Stadt Willich SPD will Bildungsangebot verbessern

Stadt Willich · Im Sommergespräch mit der RP erläutern Bernd-Dieter Röhrscheid und Lukas Maaßen ihre Vorstellungen von einer Oberstufenkooperation. Das Kreisarchiv wollen die Sozialdemokraten in Willich halten und Städtepartnerschaften fördern.

In vielen Großstädten ist sie bereits üblich, nach dem Willen der SPD sollte es sie in nicht allzu ferner Zukunft auch in Willich geben: eine Kooperation der Oberstufen der weiterführenden Schulen. Der neue Schulentwicklungsplan, der nach der Sommerpause im Schulausschuss besprochen wird, habe die SPD zu dem Antrag veranlasst, die Verwaltung mit den Schulleitungen prüfen zu lassen, inwieweit eine Oberstufenkooperation möglich und sinnvoll wäre, sagt Lukas Maaßen, stellvertretender Vorsitzender der Willicher SPD.

Aus Sicht der SPD könnte eine Zusammenarbeit der zwei Gesamtschulen und der beiden Gymnasien einerseits sicherstellen, dass auch in Nischenfächern wie Chemie oder Physik, Philosophie oder Musik Leistungskurse angeboten werden können, die aufgrund eher geringer Nachfrage an einzelnen Schulen nicht zustande kämen. Zudem könnten so "unnötige Neubauten vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung verhindert werden", sagt Maaßen. Ein umfangreiches Bildungsangebot sei außerdem ein wichtiger Standortfaktor für junge Familien und auch für die Willicher Wirtschaft nicht uninteressant, findet Bernd-Dieter Röhrscheid, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat. Die Robert-Schuman-Europaschule habe schon Interesse signalisiert, sagt Röhrscheid.

Kein Verständnis hat die Willicher SPD nach wie vor für die Entscheidung von CDU und FDP, die Beitragssätze für die Betreuung an Offenen Ganztagsgrundschulen derart stark anzuheben, wie es im März geschehen ist. 46.000 Euro Mehreinnahmen pro Jahr hat die Stadt dadurch. SPD und Grüne hatten eine Lösung vorgeschlagen, die eine Mehrbelastung der Eltern von lediglich 26.000 Euro bedeutet hätte, die vorrangig von Familien mit Jahreseinkommen über 70.000 Euro zu tragen gewesen wäre. Außerdem sollte die Anzahl der Einkommensstufen, nach denen die OGS-Beiträge differenziert werden, von sechs auf zehn erhöht werden, um eine feinere Differenzierung zu erreichen. "Diese unsoziale Erhöhung hat zur Folge, dass wir in den kommenden Jahren keiner weiteren Erhöhung der OGS-Gebühren zustimmen werden", sagt Röhrscheid.

Skeptisch betrachten die Sozialdemokraten auch das Ansinnen der CDU, den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) personell, räumlich und zeitlich auszubauen. "Wir haben uns defensiv verhalten und wollen erst mal das Konzept der Verwaltung abwarten, ob der zusätzliche Nutzen eines KOD im Verhältnis zu den steigenden Kosten überhaupt gegeben ist", sagt Röhrscheid. "Ein KOD ist teuer, und die Eingriffsmöglichkeiten sind begrenzt", glaubt Maaßen. Die SPD setze, um die Sicherheit der Bürger zu stärken, eher auf eine voll ausgebildete Polizei und - worauf die Stadt Willich mehr Einfluss hat - auf Prävention, beispielsweise durch Streetworker und Sozialarbeiter. "Das ist nachhaltiger und sinnvoller", findet Maaßen.

Nachdenken müsse man in Willich auch über Konsequenzen aus dem zunehmenden Terrorismus. "Im Vorfeld von Großveranstaltungen wie dem Schützenfest oder den Schlossfestspielen müssen sich Verwaltung, Veranstalter und Polizei zusammensetzen, um den neuen Dimensionen gerecht zu werden, ohne solche Veranstaltungen zu verhindern", sagt Bernd-Dieter Röhrscheid. So seien einige Bürger irritiert gewesen, dass man zu den Festspielen Rucksäcke mitbringen dürfe, sagt Röhrscheid, selbst Vorstandsmitglied des Festspielvereins. "Über solche Fragen muss man künftig diskutieren."

Wichtig ist der SPD auch die Frage, ob das Stadtarchiv, das derzeit in Schiefbahn in unmittelbarer Nachbarschaft zu den beiden weiterführenden Schulen beheimatet ist, ins Kreisarchiv übergeht und an welchem Standort im Kreis Viersen dieses künftig stehen wird. Röhrscheid befürchtet, dass das derzeitige Interesse auch von jungen Nutzern nachließe, wenn sich das Archiv außerhalb der Stadt Willich befände. Bisher profitiere es von der Nähe zu Gymnasium und Realschule sowie zu den Heimatfreunden. Auch wenn eine Fusion mit dem Kreisarchiv für die Stadt womöglich billiger sei, dürfe das nicht ausschlaggebend sein. Viel wichtiger sei es, einen Qualitätsverlust zu verhindern, sagt Röhrscheid. Das Problem: Auch die Stadt Viersen möchte ihr Archiv zwingend im eigenen Gebiet behalten. Deshalb glaubt Röhrscheid, dass Willich und Viersen beim Kreisarchiv am Ende nicht mitmachen werden. Stattdessen könne eine Kooperation der beiden Stadtarchive sowie der beiden Stadtbibliotheken sinnvoll sein. Erste Gespräche laufen bereits.

Den Stellenwert der Städtepartnerschaften zu erhöhen, hat sich die SPD vorgenommen. So soll, so ein Antrag der Sozialdemokraten, der Partnerschaftsausschuss für internationale Beziehungen künftig ein Unterausschuss des Haupt- und Finanzausschusses sein - damit die Partnerschaften nicht in der Masse anderer wichtiger Themen untergehen. Zudem sollten mehr Stellen in der Stadtverwaltung geschaffen werden. "Wir haben beim Besuch der Franzosen aus Linselles zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft gemerkt, dass die bisherigen Stellen nicht ausreichen", sagt Röhrscheid. Zudem stünden nun neue offizielle Partnerschaften mit Smiltene in Lettland und Marugame in Japan bevor.

(RP)
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