Sommerinterview Mit Daniel Ponten, Vorsitzender Der Gut Vision für eine Straßenbahn bis nach Vorst

Willich · Die Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster (GUT) hat das Ziel, bei der nächsten Kommunalwahl wieder zwei Sitze im Stadtrat zu erreichen. In Tönisvorst setzen sie sich für einen Erhalt und einen Ausbau der Infrastruktur aus.

 Der 35-jährige IT-Systemkaufmann Daniel Ponten ist Vorsitzender der GUT, gewählt bis Ende 2017. In Willich geboren und in Krefeld aufgewachsen, lebt Ponten seit 20 Jahren in Tönisvorst, seit 2012 wohnt er in Vorst.

Der 35-jährige IT-Systemkaufmann Daniel Ponten ist Vorsitzender der GUT, gewählt bis Ende 2017. In Willich geboren und in Krefeld aufgewachsen, lebt Ponten seit 20 Jahren in Tönisvorst, seit 2012 wohnt er in Vorst.

Foto: WOLFGANG KAISER

TÖNISVORST Sind die Aktiven der Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster, abgekürzt GUT, lauter Gutmenschen? Dieser Kalauer verbietet sich eigentlich, aber nicht die Frage, sind die Mitglieder der GUT die besseren Grünen? Denn es gehört zu ihrer Gründungsgeschichte 2008, dass der Wählergruppe der geschlossene Austritt der Mitglieder der Grünen-Fraktion im Rat der Stadt Tönisvorst aus der Partei Bündnis 90/ Die Grünen am 10. November 2008 vorausgegangen war. Die Stadtverordneten Herbert Derksen, Edith Furthmann, Harald Gerland und Peter Lindackers schlossen sich zu einer neuen Fraktion zusammen mit der kurzen und griffigen Bezeichnung "GUT - Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster". Bei den Kommunalwahlen 2009 kamen sie auf 5,08 Prozent, 2014 nur noch auf 3,87 Prozent. Damit verloren sie einen Sitz im Stadtrat. Heute gehört nur noch Herbert Derksen dem Stadtrat an.

"Nein, wir sind nicht die besseren Grünen, auch nicht die anderen Grünen", sagt Daniel Ponten, Vorsitzender der GUT, im Sommerinterview. Die Gemeinschaft legt ihren Fokus aufs Lokale, und das beinhalte andere Möglichkeiten, Politik zu machen. Andere Fraktionen könnten sich auf Kreis- oder Landesebene dann nicht mehr gegen ihre Partei stellen. Die GUT will sich nur um Tönisvorster Belange kümmern, ohne dabei in ein Kirchturmsdenken zu verfallen.

Im Stadtrat gibt es einige, die der GUT bei den nächsten Wahlen 2020 keine Chancen mehr geben und ihren Untergang voraussagen. Daniel Ponten sieht das natürlich anders. Die GUT hat das Ziel, nach 2020 nicht nur wieder im Stadtrat vertreten zu sein, sondern bei 4 Prozent sogar erneut zwei Sitze zu erringen. Erreichen wollen sie das mit einer konsequenten Politik für den Ort. Und das bedeutet für sie kein Kaputtsparen, kein Sparen um des Sparens willen, sondern sich für den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur einzusetzen.

Dabei scheut Ponten auch nicht vor einer gewagten Vision zurück: Der Ausbau der Straßenbahnlinie 041 vom Wilhelmsplatz in St. Tönis über die alte Schlufftrasse bis nach Vorst. Mit der Straßenbahn könnten die Vorster in fünf Minuten zum Real-Markt am Tacksee gelangen, in sieben Minuten zum Schulzentrum Corneliusfeld. Ganz abgesehen, dass der Direktanschluss nach Krefeld (und die Umsteigemöglichkeit in die K-Bahn nach Düsseldorf) eine ganz große Ausweitung der Infrastruktur biete. Wenn Krefeld für die Haltestelle am Ostwall allein vier Millionen Euro Zuschüsse bekommt, seien auch die Kosten für die Bahnverlängerung zu stemmen. Die Strecke könnte einspurig gebaut, die Taktung ausgedünnt (nur jede zweite Bahn fährt durch) werden. Die Pendler, die mit dem Auto zur A 44 unterwegs seien, müssten heute eine halbe Stunde Stop-and-go-Zeit hinnehmen, bis sie zur Autobahn-Auffahrt Münchheide gelangten. Da sei zehn Jahre lang auf mehreren Ebenen von Politik und Verwaltung gepennt worden.

Die aktuelle Politik in Tönisvorst stellt sich für Daniel Ponten absolut widersprüchlich dar. Tönisvorst wolle neue Bürger aus dem Umland anziehen, setze Baugebiete wie Vorst-Nord um, im gleichen Atemzug denke man daran, die Axt an die Infrastruktur zu legen, sprich Bücherei oder Schwimmbad zu schließen. Das sei keine Stärkung des familienfreundlichen Wohnens in Tönisvorst. Was heute in Tönisvorst fehle, sei bezahlbarer Wohnraum für Einheimische. Viele Neubauten bewegten sich im oberen Segment, eher für ein Oberkasseler Publikum. Für eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 80 qm müsse man sich ein Bein ausreißen. Ponten lobte in diesem Zusammenhang die Bemühungen der Allgemeinen Wohnungsgenossenschaft Tönisvorst (AWG).

Ein absolutes Lob spricht Ponten den Vereinen in der Stadt aus. Man könne in Vorst und St. Tönis gut leben, das Vereinsleben sei prima - in St. Tönis mehr beim Karneval, in Vorst mehr das Schützenwesen. Ponten, Vater eines Kindes, lebt mit seiner Familie an der Süchtelner Straße in Vorst. Dort könne die CDU, die jetzt in Stadt, Kreis und Land die Spitzen stelle, die Probleme schneller lösen. Es dürfe aber nicht bei Tempo 30 aufhören. Was sei mit einem Zebrastreifen statt der Querungshilfe? Als Anwohner wünscht sich Ponten mehr Polizei und Geschwindigkeitskontrollen. Fünfmal die Woche gebe es auf der Süchtelner Straße Raser, die dort mit 80 km/h durch den Ort brettern.

(RP)
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