Stadt Willich Mit einer guten Einweisung sicher fahren

Stadt Willich · Die Zahl der Pedelec-Fahrer nimmt zu. Das Fahrradfahren mit dem unterstützenden Elektroantrieb ist beliebt. Aber auch die Unfallzahlen steigen in diesem Bereich kreisweit.

 Ulrike und Jürgen Wingerath zeigen, worauf man beim Kauf eines Pedelcs oder E-Bikes achten muss.

Ulrike und Jürgen Wingerath zeigen, worauf man beim Kauf eines Pedelcs oder E-Bikes achten muss.

Foto: Kaiser

Im Jahr 2015 verzeichnete die Polizei im Kreis Viersen 24 Unfälle mit Pedelec-Fahrern. Im vergangenen Jahr waren es 34 und im ersten Halbjahr 2017 kam es bereits zu 16 Unfällen. Ein Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitrahmen zwölf Unfälle. Aktuell gab es bei den gemeldeten Vorfällen 17 verunglückte Personen, davon gehörten 13 den Senioren an, zu der die Polizei Frauen und Männern ab 65 Jahren zählt. Auch bei den Zahlen von 2016 führen die Senioren die Gruppe an: Es gab insgesamt 37 Verletzte, von denen 21 älter als 65 Jahre waren. 20 Mal waren Radfahrer die Verursacher, 13 Mal Autofahrer, und einmal lag eine andere Unfallursache vor.

Die Zunahme der Pedelec-Fahrer am Straßenverkehr ist steigend, insbesondere Senioren greifen gern auf die Fahrräder mit Tretkraftunterstützung in Form eines Elektromotors zurück. Die Vorteile liegen auf der Hand: Mit ihnen können größere Touren ohne übermäßige Kraftanstrengung unternommen werden, wer damit zur Arbeit fährt, kommt nicht verschwitzt an, der Gegenwind verliert seinen Schrecken, und Steigungen können dank des Elektromotors problemlos und ohne größere Anstrengungen überwunden werden. Um die Vorteile eines Pedelec ungetrübt genießen zu können, sollten sich Interessenten beim Kauf Zeit nehmen. "Der Fahrer muss sich nicht an das Rad anpassen, sondern wir passen das Rad an den Besitzer an", betont Jürgen Wingerath vom gleichnamigen Zweiradgeschäft in Anrath. Im Prinzip sei ein Pedelec vom Handling her nicht anders als ein normales Rad, wenn es gut angepasst sei. Das heiße im Umkehrschluss auch "sicheres Fahren", fügt der Fachmann an. Für Wingerath fängt dies schon beim Bremsen an. Wer sein Leben lang ein Fahrrad mit einer Rücktrittbremse gefahren hat, sollte das auch beim Pedelec beibehalten und nicht plötzlich neben der neuen Tretkraftunterstützung auch noch auf ein Modell mit Freilauf zurückgreifen. "Das können die entscheidenden Sekunden in einer brenzligen Situation sein. Der Radler tritt nach hinten, um zu bremsen, und es kommt nichts. Die Schrecksekunde ist groß, und bis man sich auf die Handbremsen besinnt, können zwei oder drei Sekunden vergehen. Eventuell Zeit, in der ein Unfall hätte vermieden werden können", sagt der Anrather Fahrradhändler.

Sicherheit bringt auch die Tatsache, dass gute Räder beim Aufsteigen nicht auf den allerersten Druck der Pedale mit der Tretkraftunterstützung reagieren, sondern erst nach einer Viertelumdrehung. So kann in Ruhe aufgestiegen werden. Bei einer guten Einweisung samt einer Probefahrt sind dies Punkte, die für die Sicherheit bei der Teilnahme am Straßenverkehr sorgen. "Wer gut eingewiesen worden ist, der fährt auch sicher mit seinem Pedelec", weiß Wingerath aus Erfahrung.

Wer auf sein Pedelec steigt, bei dem von der letzten Fahrt noch der vierte oder fünfte Gang eingelegt ist, sollte sich nicht wundern, wenn das Rad entsprechend stark beschleunigt. Denn das Rad merkt, dass jemand gegen extremen Widerstand antritt, und will entsprechend unterstützen. "Hier sind wir genau bei einem Punkt, den kaum ein Käufer bei der Anschaffung eines Pedelecs bedenkt. Es handelt sich um die eingesetzte Sensortechnik an einem Rad. Es gibt den Tretkraftsensor und den Rotationssensor. Man kann es, bezogen auf ein Auto, mit einer Schaltung oder einer Automatik vergleichen", sagt Wingerath. Der Tretkraftsensor ist die Schaltung, der Rotationssensor die Automatik. Bei der Tretkraft misst der Sensor die Kraft, die aufgebracht werden muss, um sich in dem entsprechenden Gang fortzubewegen. Je höher der Gang, umso mehr Kraft ist nötig, und dementsprechend reagiert das Rad. Beim Rotationssensor spielt die Pedalkraft hingegen nicht die große Rolle. Er misst die Rotation der Pedale und kommt entsprechend homogener daher. "Gerade Senioren sind mit einem Rotationssensor besser bedient", sagt Wingerath.

Doch nicht nur dieser Punkt spielt beim Kauf eines Pedelec eine Rolle. Das Rad muss passen, das heißt, die richtige Rahmengröße ist wichtig. Und nicht zuletzt sollte jeder, der auf ein Fahrrad steigt, egal, ob Pedelec oder normaler Drahtesel, einen Fahrradhelm aufsetzen. Denn der kann im Falle eines Unfalles Leben retten.

(tref)
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