Stadt Willich Poldi sucht eine neue Geldquelle

Stadt Willich · Das Schauspielensemble des Vereinigten Männerchores Willich hat mit den Proben für das Stück "Currywurst und Kaviar" begonnen. Premiere ist am 2. Oktober, insgesamt gibt es sechs Aufführungen.

 Selbstverständlich gehören zum Schauspielensemble des Vereinigten Männerchores auch Frauen. Die Stimmung ist bestens, auch wenn natürlich noch nicht jede Szene sitzt.

Selbstverständlich gehören zum Schauspielensemble des Vereinigten Männerchores auch Frauen. Die Stimmung ist bestens, auch wenn natürlich noch nicht jede Szene sitzt.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wer ist der Schönste im ganzen Land? Auf der Bühne hängen zwei Porträts, die im Jägerrock den jungen und alten Grafen von Schippenstiel zeigen. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man die Gesichter von Heinz Jakob Gather und Jochen Makowski. Beide sind "schön", aber wohl etwas in die Jahre gekommen. Gather und Makowski gehören zum zehnköpfigen Laienspiel-Ensemble des Vereinigten Männerchores (VMC) Willich. Gerade findet in der Gaststätte Krücken für die Komödie "Currywurst und Kaviar" die erste Probe in der Bühnenkulisse statt.

Keineswegs in die Jahre gekommen ist die Schauspielkunst des Ensembles, das größtenteils seit Jahrzehnten auf den Bühnenbrettern steht. Natürlich gehören auch wieder einige Frauen unbedingt dazu, so Annelene Makowski, Johanna Greis, Brigitte Schiffer, Annemie Küppenbender und Nicole Küsters. In dem Kasten vor der Bühne souffliert wie in den Jahren zuvor Silvia Forgber. Die Metzgersfrau hat bei der ersten richtigen Probe genug zu tun. Aber es ist noch genügend Zeit. Denn erst im Oktober soll der Dreiakter aufgeführt werden - und dann direkt sechs Mal.

"Bringt nicht die Textbücher mit auf die Bühne und sprecht langsam und deutlich", gibt Regisseur Jochen Makowski die ersten Tipps. Der heute 64-jährige VMC-Ehrenvorsitzende steht selbst seit mehr als 20 Jahren auf der Bühne, spielt auch jetzt die Rolle des bankrotten, weil spielsüchtigen Grafen Leopold (Poldi) von und zu Schippenstiel.

"Und nennt mich nicht immer Johännchen", regt sich wenig später Butler Johann, alias Franz Schüller, auf. Schüller (66), der beim VMC den Zweiten Bass singt, ist zum ersten Mal dabei, spielt seine Rolle ausgezeichnet. Neu ist ferner Werner Kruse, der dem Chor erst seit etwa einem Jahr angehört. "Michael Atsuki hatte mich überredet", sagt in einer kurzen Pause der 48-jährige Konstrukteur, der in die Rolle des reichen Wurstkönigs Moritz Knackfrisch schlüpft. Atsuki selbst, Vorsitzender des VMC, ist Pfarrer Tebartz van Elst. Seine Millionen von Steuergeldern hat er diesmal nicht in seine Residenz investiert, sondern damit oft seinem bankrotten Freund Poldi geholfen.

Kurz zum Inhalt: Die Zeit der Investitionen des Pfarrers ist vorbei. Händeringend sucht daher der verarmte Poldi mit seiner Gattin Eleonore (gespielt von Annelene Makowski, mit der "Poldi" auch im tatsächlichen Leben seit über 42 Jahren verheiratet ist) eine neue Geldquelle. Die Zwei haben die Idee, den schwerreichen Fabrikanten Moritz Knackfrisch zu adoptieren, der wegen des dann zu erwartenden Adeltitels auch scharf darauf ist. Gleich mit vier Personen nisten sich die Knackfrischs mit der lispelnden Hulda (Brigitte Schiffer) bei den Schippenstiels ein. Adel und Bürgertum unter einem Dach, wenn das mal gut geht. Auch Heinz Jakob Gather wird dabei keine unbedeutende Rolle spielen.

Noch klappt nicht alles nach Wunsch, werden Textreihen und Türen verwechselt, stehen Vasen an der falschen Stelle oder fallen Stühle um. Im "Publikum" sitzt unter anderem Kulissen-Baumeister Manni Leupers, der in dem einst prunkvollen Schloss das Wohnzimmer errichtet hatte.

Neben den zwei Waidmännern hängen unter anderem etliche Geweihe an den Wänden. "Die haben wir uns vom Fundus der Schlossfestspiele ausgeliehen", erklären Anne und Franz Dickopp, die auch da sind und die Requisiten besorgt haben. Es ist fast alles da. Noch fehlt lediglich ein Ohrensessel.

Langeweile dürfte bei der Boulevardkomödie von Beate Irmisch nicht aufkommen. Die Proben werden in den nächsten Wochen bis zur Premiere am 2. Oktober noch intensiviert.

(wsc)
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