Kreis Viersen Schüler mit enormem Forschergeist

Kreis Viersen · 421 Teilnehmer hielten gestern mit 203 Forschungsarbeiten in sieben Kategorien beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" die Juroren auf Trab. Allein von Schulen aus dem Kreis Viersen kamen 56 Arbeiten.

 Tim Grotenburg vom Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath: Sein Katapult ist eine von 56 Arbeiten, die Schüler aus dem Kreis Viersen zum Wettbewerb "Jugend forscht" eingereicht hatten.

Tim Grotenburg vom Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath: Sein Katapult ist eine von 56 Arbeiten, die Schüler aus dem Kreis Viersen zum Wettbewerb "Jugend forscht" eingereicht hatten.

Foto: THOMAS LAMMERTZ

In einem Becher, der mitten im Plastikmüll steht, schwimmen Dutzende von Kleinstlebewesen. "Mit diesen kleinen Krebsen haben wir allerdings nicht gearbeitet, sondern mit Daphnien", erklärt Jonas Diener. Dabei deutet der Abiturient des Tönisvorster Michael-Ende-Gymnasiums auf das Mikroskop. Auf dem Glasträger befindet sich eine Probe mit Daphnien. Diese ein bis fünf Millimeter großen Wasserflöhe sehen unter der Vergrößerung ein wenig seltsam aus, und das liegt an den Mikrokunststoffartikeln, die sich im Magen-Darm-Trakt der Tiere befinden. Der 19-Jährige und seine Schulkameradin Louisa Bonten haben gemeinsam untersucht, wie sich Mikrokunststoffpartikel auf aquatische Lebewesen, in diesem Fall Daphnien, auswirken. "Wir konnten feststellen, dass sich die Kunststoffpartikel im Magen-Darm-Trakt dieser Filtrierer ansammelten und sie früher starben", berichtet Jonas und ist damit mitten in der Problematik der Verschmutzung der Meere mit Kunststoffmüll.

Um den Umweltschutz dreht sich auch alles bei Maximilian Lorberg und Niklas Lentelink. Die beiden 19-jährigen Schüler der Robert-Schuman-Europaschule in Willich haben sich mit der Herstellung eines Kunststoffes aus einem nachwachsenden Rohstoff beschäftigt. An ihrem Stand befinden sich so ein Strohballen und mehrere so genannte Erlenmeyerkolben, die die Zwischenschritte verdeutlichen sowie die fertigen Kunststoffprodukte. "Wir haben aus dem Stroh Cellulose gewonnen und diese verestert", erklärt Niklas die Vorgehensweise. Herausgekommen ist ein Kunststoff, der sich später ohne Umweltprobleme zersetzt. "Wir wollten zeigen, dass mit einem einfachen nachwachsenden Rohstoff Kunststoff ohne den Einsatz von Erdöl möglich ist", hebt Maximilian hervor. Dass eine Biogasanlage auch im Kleinen funktioniert, demonstrieren Kristina Drnec und Katharina Lingen. Die beiden 15-jährigen Schülerinnen der Liebfrauenschule Mühlhausen haben sich mit dem "braunen Gold der Zukunft" befasst, wie sie die Gülle nennen, und eine Mini-Biogasanlage gebaut.

Gleich 15 Forschungsarbeiten hat das Luise-von-Duesberg-Gymnasium aus Kempen im Gepäck. Von Überlegungen, wie man Bienen helfen kann, über die Analyse von Deos und Haarspray bis hin zum richtigen Energiesparen zieht sich die Palette. Theveya Vijayarajah und Nina Hoffmanns haben beispielsweise festgestellt, dass Wasser mit einem Wasserkocher effizienter erhitzt wird als auf dem Herd und dass ein Eco-Programm einer Waschmaschine zwar mehr Zeit braucht, aber weniger Energie benötigt als ein Zeitsparprogramm.

Auch am Lise-Meitner-Gymnasium forschen die Schüler mit Begeisterung. Zehn Projekte haben die Anrather mitgebracht. Bennet Kuhlen hat eine App entwickelt, mit der sich Freunde vernetzen können und somit immer erfahren, wo sich wer gerade aufhält. "Wir haben unsere Forschungsarbeiten vom vergangenen Jahr fortgesetzt", berichten Tom Hülter und Marvin Mentzfeld. Beim so genannten Ronaldo-Effekt hatten sie einst festgestellt, dass Konzentration eine Trefferquote aufs Fußballtor beim Elfmeter um 19 Prozent erhöht. Diesmal gingen die Forschungen in die Störrichtung. "Pfeifkonzerte und dergleichen lenken ab. Die Chance zu treffen sinkt um 30 Prozent", erläutert der 13-jährige Tom über die Ergebnisse.

Erstaunliches hat das Dreierteam Patrick Mehles, Robin Wedekind und Jan Dudziak aus St. Tönis erfahren. Die Schüler stellten fest, dass der Säureanteil in Früchtetees teilweise extrem hoch ist und sich kalziumschädigend auswirkt. "Wir haben ein Ei teilweise mit Fett bestrichen und eine Woche in einen Tee gelegt. Die Fettstellen waren unbeschädigt, die restliche Eisschale ist grau und rau geworden. Das zeigt die Schädigung", erklärt Robin.

So manches Jurymitglied staunt beim Rundgang, was die Jungforscher untersucht haben und auf welchen Wegen sie zu ihren Ergebnissen gekommen sind. Dabei hat sich das gesamte Krefelder Seidenhaus mit dem angrenzenden Theater in eine einzige große Forschungsabteilung verwandelt.

Was die Jury gestern beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" zu sehen bekommt, ist phänomenal, und das gilt sowohl für die Altersklasse bis 14 Jahre im Bereich "Schüler experimentieren", als auch für den eigentlichen Bereich "Jugend forscht" der 15 bis 21 Jahre alten Teilnehmer. Die pfiffigen Jungforscher konnten begeistern.

(RP)
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