Stadt Kempen "So oder so ist das Leben"

Stadt Kempen · Das Internationale Niederrhein Musikfestival kooperiert mit Kempen Klassik. Das Programm "So oder so ist das Leben" mit dem deutschen Chansonnier Tim Fischer erlebte in der ausverkauften Paterskirche eine erfolgreiche Premiere.

 Flötistin Anette Maiburg (links), das Galatea Quartett und Stefan Malzew (rechts) bestritten einen Kammermusikabend, den Tim Fischer mit Chansons würzte. Zum Auftakt der Kammermusikreihe von Kempen Klassik 2017/2018 gab es zwei Zugaben.

Flötistin Anette Maiburg (links), das Galatea Quartett und Stefan Malzew (rechts) bestritten einen Kammermusikabend, den Tim Fischer mit Chansons würzte. Zum Auftakt der Kammermusikreihe von Kempen Klassik 2017/2018 gab es zwei Zugaben.

Foto: NORBERT PRÜMEN

Unkonventionell startete die Reihe Kammermusik mit zwei Tangos in die neue Saison. Die wurden zwar von einem Streichquartett gespielt. Aber das wurde noch mehrmals im Laufe des Abends in einer Art und Weise tätig, die man nicht ohne weiteres als typische Kammermusik einstufen würde.

Das Galatea Quartett mit Yaka Tsuboi und Sarah Kilchenmann Violine), Hugo Bollschweiler (Viola) und Julien Kilchenmann (Violoncello) spielte die Tangos mit Pfiff, Rhythmus, Sentiment und den kleinen Rutschern (Glissandi), die unbedingt dazu gehören.

Ein "Chanson-Kammermusik-Abend" war versprochen worden, und mit einem gut zusammengestellten Mix wurde das Versprechen gehalten. Mit Tim Fischer war ein Sänger gekommen, der sich auf sein Metier versteht. Längst hat er, mit einer weichen Samt-Stimme und einem melancholischen Unterton, zu seinem eigenen Stil gefunden. Die schwermütigen Lieder eines Jacques Brel und die ironischen eines Friedrich Hollaender trägt er so authentisch vor, als ob sie heute für ihn geschrieben worden wären.

Gelegentlich bringt er eine parodistische Note ins Spiel, so etwa, wenn es heißt "nur nicht aus Liebe weinen". Dann zieht er mit gerolltem r und übertriebenem Pathos die Eigenarten einer Zarah Leander durch den Kakao. Wie hatte noch seinerzeit Ralph Benatzky über die tiefe Stimme der Schwedin gewitzelt: "Die singt ja Bassbariton wie König Marke".

Die originellen Instrumentalbegleitungen stammten aus der Feder von Stefan Malzew. Der war schon Dirigent am Schweriner Staatstheater und Generalmusikdirektor der Neubrandenburger Philharmonie. In der ausverkauften Paterskirche gehörte er mit Klarinette, Saxophon und Vibraphon zusammen mit dem Galatea Quartett zum instrumentalen Begleitensemble Fischers, ebenso wie die Flötistin Anette Maiburg.

Maiburg, die sich auch als Künstlerische Leiterin des Niederrhein Musikfestivals einen Namen gemacht hat, brillierte auch als Solistin in einer Komposition des von den Nazis als "entartet" diffamierten Erwin Schulhoff. Virtuos brachte sie seine reizvollen fünf Jazzetüden für Klavier zum Klingen - in einer Bearbeitung für Flöte und Streichquartett (Joaquín Clerch).

Theo Mackebens "So oder so ist das Leben", die "Rinnsteinprinzessin" und "Komm großer schwarzer Vogel" rundeten das Programm ab. Die Zuhörer fanden im Laufe des Abends zunehmend Gefallen an diesem untypischen, dabei aber durchdacht konzipierten Abend und freuten sich noch über zwei Zugaben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort