Stadt Willich Vielfalt im Spiegel der Reflexion

Stadt Willich · "Querschnitt" überschrieb Reinhardt Heinen seine Hausausstellung mit Arbeiten von 2015 bis 2017. Die geben Einblicke in die Reflexion vergangener Erfahrungen und Vorlieben.

 Reinhardt Heinen zeigte drei Tage lang verschiedene Werke. Diese waren zum Teil erst kürzlich entstanden, andere beruhen auf seiner Hochzeitsreise im Jahr 1979.

Reinhardt Heinen zeigte drei Tage lang verschiedene Werke. Diese waren zum Teil erst kürzlich entstanden, andere beruhen auf seiner Hochzeitsreise im Jahr 1979.

Foto: Wolfgang Kaiser

Etwa 80 Bilder in Petersburger Hängung dokumentierten zu Reinhardt Heinens dreitägigen Hausausstellung die Schaffenskraft aus zwei Jahren. Unschwer ließen sich gleich mehrere Zyklen ausmachen, die davon erzählen, dass der Künstler immer noch getrieben ist von der Bereitschaft, sich auszuprobieren. Seit etwa einem Jahr ist Heinen pensioniert, und er hat dieses Mehr an Zeit für die Malerei genutzt. Dabei hat er frühere Eindrücke und Vorlieben wiederentdeckt, um aus der zeitlichen Distanz rückblickend darauf zu reagieren.

Einige Aquarelle mit Ansichten von Cornwall sind die Antwort auf einen England-Aufenthalt. Die Impressionen sind vor Ort und später nach eigenen Fotos gemalt. Diese Reise liegt noch nicht lange zurück. Ganz anders verhält es sich beim ausschlaggebenden Impuls für die Bilder des schottischen Hochlandes. Zur Hochzeitsreise 1979 hatte der ehemalige Richter-Schüler in Fotos vor allem Sonnenaufgänge und -untergänge festgehalten. Die Fotos ruhten halb vergessen, bis er sie im vergangenen Jahr wiederfand und die Idee reifte, den damaligen Erlebnissen über die Malerei nachzuhorchen. So sind die landschaftlichen Impressionen mit dem Blick auf Lichtwirkungen sicherlich auch ein persönliches Stimmungsbild. Klar gegliedert, wesentlich strenger ist hingegen Heinens Blick auf die Architektur von Venedig. "Wir fahren alle zwei Jahre zur Biennale. Schon lange wollte ich die Architektur dort malen", erzählt Heinen vor den Arbeiten. Die sind perspektivisch genau ausgearbeitet und Abbild einer komplexen Architektur.

Ein diffuses Licht hingegen prägt einige abstrakte Landschaftsbilder, die sich im Nebel aufzulösen scheinen. In konstruktivistischen Bildern jongliert der Künstler mit dem Widerspiel von klar vorgegebenen geometrischen Flächen und darin vibrierenden Farbräumen. Ebenso ist eine realistische Darstellung der Cloerather Mühle zu sehen neben charakteristischen Darstellungen der hiesigen Region. Überraschend fügt sich in die Schau ein Bild ein, das eindeutig surrealistisch geprägt ist. "Als ich noch Schüler war, war mir Max Ernst ein großes Vorbild", verrät Heinen beim Blick auf das Gemälde mit rätselhafter Landschaft und einem weiblichen Akt mit steinerner Anmutung. Das Gestirn im Hintergrund hat er mit dem Spachtel zum Rund gezogen und damit eine Technik des verstorbenen Brühler Künstlers zitiert. So ist auch dieses Bild die Auseinandersetzung mit einer frühen Neigung zur Kunst. Nicht gehängt, doch im Block präsent sind die ein wenig älteren Gemeinschaftsarbeiten mit dem Künstlerkollegen Jan van den Bongard. Wer mochte, durfte hier gerne stöbern und sich an frühere Haus- und Galerieausstellungen erinnern.

(anw)
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