Willich Schulen bekommen NPD-Post

Willich · Die rechtsextreme NPD versucht, mit anti-islamischen Parolen an Schulen Stimmung zu machen. An rund 3000 Schülervertretungen schickte sie in diesen Tagen einen Brief – auch an Schulen in Willich und Tönisvorst.

Stadt Willich/Tönisvorst Der Briefumschlag, den Sigrid Stegemerten am Dienstag in den Händen hielt, sah unauffällig aus. Die Schülervertretungs-Lehrerin vom Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath wunderte sich nur, dass der Absender nicht ersichtlich war. Als sie den Brief öffnete, der an die Schülervertretung adressiert war, stellte sie schnell fest: Sie hatte Post von der NPD bekommen – so wie viele andere Schulen in NRW. Die Schülervertreter von rund 3000 Schule hat die ausländerfeindliche Partei laut eigener Aussage angeschrieben, um für sich zu werben.

In dem Schreiben warnt Michael Schäfer, Chef der NPD-Jugendorganisation "Junge Nationaldemokraten", vor einer Islamisierung Deutschlands und kritisiert "die korrupten Versager der Bonzenparteien", die das Geld in "sinnlose Auslandseinsätze und in die gescheiterte Multi-Kulti-Gesellschaft" gesteckt hätten anstatt in Schulen, Unis und Sportplätze.

Daran schließt sich das Angebot , den Spitzenkandidaten der NRW-NPD bei den Landtagswahlen, Claus Cremer, zur Diskussion einzuladen: "Dann könnt Ihr ihm persönlich auf den Zahn fühlen und selbst herausfinden, was uns von den Spießern der Altparteien unterscheidet." Schäfer schließt den Brief mit der Aufforderung, am NPD-Gewinnspiel "Wir oder Scharia" teilzunehmen.

Sigrid Stegemerten hatte Besseres vor: Sie gab den Brief zurück ins Sekretariat und informierte den Schülersprecher, dass sie Post von der NPD erhalten hatte.

Brief zerrissen

Auch andere Schülervertretungen in der Region haben Post von der NPD bekommen. So erhielt auch die Realschule Tönisvorst einen Brief, den der SV-Lehrer sofort zerriss. So verfuhr auch der SV-Lehrer der Johannesschule in Anrath.

Dass sich die NPD an Jugendliche richtet, ist Teil einer neuen Strategie, die die Partei seit einigen Jahren fährt, sagt Dr. Klaus-Peter Hufer von der Kreisvolkshochschule Viersen. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Rechtsextremismus. "Die NPD hat gemerkt, dass mit Parolen wie ,Ausländer raus' keine Stimmung zu machen ist, deshalb kommt die Partei mit auf den ersten Blick konsensfähigen Angeboten." So setze sich die NPD dafür ein, mehr Geld in die Bildung zu investieren. "Doch wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass die Partei das nur für Deutsche fordert."

Dabei zielen die Mitglieder besonders auf Jugendliche. "Die Partei bietet ihnen in einer Orientierungsphase wie der Pubertät etwas an", sagt Klaus-Peter Hufer. "Es gibt auch Jugendliche, die bereits mit 13 Jahren in die rechte Szene einsteigen." Frage des Tages

(RP)
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