Stadt Willich Wackermänner für die Schmetterlinge

Stadt Willich · Der Neersener Schlosspark erhält eine Schmetterlingsinsel. Die NABU-Gruppe Willich legt ein Refugium für Falter an.

 Jack Sandrock (von links), Karl Hübner, Otmar Tibes, Udo Hormes, Martina Stall, Andreas Richter und Josef Heyes trafen sich auf der Baustelle.

Jack Sandrock (von links), Karl Hübner, Otmar Tibes, Udo Hormes, Martina Stall, Andreas Richter und Josef Heyes trafen sich auf der Baustelle.

Foto: W. KAISER

Die Pfosten mit der leuchtgrünen Markierungsfarbe haben so manchen Bürger schon vermuten lassen, dass auf der großen Wiese am Ende des Neersener Schlossparkes, eingerahmt von der Niershalle, der Grundschule und der Eva Lorenz Umweltstation, gebaut wird. Das ist auch der Fall, allerdings entstehen hier keine Häuser, sondern die NABU-Gruppe Willich geht, gemeinsam mit der Stadt Willich, in den Einsatz. "Achtung Baustelle! Hier entsteht eine Schmetterlingsinsel" verkündet dementsprechend auch das jetzt frisch aufgestellte Bauschild mit den Informationen zum Projekt.

"Der Hintergrund für unser neues Projekt ist der zunehmende Rückgang der Artenvielfalt im Bereich Vögel und Insekten. Die Zahlen sprechen für sich, und wir haben den Entschluss gefasst, etwas zu tun", sagt Jack Sandrock, Leiter der Willicher Gruppe. Die rund 1000 Quadratmeter große Rasenfläche bot sich an, da dort unterschiedliche Bodenverhältnisse herrschen und das Gelände bislang keinerlei Gestaltung erfahren hat. Lediglich drei, von der Euroga übrig gebliebene Findlinge liegen im Kreis der Wegachse. Über die Volksbank Mönchengladbach, die schon des Öfteren mit dem NABU zusammengearbeitet hat, wurde ein Crowd-Funding-Projekt angestoßen. Das hieß, auf jede eingegangene Spende ab fünf Euro für die Schmetterlingswiese legte die Volksbank zehn Euro drauf.

Die Willicher Ortsgruppe bewarb das Projekt, das auf den Internetseiten der Volksbank stand, und konnte gemeinsam mit dem Geldinstitut eine Summe von 4050 Euro erreichen, wobei 1500 Euro von der Bank kamen. Im Unternehmen Holcim, das unter anderem Kiesgruben in Willich und Umkreis betreibt, fand der NABU einen weiteren Sponsor. "Wir kennen uns über Artenschutzprojekte an unseren Kiesgruben und waren sofort bereit, Material und Anfahrt zu sponsern", sagt Holcim Projektleiter Andreas Richter. Zehn Tonnen Sand, 42 Tonnen Grauwacke-Produkte, vier Findlinge je 1,5 Tonnen und fünf Wackermänner mit einem Gewicht von jeweils 600 Kilogramm sowie acht Tonnen Material für eine Trockenmauer - was einem Wert von rund 1700 Euro entspricht - liefert das Unternehmen jetzt an.

"Wir werden als Erstes die Wiese in Richtung Niershalle bis zum Wurzelflies schneiden und danach eine acht bis zehn Zentimeter dicke Schicht Sand aufbringen und in den Boden einarbeiten", informiert Jack Sandrock über die Arbeitsschritte. Danach säet der NABU die entsprechende Wiesenmischung ein, die im Anschluss eingewalzt werden. Da es sich um sogenannte Lichtkeimer handelt, ist kein weiteres Einarbeiten in den Boden notwendig. In Zukunft wachsen dort unter anderem Wiesenkerbel, Mauerpfeffer, Natternkopf, Schafsgarbe, Glockenblumen und verschiedene Kleesorten.

Neben dieser Magerwiese entsteht in Richtung der Eva Lorenz Umweltstation aufgrund der natürlichen Gegebenheiten eine Feuchtwiese. "Dort handelt es sich generell um einen feuchten Boden", berichtet Franz-Carl Hübner vom Geschäftsbereich Stadtplanung, der mit für den Umweltschutz in der Stadt Willich zuständig ist. Hier bringt der NABU das Saatgut auf die lediglich aufgerissene Fläche aus. Den äußeren Rand der Schmetterlingsinsel werden in einem ein bis zwei Meter breiten Band Hochstauden wie Johanniskraut, Königskerzen, Malven und Dost säumen. Die Felsbrocken dienen als Wärmspeicher, die sich über Tag aufladen und diese Wärme nachts abgeben. Zudem entsteht ein Schottergarten, in dessen nährstoffarmen und trockenen Boden entsprechende Pflanzen wachsen. Das alles soll Schmetterlingen und Insekten eine Heimat samt Nahrung geben und damit einem weiteren Aussterben von Arten entgegenwirken.

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort