Gemeinde Grefrath Schweineblut: Ein Brauch, der sich hält

Gemeinde Grefrath · Früher war es selbstverständlich, zu Hause zu schlachten. Heutzutage findet das "Schweineblut" in Gaststätten statt. Dabei wird Fleisch verlost, die Stimmung ist stets gut.

 Beim "Schweineblut" geht es in den Kneipen, wie im Gasthaus "Zum Fürsten Blücher" in Grefrath, gesellig zu.

Beim "Schweineblut" geht es in den Kneipen, wie im Gasthaus "Zum Fürsten Blücher" in Grefrath, gesellig zu.

Foto: Achim Hüskes

Von der Hausschlachtung zum Schweineblut ist es ein kurzer Weg. Früher hieß es immer, dass mit St. Katharina der Winter beginnt. Das ist der 25. November, der Namenstag der Heiligen Katharina. Zwischen November und März des neuen Jahres rechneten die Landwirte mit Frost. In dieser Zeit fanden früher auch bei zahlreichen Bürgern, nicht nur bei Landwirten oder Gastwirten, Hausschlachtungen statt. Gewurstet wurde ebenso zu Hause, meist mit einem Helfer, der Schlachten und Wursten konnte. Es gab für die Erwachsenen dabei stets das eine oder andere "Blootsdröpke". Natürlich gehörte auch eine Schüssel "Panhas" (Tüüt) dazu. Am besten mit Schwarzbrot gegessen, wie es heute noch alljährlich im Süchtelner Rosenmontagszug praktiziert wird.

Aus der Hausschlachtung hat sich über die Jahrzehnte hinweg das so-genannte Schweineblut entwickelt, praktiziert in den örtlichen Gaststätten. So gab es in den 1950er- und 1960er-Jahren sowohl in Süchteln wie auch in Sittard, Hagenbroich und Dornbusch, aber auch in Grefrath, Vinkrath, Oedt, Mülhausen, oder Vorst weit mehr als zwei Dutzend Gaststätten, wo zwischen November und März ein "Schweineblut" stattfand.

Es war ein gesellschaftliches Ereignis. Einer, der ein "Schweineblut" am besten verkaufen konnte, war in Grefrath "Fenten Teike" (Theo Fenten), Ex-Schützenkönig, Junggeselle, dem Fußballsport verbunden, stets mit dem Moped unterwegs und einem "guten Tröpfchen" niemals abgeneigt. In Grefrath sind von den zahlreichen Schweineblutveranstaltungen nur noch wenige übriggeblieben. Dazu gehören die Veranstaltungen der Trommlercorps in Grefrath und Vinkrath oder von Sparclubs.

Das erste Schweineblut in diesem Jahr im hiesigen Bereich findet bei den Bürger Junggesellen in Vorst am 8. November statt, also noch vor dem offiziellen Termin von St. Martin. Es ist längst so, dass ein Verein beim Schweineblut mit einem Wirt zusammen arbeitet, der deftige Hausmannskost anbietet. Das heutige kommerzielle Schweineblut (Värkesbloot) läuft nach ganz bestimmten Regeln ab. Meist ziehen zwei Männer durch die Gaststätte und verkaufen Karten eines Skatspiels oder Rommeéspiels, je nachdem was zur Verlosung kommt. Unterschiedlich ist dabei auch der Preis einer Spielkarte, der bei 50 Cent oder auch 2,50 Euro liegen kann. Mal sind es drei Preise, die zur Verlosung kommen, mal fünf. Je mehr Durchgänge mit dem Kartenspiel gemacht werden, desto größer ist der Erlös für den Veranstalter. Zwischen 50 und 100 Durchgänge können es schon sein.

Das bedeutet auch, dass der ein oder andere vielleicht mehr Fleisch gewonnen hat, als ihm eigentlich lieb ist. Es hat Veranstalter gegeben, die ein Viertel Schwein auf den Tisch brachten und es verlosten. Statt eines Viertels Schwein gibt es beim Grefrather Feuerwehrtrommlercorps heutzutage Gutscheine einer Metzgerei.

Die Gewinner sind rasch ermittelt, denn aus einem zweiten Kartenspiel werden von unbeteiligten Personen die Gewinnkarten gezogen, vorgelesen und in der Gaststätte hochgehalten. Wer also die gezogene Karte aus dem ersten Kartenspiel in seinem Besitz hat, hat einen Preis gewonnen. Das war früher meist nur ein Schinken, eine Blut-, Brat- oder Leberwurst. Doch heutzutage ist Geflügel ebenso dazu gekommen wie Wild, oder Stallkaninchen, ab und an sogar Frühstückskörbe.

Das, was verlost wird, wird den Gästen vor dem Durchgang gezeigt. Wenn etwa nur Teile vom Schwein verlost werden und ein Gast mag nicht so gerne Schweinfleisch, dann kann er einfach bei einem Durchgang aussetzen. Es hat früher sogar Veranstalter gegeben, die ein halbes Schwein verlosten, so dass man dann wieder eine Person benötigte, die das Tier zerlegte. Doch ein halbes Schwein nach Haus schleppen, ist ausgesprochen mühselig.

Für Stimmung ist stets gesorgt bei einem Schweineblut. Und wenn gar eine Person, oder Ehepaar mehrere Würste, Schinken, Kaninchen gewonnen hat, dann hört man nicht selten: "Die habbe jezz Fleesch jenoch." Die haben aber auch meist dann investiert, denn oftmals kauft eine Person mehrere Karten, was natürlich die Möglichkeiten auf einen Gewinn deutlich erhöht. Ein Schweineblut ist immer ein Abend mit ganz viel Stimmung und Unterhaltung. Und natürlich mit gutem Essen.

(RP)
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