Kreis Viersen Noch viele Ausbildungsplätze unbesetzt

Kreis Viersen · Anfang des Monats hat in vielen Betrieben das neue Ausbildungsjahr begonnen. Nach Aussage der Agentur für Arbeit blieben viele Lehrstellen unbesetzt, gleichzeitig gebe es zahlreiche Jugendliche ohne Ausbildungsplatz.

Viele Jugendliche waren bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bisher erfolglos. "Aktuell entfallen im Kreis Viersen auf 100 Bewerber 63 Ausbildungsstellen", sagt Michael Becker, Pressesprecher der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen. Der Ausbildungsmarkt befinde sich zwar im Endspurt, dennoch sei auch kurz nach Beginn des Ausbildungsjahres eine Bewerbung aussichtsreich: "Im Kreis Viersen gibt es insgesamt noch rund 500 unbesetzte Lehrstellen", sagt Becker. "Tagtäglich werden noch Ausbildungsstellen besetzt." Er appelliert an Jugendliche, jetzt noch Bewerbungen einzureichen.

Ein anderes Bild zeichnet Elke Peggen, Ausbildungsberaterin der IHK. "In Viersen ist die Welt noch in Ordnung." Schließlich verzeichne sie für den Kreis Viersen in der IHK-Lehrstellenbörse gerade einmal drei noch zu besetzende Ausbildungsplätze. Jugendlichen, die dennoch bisher keinen Ausbildungsplatz haben, sollten nicht resignieren. "Manchmal kommt es auch zu Ausbildungsabbrüchen. Unternehmen sind in solchen Fällen natürlich daran interessiert, dass diese Stellen neu besetzt werden", sagt Elke Peggen. So gebe es auch kurzfristig immer wieder neu zu besetzende Ausbildungsplätze, die über die IHK-Lehrstellenbörse ersichtlich wären.

Insgesamt stehen laut Aussage der Agentur für Arbeit im aktuellen Ausbildungsjahr 2086 Bewerber 1320 Ausbildungsstellen gegenüber. Auch wenn ein Stellendefizit besteht, gebe es im Kreis Viersen eine positive Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt: "Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Zuwachs von 164 betrieblichen Ausbildungsstellen", sagt Becker. "Unternehmen, die noch freie oder zusätzliche Ausbildungsstellen anbieten wollen, können sich beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit melden."

Wer bisher keine Lehrstelle finden konnte, hat über die Jobbörse auf der Homepage der Agentur für Arbeit die Möglichkeit gezielt nach freien Ausbildungsangeboten in einer Region zu suchen. Sowohl die IHK als auch die Agentur für Arbeit informieren und beraten im persönlichen Gespräch zu Einstiegsmöglichkeiten in den Berufsalltag.

Auch ein Blick in angrenzende Stadtgebiete ermögliche Jugendlichen im Kreis Viersen eine alternative Zugangsmöglichkeit auf den Arbeitsmarkt. Gerade in den angrenzenden Großstädten Mönchengladbach und Krefeld gibt es laut IHK-Lehrstellenbörse noch viele offene Ausbildungsplätze. Gesucht werden unter anderem angehende Systemgastronomen, Fachlageristen, aber auch Lehrlinge im kaufmännischen Bereich.

Neben einer gewissen regionalen Mobilität sei es laut Becker auch wichtig, berufliche Alternativen in den Berufswahlprozess mit einzubeziehen. "Im Kreis Viersen sind 170 unterschiedliche Ausbildungsberufe gemeldet. 60 Prozent aller Bewerber entfallen jedoch auf zehn Berufswünsche." Gefragt bei Jugendlichen seien unter anderem Lehrstellen im kaufmännischen Bereich, zum Verkäufer sowie zum medizinischen Fachangestellten.

Im Falle der medizinischen Fachangestellten entfallen laut Aussage Beckers im aktuellen Ausbildungsjahr 100 Bewerber auf 70 zu vergebende Ausbildungsplätze. Erweitere man jedoch seinen Blick, so könne man auch durch fachnahe Alternativen seine Ausbildungschancen steigern: "Aktuell sind im Kreis Viersen 14 Ausbildungsplätze zum zahnmedizinischen Fachangestellten unbesetzt", sagt Becker. Unbesetzt blieben bisher auch Lehrstellen zum Kaufmann im Einzelhandel (25 Plätze), zum Koch (19) oder zum Dachdecker (14). Einen deutlichen Mangel an Bewerbern verzeichnen zum Beispiel das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie das Lebensmittelhandwerk.

Jugendliche mit eingeschränkten Vermittlungsperspektiven, beispielsweise aufgrund von Lernbeeinträchtigungen oder sozialer Benachteiligung, haben die Möglichkeit, eine betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) zu absolvieren, sofern sie bis zum 30. September keine Lehrstelle finden konnten. Auch fehlende oder schlechte Schulabschlüsse seien oft ein Problem. Die EQ gilt als Türöffner für eine Ausbildung und umfasst ein betriebliches Langzeitpraktikum von bis zu zwölf Monaten. Dieses soll als Vorbereitung auf eine Berufsausbildung dienen und einen Einstieg auf dem Ausbildungsmarkt erleichtern. Häufig erfolgt auch die direkte Übernahme im Betrieb, so dass die anschließende Ausbildung, aufgrund der Vorerfahrung verkürzt werden könne. Ausführlich informiert die Berufsberatung der Agentur für Arbeit über die Chancen der EQ.

(RP)
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