Kempen Nostalgie und Moderne verschmelzen

Kempen · Mit ihrem Kochbuch "Von Princessböhnchen und armen Rittern" ist der Stylistin Doris Zehr ein Clou gelungen. Die Düsseldorfer Geschäftsfrau lebt mit ihrem Mann in einem alten Anwesen am Rande von Kempen.

Im Geschäft "Mode und Kunst Helmrath" an der Judenstraße 1 liegt es schon im Schaufenster. Aber ansonsten ist das Kochbuch von Doris Zehr noch eher ein Geheimtipp. Es ist auch erst im Juni herausgekommen. Doch unter den Kunden ihres Düsseldorfer Ambiente- und Antiquitätenladens ist das Buch bereits der Renner. Viele, die es für sich gekauft (und behalten) haben, verschenkten es an Freunde und Bekannte weiter. Die wenigsten wussten, dass dieses außergewöhnliche Kochbuch in Kempen entstanden ist. Denn die Stylistin hat die Gerichte nicht nur in ihren alten Gemäuern am Rande von Kempen gekocht, die Gerichte wurden dort auch dekoriert und für das Buch fotografiert - vom Düsseldorfer Fotografen Wolfen Schulz.

Wer schnelle, gesunde und unkomplizierte Küche liebe, werde mit dem Kochbuch bestens bedient, umschreibt Autorin Doris Zehr selbst ihr Buch. Sie ist keine gelernte Köchin, verfügt auch nicht über einen Profi-Herd, sondern kokettiert damit, dass alle Gerichte auf einem kleinen Zweiplatten-Herd in ihrer kleinen "Hexenküche" entstanden sind. Im Vorwort schreibt ihre spanische Freundin, Doris Zehr sei keine Köchin, sondern eine Zauberin. "Sie ist gebündelte Kreativität." Tatsächlich schwingt sie zum Spaß einen Kochlöffel, dessen Stiel leuchtet, wie einen Zauberstab.

In ihrem Kochbuch führt die Autorin durch die Jahreszeiten. Sie verwendet frische Zutaten, die zumeist aus der Region kommen. Und man glaubt ihr, dass sie beweisen will, wie man mit relativ wenig Zeitaufwand anspruchsvoll kochen kann, wie man nach einem anstrengenden Tag im Geschäft oder Büro noch Spaß haben kann, am Herd zu stehen. Die vielen Freunde und Kunden, die in den Genuss kamen, von ihren Gerichten zu probieren, kommen immer wieder gerne wieder. Das ein oder andere Rezept haben sie auch für das Buch beigesteuert.

Die meisten Rezepte sind alle original Doris Zehr. Sie nimmt auf, was ihre Mutter und Großmutter in Schlesien gekocht haben, ihr Mann Mike - Werbeberater in Düsseldorf - brachte immer wieder Rezepte aus Illustrierten mit, die sie dann ausprobierte und auf ihre Art weiterentwickelte. Da sie seit elf Jahren regelmäßig nach Sri Lanka reist, ist sie inzwischen eine überzeugte Anhängerin von Ayurveda-Gewürzen. Aber die Rezepte funktionieren auch ganz leicht ohne diese exotischen Nuancen. Sie möchte die Menschen ermutigen, wieder selber frisch zu kochen. Eine warme Mahlzeit nach einem anstrengenden Arbeitstag ist für sie ein Muss. Dabei geht es ihr nicht um eine überkandidelte Designerküche, sondern um Kochen für den täglichen Bedarf - wobei man die Mahlzeit zum Ausklang des Tages dann durchaus zelebrieren kann. Doris Zehr nennt das, "den Tag mit einem gesunden Essen zu krönen." Sie selber holt dabei altes Porzellan und Silberbesteck heraus. Der schön gedeckte Tisch ist auch im Alltag für die Stylistin unverzichtbar.

Mit ihrem völlig in Weiß gehaltenen Laden "Gute N8" ausschließlich für den nächtlichen Bedarf hat sie eine ganze Branche revolutioniert. Inzwischen hat sie den Laden verkauft und mit dem Geld ihren Lebenstraum verwirklicht: Sie suchte ein altes Gemäuer - kein Schloss für eine Prinzessin auf der Erbse, sondern etwas Kleineres mit Patina und gelebter Geschichte. Am Rande von Kempen hat sie ihr Traumhaus gefunden. Einen Teil der Räume - natürlich alle wieder in Weiß gehalten - vermietet sie auch gerne als Location für Fotoshootings an Fotografen, die ihre Räume lieben und gerne für Modeshootings nutzen.

Für das eigene Buch waren 20 Fotosessions nötig. Und sie versichert, dass die Fotos alle Gerichte original wie gekocht zeigen. Hier wurde nicht mit Spray oder Rasierschaum "gezaubert", damit es fürs Foto besser aussieht. Dafür sorgten außer dem Essen der richtige Sonnenschein, der durch die hohen Fenster einfällt, ausgesuchtes Porzellan und gestärkte Tischdecken.

Und damit alles auch zu Hause gelingt, verrät Freundin Annette Glasmacher in ihrem Vorwort noch ein ganz besonderes Rezept: "Das Wichtigste beim Kochen (und im Leben überhaupt) ist viel Liebe. Dann können auch Sie zaubern. Simsalabim."

(RP)
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