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Stadt Willich Schneller Termin beim Facharzt

Stadt Willich · Eine Servicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung soll es vom 1. Februar ermöglichen, dass Patienten schneller einen Termin bei einem Facharzt bekommen. Hiesige Mediziner sehen das Verfahren skeptisch.

 Spätestens binnen vier Wochen sollen Patienten ab dem kommenden Jahr einen Termin beim Facharzt bekommen.

Spätestens binnen vier Wochen sollen Patienten ab dem kommenden Jahr einen Termin beim Facharzt bekommen.

Foto: dpa

Es soll spätestens zum 1. Februar in Kraft treten und den Kassenpatienten eine schnelle ärztliche Versorgung ermöglichen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) will eine Servicestelle einrichten, damit Patienten spätestens nach vier Wochen Termine bei den Fachärzten bekommen. Hiesige Ärzte äußern sich sehr skeptisch zu dieser beabsichtigten Neuerung, denn sie müssen im Vorfeld der KV ihre freien Termine mitteilen.

Für den Schiefbahner Allgemeinmediziner Harald Hüsgen ist dies der falsche Ansatz: "Hier soll mit der Brechstange etwas Neues versucht werden." Der praktische Arzt war bis zur neuen Notarztdienststruktur der Obmann der niedergelassenen Ärzte in Willich. Dieser neue Service bringe die vielen Fachärzte mit jetzt schon vollem Behandlungskalender nicht weiter. Sicherlich sei es unbefriedigend, wenn Patienten auf einen Termin beim Augenarzt mehrere Wochen oder beim Rheumatologen mehrere Monate warten müssten. Hin und wieder schalte er sich selbst ein, wenn es zu lange dauert. Hüsgen schildert kopfschüttelnd aber auch einen Fall, der vor Kurzem passierte: Eine Kassenpatientin wollte kurz vor ihrem Urlaub noch einen Termin bei einem Orthopäden in einer Nachbarstadt haben. Wenn sie die Behandlung sofort und selbst zahle, werde sie sofort drangenommen, sonst dauere es über drei Wochen, sei der Patienten gesagt worden. Hüsgen: "Das geht natürlich überhaupt nicht, denn die Praxis hatte ja offenbar noch Kapazitäten frei."

"Das ist überhaupt nicht durchführbar", sagt Brigitte Brockmanns-Pelss. Die Hautärztin aus Anrath weist erst einmal darauf hin, dass sie für einen Einzugsbereich von etwa 34.000 Personen zuständig ist. Wie soll das bei dem neuen System gehen? Schon jetzt würden die Kassenpatienten beim ersten Kontakt erst einmal gefragt, wie akut ihre Beschwerden seien. Dringende Fälle würden schon jetzt viel schneller als innerhalb von vier Wochen erstbehandelt. Von einem Mausklick hält sie überhaupt nichts. Ihre Patienten suchen den persönlichen Kontakt. Durch diese Software und die Überwachung und Realisierung würden nur unnötig neue Verwaltungsebenen geschaffen. Hinzu komme, dass viele Patienten Wunschtermine haben wollen - "am liebsten zwischen der Fußpflege und ihrer liebsten Fernsehsendung".

Für Martin Kamp, der als HNO-Arzt am Kempener Burgring praktiziert, geht es bei der Neuerung in erster Linie darum, die bei manchen Ärzten nur noch knappen medizinischen Ressourcen besser auf die nachfragenden Patienten und mithin auf andere Ärzte mit freien Kapazitäten zu verteilen: "Wenn die Höchstgrenze der behandelten Patienten im Quartal bei Weitem überschritten ist und die Ärzte für einen oder mehrere Besuche desselben Patienten dann nur gestaffelt wenige Euro erhalten, ist hier sicherlich einiges im Gesundheitssystem im Argen." So gebe es bei einigen Fachgruppen pro Quartal bestimmte Fallwerte, die schon mal unter 20 Euro liegen könnten. Vollkommen egal, ob der Patient einmal oder mehrmals im Quartal in die Praxis komme.

Ob aber dies der richtige Weg ist, bezweifelt der HNO-Arzt. Zumal das genaue Prozedere überhaupt nicht klar sei. Außerdem gebe es bei ihm generell keine Wartezeiten über mehrere Wochen und Monate hinweg. Akute Fälle würden sofort behandelt, man muss nur dann längere Wartezeiten in der Praxis in Kauf nehmen. Alle anderen Patienten kämen so wie in anderen HNO-Praxen in Kempen auch innerhalb einer Woche dran.

Mit der Zeit geht schon seit langem die Krefelder Hautärztin Ursula Peterseim, zu der auch viele Patienten aus Willich und Tönisvorst kommen. Sie vergibt schon seit etwa fünf Jahren auf ihrer Homepage Termine. Etwa 15 Prozent ihrer Kunden machen davon Gebrauch. "Diese Online-Verfahren bieten immer mehr meiner Kollegen an", sagt sie. Dennoch hält die Ärztin von der wohl bald in Kraft tretenden Neuerung gar nichts: "Uns regt es zum Beispiel auf, dass wir dann die neue Servicestelle, die eingerichtet werden muss, mitfinanzieren müssen." Aber was für die Patienten noch wichtiger ist: "Wenn das kommt, fällt die freie Arztwahl weg, werden unter Umständen Termine von Fachärzten vergeben, die man nicht will und zu denen man unter Umständen weit anreisen muss."

(wsc)
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