Stadt Willich Vier Jahre Streit um Pimpertzhof

Stadt Willich · Der Krefelder Jung-Unternehmer Farhad Jalali ("Videowall GmbH") will mit seiner Familie und dem kleinen Betrieb auf den Pimpertzhof ziehen. Dafür ist er bereit, viel Geld in die Sanierung der Gebäude zu stecken. Die Stadt aber mauert.

 Der Pimpertzhof, im Norden von Anrath direkt an der Bahnlinie gelegen, ist laut "Geschichte der Gemeinde Anrath" von Gottfried Kricker einer der ältesten Höfe im Kehn. Er gehörte bis Mitte des 19. Jahrhunderts zu Vorst.

Der Pimpertzhof, im Norden von Anrath direkt an der Bahnlinie gelegen, ist laut "Geschichte der Gemeinde Anrath" von Gottfried Kricker einer der ältesten Höfe im Kehn. Er gehörte bis Mitte des 19. Jahrhunderts zu Vorst.

Foto: HERIBERT BRINKMANN

Anwohner am Pimpertzweg hatten sich über den Lärm von der Hundewiese, die Trafostation und den wilden Müll vor dem leerstehenden Hof direkt an der Bahnlinie beschwert. Der Bürgermonitor-Artikel vom vergangenen Dienstag hat zumindest eine schnelle Reaktion gebracht. Mitarbeiter des Ordnungsamtes haben bei Farhad Jalali angerufen und ihn als Eigentümer des Grundstückes aufgefordert, den Müll entsorgen zu lassen.

Jalali hat den Hof und das Grundstück erworben und wollte die Gebäude umbauen. Der junge Unternehmer wollte nicht nur selber dort wohnen, sondern auch sein Unternehmen "Video-Wall" ansiedeln. Bisher operiert es von der Krefelder Innenstadt, die Räumlichkeiten dort platzen aber aus allen Nähten.

Bei Bürgermeister Josef Heyes und dem Wirtschaftsförderer hätte er auch viel Wohlwollen und Unterstützung erfahren, sagt der junge Familienvater und Unternehmer. Nur mit der Bauverwaltung komme er nicht weiter. Dabei zeigt er die Niederschrift aus einer Sitzung des Planungsausschusses vor, in der von der Politik auf sein Anliegen positiv reagiert worden sei.

Am 3. Juli 2013 beschloss der Ausschuss den Auftrag an die Verwaltung, die Aufhebung des Bebauungsplanes Nr. 3/69 A im nächsten Arbeitsprogramm der Stadtplanung zu berücksichtigen. Doch die Verwaltung sei dem nicht gefolgt, sagen Jalali und sein Mitarbeiter Thomas Laufs. Im Gegenteil: Eine gewerbliche Nutzung im Außenbereich sei nicht erlaubt, einen Großteil der Gebäude solle lieber abgerissen werden. Als Jalali den Hof zum 1. Januar 2013 erwarb, kaufte er ihn samt einer Schlosserei, die über 20, 30 Jahre mit Angestellten dort tätig war und Gewerbesteuer bezahlt haben soll.

Als der Bauantrag von der Stadt Willich abgelehnt wurde, reichte Jalali eine Klage bei Gericht ein. Bei einer Ortsbesichtigung mit zwei städtischen Mitarbeitern soll Richterin Zeiß angeregt haben, das betroffene Gebiet als Gewerbegebiet auszuweisen. Neben dem Grundstück verlaufe die nicht gerade leise Bahnlinie, auch sei zu bedenken, dass auf dem Grundstück über fast 30 Jahre mehr oder weniger mit Billigung der Stadt ein gewerblicher Betrieb vorhanden war. Wegen dieses Kompromissvorschlages zog Jalali die Klage zurück und stellte erneut einen Bauantrag, Wieder ohne Erfolg.

Architekt Peter Ratka hält den Hof für erhaltenswert. Der Hof ist bedeutend älter als die heute erhaltenen Gebäude, die heute ziemlich marode erscheinen. In der "Geschichte der Gemeinde Anrath" von Gottfried Kricker wird der Pimpertzhof zu den ältesten Höfen im Kehn (der Hof gehörte bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gemeinde Vorst). "Der Kehner Zehnte hieß schon 1085 auch Pimpertzzehnt. 1473 kommt im Liedberger Gerichtsbuch Gort Pimplinck vor" (S. 324).

Die technische Beigeordnete Martina Stall findet es auf Nachfrage der RP eine Unverschämtheit, dass der Eigentümer sich an die Medien wendet: "Wir können auch anders". Die Hofanlage sei 100 Prozent abgängig. Und die Schlosserei sei ihr nicht bekannt. Es gelte ja das Steuergeheimnis.

(RP)
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