Stadt Willich Neubau für Stadt- und Kreisarchiv?

Stadt Willich · Die Kreisverwaltung treibt einen Neubau für das Kreisarchiv voran. Darin könnte auch das Willicher Stadtarchiv eingegliedert werden. Politik und Verwaltung wollen das aber nur, wenn der neue Standort Willich ist.

 Stadtarchivar Udo Holzenthal und Marlene Mathes zeigen im Willicher Stadtarchiv einen Teller aus Linselles von 1972 und ein Ehestandsbuch. Der Stadt ist die Bildungspartnerschafts mit dem benachbarten Gymnasium wichtig.

Stadtarchivar Udo Holzenthal und Marlene Mathes zeigen im Willicher Stadtarchiv einen Teller aus Linselles von 1972 und ein Ehestandsbuch. Der Stadt ist die Bildungspartnerschafts mit dem benachbarten Gymnasium wichtig.

Foto: Wolfgang KAISER

Das Gedächtnis der Stadt Willich liegt im Keller des Verwaltungsgebäudes St. Bernhard in Schiefbahn-Niederheide. Tausende Akten, 10.000 Fotos, Standesamtsregister seit 1798 und das Zwischenarchiv der Verwaltung stehen aufgereiht auf fast drei Kilometern in den Regalen des Stadtarchivs. Noch? Derzeit gibt es seitens des Kreises Viersen Überlegungen, die Archive der Städte Willich und Viersen ins Kreisarchiv (bisher in der Kempener Burg) zu überführen und dafür ein neues Gebäude zu errichten. Willicher Politik und Verwaltung können sich dies durchaus vorstellen - aber nur dann, wenn das neue Gebäude auf Willicher Stadtgebiet steht.

"Nur dann würden sich die Nachteile bei einer Eingliederung in das Kreisarchiv relativieren", sagt Brigitte Schwerdtfeger, Beigeordnete der Stadt Willich. "Sofern sich das Archiv nicht mehr auf dem Stadtgebiet in Willich befinden würde, würden zum Beispiel die Bildungspartnerschaften mit Schulen und Heimatmuseum, die auch vom Land gefördert wurden, in ihrer Nachhaltigkeit gestört." Auch müssten die Willicher Bürger einen weiteren Weg auf sich nehmen, um in Archivarien Einsicht zu nehmen - Stadtarchivar Udo Holzenthal bezweifelt, dass dann noch so viele Nutzer kämen wie heutzutage. Denn: "95 Prozent unserer Nutzer kommen aus der Stadt Willich."

Vor allem aufgrund der Bildungspartnerschaft mit dem benachbarten St.-Bernhard-Gymnasium sind es zu großen Teilen Schüler, die das Stadtarchiv nutzen. Aber auch die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich mit ihrem Heimatmuseum "Kamps Pitter" (ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft) profitieren vom Stadtarchiv, und dieses profitiert von den Heimatfreunden.

"Kurze Wege sind für ein Archiv wichtig, denn unsere Arbeit hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Weg vom reinen Aufbewahrungsort hin zu Öffentlichkeitsarbeit mit Ausstellungen, Vorträgen und Kooperationen", sagt Holzenthal, der mit Marlene Mathes, Fachangestellte für Medien und Informationsdienste, von montags bis freitags im Archiv anzutreffen ist.

Bis zum 18. März sollen sich Willich und Viersen dazu äußern, ob sie ihre Stadtarchive ins Kreisarchiv eingliedern wollen oder nicht. Der für diese Frage zuständige Kulturausschuss tagt erst im Mai wieder, doch der Ausschussvorsitzende Franz Auling (CDU) glaubt nicht, dass deswegen vorher eine Sondersitzung notwendig wird. Zu einig sei man sich in Willich, dass eine Fusion nur dann infrage kommt, wenn Willich der Standort bleibt. Für Unruhe sorgten jüngst Aussagen der Kreis-FDP, die einen Neubau am Museum Dorenburg in Grefrath vorgeschlagen hat. "Das ist Quatsch und offensichtlich ein Kommunikationsproblem innerhalb der FDP, dem wir jetzt auf den Grund gehen werden", stellt Hans-Joachim Donath, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Willicher Stadtrat, klar. "Wir sind uns mit der Verwaltung und den anderen Fraktionen einig, dass das Stadtarchiv in Willich bleiben muss."

Bleibt noch die Frage, wo denn ein neues, großes Kreisarchiv auf Willicher Stadtgebiet errichtet werden könnte. Kulturausschuss-Vorsitzender Auling sagt, dass man sich darüber bisher noch keine Gedanken gemacht habe. Die Beigeordnete Brigitte Schwerdtfeger hat aber schon einen Favoriten: "Falls das Kreisarchiv in Willich gebaut würde, könnte als Standort das Schulzentrum in Schiefbahn aufgrund der Verkehrsanbindung in Betracht kommen." Und sie gibt zu bedenken: Die Unterbringungsmöglichkeiten für die Archivarien am jetzigen Standort sind begrenzt. "Der Platz wird auf Dauer nicht ausreichen."

(RP)
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