Gemeinde Grefrath Mit Humor und Melancholie

Gemeinde Grefrath · Klezmer-Musik und Texte von Hanns Dieter Hüsch waren in der Grefrather Friedenskirche zu hören.

Was verbindet die Welt des Niederrheins mit der des "Schtetl", des alten osteuropäischen jüdischen Wohnbezirks? Einerseits nicht viel. Aber der Humor des Niederrheiners Hanns Dieter Hüsch und die melancholische Ironie des jüdischen Witzes passen dann doch recht gut zusammen. Und von da ist es nicht weit bis zur weltlichen Musik des Ostjudentums, dem Klezmer.

Klezmer-Musik und Texte von Hanns Dieter Hüsch standen auf dem Programm eines gut besuchten Konzerts in der Grefrather Friedenskirche. Zu Gast war das "Bernshteyn-Trio", das mit Geige (Ute Bernstein), Gitarre (Achim Lüdecke) und Akkordeon (Peter Hohlweger) Klezmer-Musik authentisch zum Klingen brachte. Ute Bernstein versteht sich auf die typische Art des Klezmer-Spiels auf der Geige, auf die Phrasierung und auf das Runterziehen der Schlusstöne (Glissandi). Die Kombination der drei Instrumente klang sehr gut und ausgewogen.

Charakteristisch für Klezmer ist das eigenartige Moll, das, ähnlich wie in der Musik der Roma, stark durch die übermäßigen Tonschritte (Sekunden) geprägt ist. Dadurch bekommt die Musik ihre traurige Grundnote, die aber immer wieder durch heitere Effekte oder zündende Rhythmen zugleich einen lebensbejahenden Unterton bekommt. Das gilt auch für jiddische Lieder, die das Leben zugleich von der heiteren wie von der traurigen Seite her betrachten. So handelte ein von Lüdecke vorgetragenes Lied davon, dass die Liebe auch durch den Magen geht. Da war es für Ute Bernstein nicht mehr schwer, den Bogen von der jiddischen zur niederrheinischen Küche und damit zu Hüsch zu schlagen. Gewiss: Borschtsch, die rote Suppe, die im Lied besungen wird, ist russischen und ukrainischen Ursprungs; am Niederrhein weiß man andere Rezepte zu schätzen. Aber, so Hüsch, "der Niederrheiner hat zwei Lieblingsthemen, das Essen und das Sterben". Wesentlicher Unterschied laut Hüsch: "Den Tod kann man sich nicht aussuchen, das Essen schon." Im jüdischen Witz und im jiddischen Lied ist Humor sehr oft das Mittel, das Traurigkeit zu ertragen hilft. Bei Hüsch, das machten die vorgetragenen Beispiele deutlich, ist es auf andere Weise ähnlich.

Die Kombination von heiter-melancholischen Hüsch-Gedichten und temperamentvoll vorgetragenen Klezmer-Weisen fand viel Anklang und wurde mit herzlichem Beifall anerkannt.

(gho)
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