Stadt Willich Naturnah muss nicht Wildnis sein

Stadt Willich · Der Neersener Schlosspark bietet nicht nur eine Parkanlage mit Schloss, Orangerie und Kinderspielplatz. An seinem Rand, direkt am Nebenarm der Cloer, liegt der Naturerlebnisgarten.

 Seit 2009 gibt es den Naturerlebnisgarten, in dem Kinder, aber auch Erwachsene die Natur näher gebracht wird.

Seit 2009 gibt es den Naturerlebnisgarten, in dem Kinder, aber auch Erwachsene die Natur näher gebracht wird.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das leise Plätschern des Bachlaufes ist zu hören, kaum dass man den Naturerlebnisgarten betreten hat. Etwas versteckt hinter dem gemauerten Backhaus gelegen, fließt das Bächlein in die Cloer hinein, die an dieser Stelle fast wie ein See wirkt. "Es ist aber ein Nebenarm des Flüsschens. Es wirkt nur aufgrund des niedrigen Durchflusses wie ein See. Wenn es viel regnet und der Durchfluss steigt, dann haben wir hier mehr Bewegung", erklärt Jack Sandrock vom Naturschutzbund Willich, der gerade gemeinsam mit Udo Hormes, Mitarbeiter der Stadt Willich im Fachbereich Stadt- und Landschaftsplanung, die Nistkastenwand in Augenschein nimmt.

 Vanessa Pfannenberg (links) und Lena Wehlings machen bei der Stadt ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Vanessa Pfannenberg (links) und Lena Wehlings machen bei der Stadt ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Auf einer großen Fläche hängen die verschiedenen Nistkästen für die unterschiedlichsten Bewohner, angefangen bei Vögeln über Fledermäuse bis hin zu Insekten. Jedes Häuschen trägt eine Nummer, die an einer entsprechend nummerierten Infotafel Auskunft über den Bewohner gibt, für den genau dieses Domizil gedacht ist. Es ist aber nicht nur eine informative Schauwand für den Besucher, die Kästen werden auch wirklich angenommen. "In Kasten Nummer elf tut sich was", bemerkt Hormes mit Blick auf die gerade im Einflugloch verschwundene Meise.

 Jack Sandrock (links) und Udo Hormes zeigen die Wand, an der Nistkästen für verschiedene Tiere hängen.

Jack Sandrock (links) und Udo Hormes zeigen die Wand, an der Nistkästen für verschiedene Tiere hängen.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

In den Hochbeeten grüßt das Frühjahr auch schon mit seinen ersten Boten. Zartes Grün sprießt im Küchenkräuter-Beet, und auch bei den Duft- und Aromapflanzen ist Wachstum angesagt. Noch nackt sieht hingegen das Beet direkt neben dem Wasserlauf aus. Allerdings verraten die weißen Schildchen, dass hier schon eingesät wurde. "Wir haben bereits Radieschensamen und Dicke Bohnen ausgebracht", berichten Vanessa Pfannenberg und Lena Wehlings, die beide ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Stadt Willich absolvieren.

Natur pur erleben die Besucher im Naturerlebnisgarten, der gemeinsam vom Nabu, der Eva-Lorenz-Umweltstation und der Stadt Willich betrieben wird. Am Rand des Neersener Schlossparks erfahren die Gäste Wissenswertes rund um das naturnahe Gärtnern, und das seit nunmehr sieben Jahren. Als 2009 die Planungen liefen, neben der Eva-Lorenz-Umweltstation einen Kräutergarten entstehen zu lassen, regte der Nabu Willich an, das Ganze in einen Naturerlebnisgarten auszuweiten, um bessere umweltpädagogische Hilfen bei der Arbeit mit Kindern bieten zu können, aber auch Erwachsenen zu zeigen, dass der naturnahe Garten keine völlige Wildnis sein muss und dass es viele kleine Dinge sein können, die helfen, einen Garten umweltfreundlich zu gestalten. So informiert der Strauchlehrpfad über heimische Pflanzen, die Insekten, Vögeln und Co. Nahrung, Unterschlupf und Brutmöglichkeiten geben.

Wie schön Schneeball, Weißdorn, Felsenbirne, Haselnuss, Schlehen, Eberesche, Liguster und Schwarzer Holunder aussehen, davon können sich die Besucher bei einem Gang entlang der Pflanzen selber überzeugen. Die Kräuterspirale hat schon viele Nachahmer gefunden, und so mancher Gartenbesitzer hat in seiner grünen Oase in einer Ecke einen Totholzhaufen oder eine Käfermiete angelegt - angeregt durch den Naturerlebnisgarten.

Auch das große Wildbienenhaus ist in kleineren Dimensionen bereits in Gärten und sogar auf Balkonen entstanden. Viel braucht es nämlich nicht, damit Wildbienen sich wohlfühlen. Der Naturerlebnisgarten zeigt aber noch viel mehr. Die Palette reicht von Hummelhaus und Hochbeeten über Totholzmauer bis hin zur Blumenwiese. Das Bienenvolk im Schaukasten und der bewohnte Hornissenkasten verdeutlichen, dass man auch vor diesen Tieren keine Angst haben muss. Wem das an Informationen noch nicht reicht, der kann den angrenzenden Waldlehrpfad besuchen oder den Barfußpfad ausprobieren. In Arbeit ist die Schmetterlingsinsel. "Die Neuanlage, aber auch die Pflege des Naturlehrgartens bedeuten viel Arbeit. Daher freuen wir uns nicht nur über Besucher, sondern auch über Mitstreiter, die Lust haben mit anzupacken", sagt Sandrock. Auf mehreren Schultern verteile sich die Arbeit einfach besser, fügt er lächelnd an.

(tref)
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