Stadt Willich Umbau führt zu einer "Saure-Gurken-Zeit"

Stadt Willich · Beim Treffen von Einzelhändlern und Gastronomen kamen viele Sorgen über den Umbau des Marktplatzes zur Sprache. Alle rechnen mit Umsatzeinbußen. Café Pesch hat seine Filiale in Willich gekündigt und zieht bis Oktober aus.

 Wochenmarkt auf dem Willicher Markt mit der St. Katharina-Pfarrkirche.

Wochenmarkt auf dem Willicher Markt mit der St. Katharina-Pfarrkirche.

Foto: MARC SCHÜTZ

Es fing eigentlich ruhig an. Einige Eigentümer, Händler, Gastronome und Betreiber von Cafés, Restaurants oder von der Eisdiele "Willicher Eishimmel" kamen in die "Stadtschmiede", um sich womöglich schon detaillierte Informationen über die beabsichtigte Umgestaltung des Marktplatzes abzuholen. "Wir wollen genau wissen, wie die Einschränkungen für uns aussehen, wie lange die dauern und wie man uns, wenn es dann losgeht, schnell und unbürokratisch helfen kann", sagten beispielsweise Thomas und Claudia Greis von der Bäckerei an der Kreuzstraße. Nicht nur sie befürchteten beträchtliche Umsatzeinbußen in der Baustellenzeit.

Auch wollte die Filialleiterin des Café Pesch, Hannelore Gerlach, Näheres über die Dauer und die Art der Einschränkungen erfahren. Das Café Pesch hatte vor etwa drei Jahren mit einer weiteren Filiale den Betrieb am Markt 15 aufgenommen, hatte seinerzeit das Café vom Eigentümer, Peter Wermes, gepachtet. Wermes selbst hatte davor 36 Jahre lang als selbstständiger Bäckermeister gearbeitet.

Und als die zwei Mitarbeiterinnen von Pesch, die ihre Zentrale in Viersen haben, die Stadtschmiede verlassen hatten, teilte der 72-jährige Eigentümer Peter Wermes auf Nachfrage der RP mit: "Bereits Ende April ist bei mir das Kündigungsschreiben der Geschäftsführung von Pesch eingegangen, die gehen da spätestens Ende Oktober raus." Wermes teilte weiter mit, dass der Geschäftsführung offenbar das Risiko während der Baustellenzeit zu hoch sei: "Denn in dem Einschreiben war von befürchteten Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent die Rede."

Eigentlich war ein erster lockerer Markt-Spaziergang geplant. Daraus wurde nichts, nachdem sich bereits etwa eine halbe Stunde davor einige Händler in der Stadtschmiede getroffen hatten. Man blieb dort noch eine geraume Zeit.

Unter den Besuchern der Stadtschmiede war auch Ulrich Keesmakers vom "Willicher Eishimmel". Die beliebte und bislang gut frequentierte Eisdiele ist natürlich weiterhin neben ihren etwa 50 Innenplätzen darauf angewiesen, dass auch draußen an den 60 Plätzen der Betrieb ermöglicht wird. Keesmakers: "Ich brauche den genauen Ablauf, um mit meinem Personal planen zu können." Was dem Eisdielen-Besitzer nicht gefällt: Dass genau vor meinem Eingang eine neue Laterne platziert werden soll: "Dann kann ich einige meiner Schirme überhaupt nicht mehr aufmachen."

Rede und Antwort standen neben Martin Patzer von der Stadtschmiede vor allem Markus Ridder vom Krefelder Planungsbüro Angenvoort und Barth. Das Büro macht aufbauend von den Plänen von "Kraft.Raum" die Ausführungsplanung, betreut und berät im etwa eineinhalbjährigen Zeitraum der Umgestaltung, mit der es in diesem Herbst losgehen soll. "Es ist unsere vierte Innenstadt, die wir umkrempeln", sagte Ridder. Der Planungsingenieur war ehrlich, sein weiterer Kommentar: "Die Baustellenzeit wird nicht einfach, es wird für einige Händler eine Saure-Gurken-Zeit geben." Ridder führte weiter aus, dass man gerade am detaillierten Gestaltungsentwurf arbeite. Dies müsse dann noch im Juli vom Planungsausschuss verabschiedet werden. Im Herbst könne es dann losgehen, soll auf dem Marktplatz abschnittsweise vorgegangen werden. Dabei werde zunächst ein neuer Schmutzwasserkanal gelegt, parallel die Versorgungsleitungen überprüft und die Dichtigkeit getestet. So würden außerdem neue Hausanschlüsse installiert. Dazu werde es noch ein Schreiben an die Eigentümer geben. Kosten für den Einzelnen würden nur dann anfallen, wenn in einem gewissen Umfang undichte Stellen an ihren Anschlüssen festgestellt würden.

Im Vorfeld komme es zur Bestandssicherung, würden die Altbauten fotografiert. Natürlich schaue sich auch das Denkmalamt die Baustelle an. "Wir versuchen dann möglichst schonend vorzugehen, drehen den Marktplatz nicht in einem Stück von rechts nach links, sondern in Teilabschnitten", gab Ridder außerdem noch den Hinweis, dass sich jeder, wenn es dann losgeht, mit seinen Wünschen an die städtische Bauleitung oder an den Schachtmeister vor Ort wenden könne.

Einige Händler waren verärgert, dass derzeit noch nichts Näheres bekannt ist. "Diese Veranstaltungen sind doch witzlos", meinte ein Besucher und verließ schnell wieder die Stadtschmiede. Neue Gestaltungsideen wurden nicht vorgetragen. Dazu der Vorsitzende des Bossel- und Bügelclubs Willich, Mike Cook: "Das alles soll jetzt schnell umgesetzt werden. Es muss aufhören, dass sich wenige kreativ an den Vorgesprächen beteiligen, aber andere hinterher kräftig meckern, wenn ihnen was nicht gefällt." Der Club hat in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes sein Vereinsgebäude.

(wsc)
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