Jahr 2015 in Nordrhein-Westfalen begründeten gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften im Durchschnitt 40,6 Jahre, Männer 43,4 Jahre alt. Eheschließende waren dagegen zum Zeitpunkt der standesamtlichen Trauung mit 34,5 beziehungsweise 37,3 Jahren um etwa sechs Jahre jünger. Der Altersunterschied der Lebenspartner lag bei 30 Prozent der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften zwischen zwei bis unter fünf Jahren.

Bei 85 Prozent der im vergangenen Jahr beurkundeten gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften besaßen beide Personen die deutsche Staatsangehörigkeit. Auf die Zulässigkeit, eine Lebenspartnerschaft im Inland zu begründen, finden sowohl für einen Deutschen als auch für einen Ausländer stets deutsche Vorschriften Anwendung. In 1,7 Prozent der Fälle waren beide Partnerinnen oder Partner Ausländer.

Die landesweit höchste Zahl an neu begründeten gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften wies auch im Jahr 2015 die Stadt Köln mit 275 Fällen auf. Auf den weiteren Plätzen lagen Düsseldorf (115) und Essen (72). Wie die Statistiker weiter mitteilen, gab es nach den Ergebnissen des Mikrozensus in NRW im Jahr 2015 insgesamt 22.000 eingetragene gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften.

(RP)
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