Stadt Willich Staub überm Erdbeerfeld

Stadt Willich · Für Ende Mai erwartet Ludger Hügens die ersten Freilanderdbeeren. Der kalte April hat die süßen Früchtchen rund zwei Wochen zurückgeworfen.

 Derzeit wird gehäckseltes Stroh auf den Erdbeerfeldern ausgebracht. Die Pflanze liegt dann nicht auf der Erde, sondern geschützt auf dem Stroh.

Derzeit wird gehäckseltes Stroh auf den Erdbeerfeldern ausgebracht. Die Pflanze liegt dann nicht auf der Erde, sondern geschützt auf dem Stroh.

Foto: Wolfgang Kaiser

Über den Erdbeerfeldern staubt es gewaltig. Der Grund liegt in dem gehäckselten Stroh, das aus der Maschine schießt und wie ein sanfter Regen zwischen den Erdbeerreihen landet. "Wenn die Früchte die Blüte angesetzt haben, dann ist es Zeit für das Stroh. Die kommende Frucht senkt sich jetzt herab, und statt auf der Erde liegt sie dann geschützt auf der gehäckselten Masse", erklärt Ludger Hügens.

Acht der drei Meter langen, 1,20 Meter breiten und 90 Zentimeter hohen Ballen fallen zerhäckselt auf die ein Hektar große Kultur. Der Anrather Landwirt baut seit über 20 Jahren Erdbeeren im Freiland an. Eine aufwendige Arbeit, denn kontinuierlich müssen die Pflanzen erneuert werden, da sie für optimale Ernteergebnisse lediglich zwei Jahre im Feld stehen bleiben.

Gepflanzt werden die Frigo-Pflanzen von Juni bis Juli. Dabei handelt es sich um Pflanzen, die von einem Vermehrungsbetrieb gezogen und tiefgefroren werden. Sie bestehen lediglich aus einem Herz mit Wurzeln. "Zehn bis zwölf Wochen nach der Pflanzung können wir bei diesen Pflanzen bereits mit der Ernte beginnen. Im ersten Jahr natürlich im kleineren Umfang", berichtet Hügens. Die zweite Variante sind die Grünpflanzen, die der Landwirt Anfang bis Mitte August setzt und die entsprechend erst im nächsten Jahr geerntet werden.

Hügens nutzt insgesamt fünf Erdbeersorten, angefangen bei den frühen bis zu den späten Sorten. Auf diesem Weg kann er Freilanderdbeeren in der Regel von Mai bis September anbieten. Den Anfang macht die Sorte Darselect. Wobei sie in diesem Jahr rund zwei Wochen später dran ist als sonst. Die vielen kalten Tage im April und auch noch Anfang Mai haben den Pflanzen nicht gefallen. Zwar stehen die Erdbeeren auf Dämmen, die mit Folie überspannt sind, aber diese Hilfen konnten den niedrigen Temperaturen, die nachts sogar noch Bodenfrost brachten, nicht hundertprozentig entgegenwirken. Hügens musste aufgrund dieser kalten Nächte mit Minusgraden in diesem Jahr sogar die Frostberegnung einsetzen.

Der Blick auf den Wetterbericht ist unabdingbar. "Wenn Frost angesagt wird, stelle ich mir den Wecker auf 2 und 4 Uhr morgens, um auf den Feldern nachzusehen. Im April kam der Frost zwischen 4 und 5 Uhr. Entsprechend habe ich die Beregnung eingestellt", berichtet Ludger Hügens. Dass es in diesem Jahr gleich mehrere Nächte hintereinander waren, die mit Kälte einhergingen, ist ungewöhnlich. Meist sind es eher einzelne Nächte, in denen die Temperaturen unter null Grad fallen.

Bekommt die Blüte Frost ab, so verfärbt sie sich schwarz, und das Ergebnis sind Früchte, die sich nicht schön ausbilden. "Erdbeeren brauchen Wärme und Sonne. Bei kalten Nächten ,usseln' sie vor sich hin", bemerkt der Fachmann. Setzt die eigentliche Fruchtbildung ein, benötigen die Pflanzen viel Wasser. So liegen unter der Folie in der Mitte der Dämme Bewässerungsschläuche für eine Tröpfchenbewässerung. Nasse Füße tun den leckeren Früchtchen gut. Nässe von oben mögen die Pflanzen hingegen nicht gerne. Das derzeitige warme Wetter ist optimal für die Erdbeeren. Hügens rechnet für Ende Mai mit den ersten Freilanderdbeeren, wobei die Ernte reine Handarbeit ist.

Den Tauben schmecken die Früchte ebenfalls sehr gut. Daher setzt der Landwirt, wenn die ersten Früchte rot werden, Netze ein. "Eine sonnengereifte Erdbeere, die draußen in der Erde gewachsen ist, hat einen besonderen Geschmack voller Süße", sagt Hügens. Eine Aussage, die die Kunden bestätigen. Schon seit Wochen kommen daher die Fragen, wann es endlich so weit ist. Hügens selbst nascht während der Ernte gern. So frisch vom Strauch schmecken die Erdbeeren dem Landwirt am besten. "Aber mit einer Kugel Vanilleeis sind die roten Früchte auch sehr lecker", verrät er.

(tref)
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