Stadt Willich Wahlabend offenbart Spannungen

Stadt Willich · Am Ende erhielten Dietmar Winkels als zweiter stellvertretender Bürgermeister und die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger bei ihren Wahlen eine deutliche Mehrheit. Hinter den Kulissen knirschte es allerdings zuvor gewaltig.

 Willichs Bürgermeister Josef Heyes gratuliert seinem Stellvertreter Dietmar Winkels und der städtischen Beigeordneten Brigitte Schwerdtfeger zur Wahl.

Willichs Bürgermeister Josef Heyes gratuliert seinem Stellvertreter Dietmar Winkels und der städtischen Beigeordneten Brigitte Schwerdtfeger zur Wahl.

Foto: Marc Schütz

Dietmar Winkels (SPD) ist neuer zweiter stellvertretender Bürgermeister der Stadt Willich, Brigitte Schwerdtfeger wurde als Beigeordnete für Soziales und Sicherheit für weitere acht Jahre bestätigt: Die jüngste Sitzung des Willicher Stadtrates stand im Zeichen zweier wichtiger Wahlen. In deren Vorfeld hatte es vor und hinter den Kulissen Diskussionen gegeben, die die Be- und Empfindlichkeiten in der Willicher Politik, aber auch in der Verwaltung offenlegten. Zunächst die nüchternen Zahlen: Für Dietmar Winkels stimmten in geheimer Wahl 35 der 49 anwesenden Ratsmitglieder mit Ja, neun mit Nein, fünf enthielten sich. Die Wahl Schwerdtfegers erfolgte einstimmig bei Enthaltung der FDP-Fraktion, zweier SPD-Ratsmitglieder - und pikanterweise des Bürgermeisters Josef Heyes.

Stadt Willich: Wahlabend offenbart Spannungen
Foto: Schütz Marc

Kurz vor der Wahl des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters bat die CDU-Fraktion um eine vierminütige Sitzungsunterbrechung, um sich zu beraten. Die Unions-Ratsmitglieder zogen sich daraufhin zurück, baten CDU-Mitglied und Bürgermeister Josef Heyes allerdings nicht dazu. Nach Informationen unserer Zeitung wurden in der kurzen Sitzungsunterbrechung die CDU-Ratsleute darüber informiert, dass die SPD vor der Sitzung angekündigt hatte, bei der späteren Wahl Schwerdtfegers nicht mitziehen zu wollen (was sie dann aber doch tat). Der Fraktionszwang in der Union wurde daraufhin aufgehoben.

Dietmar Winkels zeigte sich nach seiner Wahl gerührt. "Lassen Sie mir ein paar Tage Zeit, das wirken zu lassen und meine Aufgaben mit dem Bürgermeister zu besprechen. Sagen Sie mir bitte, wenn ich etwas falsch, aber auch, wenn ich etwas gut mache", so der Diplom-Sozialpädagoge Winkels. Er tritt die Nachfolge in diesem Amt von SPD-Mitglied Markus Gather an, der Anfang des Jahres aus Unzufriedenheit mit der Partei- und Fraktionsspitze von seinen politischen Ämtern zurückgetreten war.

Einige Tagesordnungspunkte später stand dann die Wiederwahl des CDU-Mitglieds Brigitte Schwerdtfegers als Beigeordnete an. Ihre erste achtjährige Wahlzeit als Beigeordnete endet am 30. Juni. Laut Gemeindeordnung darf die Wiederwahl frühestens sechs Monate vor Freiwerden der Stelle erfolgen. Die Stellen von Beigeordneten müssen ausgeschrieben werden - bei einer Wiederwahl kann davon allerdings abgesehen werden. An dieser Tatsache entzündete sich eine lebhafte Diskussion. SPD und FDP hätten es gern gesehen, wenn die Stelle ausgeschrieben worden wäre. "Wir wollen das Beste für die Bürger. Das ist nur durch eine öffentliche Ausschreibung gewährleistet", sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Joachim Donath, betonte aber, dass man damit nicht an den Fähigkeiten Schwerdtfegers zweifle. "Frau Schwerdtfeger ist ein Profi, dann kann sie sich auch mit anderen Profis messen", ergänzte Thomas Brandt (FDP).

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd-Dieter Röhrscheid zeigte, wie tief der Stachel der Ende des Jahres verkündeten Zusammenarbeit von CDU und Grünen in Willich im Fleisch der Sozialdemokraten sitzt: "CDU und Grüne haben im Vorhinein entschieden, wer gewählt werden soll." Deren Fraktionsvorsitzende Johannes Bäumges und Raimund Berg warben allerdings vehement dafür, auf die Ausschreibung zu verzichten, da Schwerdtfeger seit 20 Jahren bei der Stadt beschäftigt sei, sich bestens auskenne und gute Arbeit leiste. Zudem sei es unwahrscheinlich, überhaupt einen geeigneten anderen Bewerber zu finden. "Also wäre eine Ausschreibung eine Farce. Das Geld kann man sich sparen", sagte Berg. Und zum Vorwurf, CDU und Grüne würden klüngeln, sagte CDU-Parteivorsitzender Christian Pakusch: "Wenn dem so wäre, hätten wir eben auch einen Grünen oder Schwarzen ins Amt des zweiten stellvertretenden Bürgermeisters wählen lassen können."

Am Ende entschied sich der Rat mehrheitlich mit den Stimmen von CDU, Grünen und Für Willich dafür, auf die Ausschreibung zu verzichten. Daraufhin folgte die Wiederwahl Schwerdtfegers - die allerdings auch innerhalb der CDU in den vergangenen Wochen äußerst kontrovers diskutiert worden sein soll. Die Entscheidung, sich für eine weitere Amtszeit Schwerdtfegers auszusprechen, soll äußerst knapp gefallen sein - was auch die Enthaltung des Bürgermeisters als Verwaltungschef erklärt. Wie zu hören ist, ist die Beigeordnete bei den anderen Fraktionen im Willicher Stadtrat angesehener als in ihrer eigenen Partei.

Die 56-jährige Juristin hatte während der Diskussion mit ihrem Mann und ihrer Schwester außerhalb des Ratssaals gewartet. Die Nervosität vor und die Erleichterung nach ihrer Wiederwahl waren ihr deutlich anzumerken. "Ich gelobe eine weiterhin gute Zusammenarbeit", sagte Brigitte Schwerdtfeger hinterher.

(RP)
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