Stadt Willich Polizeiwachen ab Herbst neu organisiert

Stadt Willich · Für rund 200 Beamten der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz wird sich im Arbeitsalltag ab September vieles ändern. Die Polizeiwachen Willich und Nettetal bleiben nachts geschlossen. Kempen und Viersen werden personell gestärkt.

Die Dienststellen in Kempen und Viersen werden zu den zentralen Polizeiwachen im Kreis. Sie bleiben rund um die Uhr besetzt und bekommen mehr Personal. Die Wachen in Willich und Nettetal allerdings werden nachts und an den Wochenenden geschlossen. Sie brauchen weniger Personal, dafür kümmern sie sich verstärkt um die Schwerpunkte Einbruch und Verkehr, so der Plan. Für gut 200 Beamte der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz ändert sich durch die Neuorganisation der Arbeitsalltag. Mit der Umstrukturierung reagiert die Kreispolizei auf den Personalrückgang der Behörde, den Willichs Bürgermeister Josef Heyes mit großer Sorge sieht: "Das ist für die Sicherheit der Bürger nicht förderlich."

Der NRW-Innenminister hat jetzt grünes Licht für das neue Konzept im Kreis Viersen gegeben, ab September wird es ernst: Nun wird das umgesetzt, was seit knapp einem Jahr durch die Behörde und die Kommunen geistert. Die jetzt von Bundesinnenminister de Maizière versprochene Aufstockung der Polizei ändere an den Plänen nichts, so Polizei-Sprecherin Antje Heymanns.

"Alle Standorte bleiben erhalten. Das Einsatzgeschehen wird von den Wachen in Kempen und Viersen gebündelt organisiert", erklärt Polizeichef Manfred Krüchten. Die Vorteile der Neuorganisation: Es werde weniger Personal im Nachtdienst gebunden. Die Wachen in Nettetal und Willich könnten sich auf Einbruchprävention, Fahrradunfälle mit Kindern und Kontrollen konzentrieren. Die Zivilkräfte vor allem im Einsatz gegen Straßenkriminalität werden personell aufgestockt.

Konkrete Folge: Die Wachen in Nettetal und Willich werden nachts und am Wochenende nicht mehr besetzt sein. Für den Polizeichef ergibt sich die Entscheidung aus einer Rechenaufgabe. "Um eine Dienststelle sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr besetzen zu können, brauchen wir 6,5 Planstellen. Das bindet enorm Personal. Damit fährt aber noch kein einziger Streifenwagen", erklärt Krüchten. Hinzu komme das geringe Arbeitsaufkommen der Willicher und der Nettetaler Wache nachts und an Wochenenden: "Es gab zu den Zeiten in Nettetal 51 Anzeigen im Jahr. Das ist nicht mal eine Anzeige pro Woche. Das ist nicht effizient." In Willich sehen die Zahlen nicht viel anders aus. Bürgermeister Heyes dringt darauf, dass die Zusagen eingehalten werden. Für ihn ist entscheidend, dass die Streifenwagen nach wie vor nachts schnell an Ort und Stelle sind.

Angesichts der immer dünner werdenden Personaldecke muss die Behörde mit ihren Kräften haushalten: "Viele Beamte sind über 50 Jahre. Für diejenigen, die pensioniert werden, rücken nicht genug nach. Das liegt an der mangelnden Einstellung des Landes in den Jahren 2000 bis 2010", sagt Ralf Robertz, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Kreis. In den vergangenen fünf Jahren sei die Kreispolizei von 520 auf rund 460 Kräfte geschrumpft. In den kommenden fünf Jahren wird sie abermals rund 30 Leute verlieren. Der Gewerkschafter hält die Organisationsanpassung für vertretbar. "Man versucht das möglichst sozialverträglich umzusetzen. Alle wurden befragt. Ich schätze, es werden rund 20 bis 30 Leute nach Kempen und Viersen rübergezogen", sagt Robertz.

Für die Bürger ändere sich nichts, versichert Polizeichef Krüchten. "Ob die Besatzung eines Streifenwagens in Nettetal oder Viersen seinen Dienst beginnt, ist unerheblich. Wir behalten die Polizeipräsenz bei. Wir ziehen uns nicht aus Nettetal und Willich zurück." Auch die die Dorfsheriffs bleiben erhalten.

Ab wann genau die Wachen in Willich und Nettetal nachts schließen, ist noch unklar. "Das hängt davon ab, wie schnell die Gebäude baulich umgerüstet und gesichert werden können", sagt Krüchten.

(RP)
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