Stadt Willich Mit Bildern die "Zauberflöte" erklärt

Stadt Willich · Dank eines großen ehrenamtlichen Einsatzes konnte Jutta van Amern Flüchtlingen ein besonderes kulturelles Event ermöglichen. Ausgerüstet mit einem eigens kreierten Opernführer, ging es zur "Zauberflöte".

 Die Schülerinnen Svea Hansen, Anna Bickelmann, Dana Ungermanns, Lea Nünning und Jaqueline Mellen zeigen ihre Bilder, Hinten: Jutta van Amern und Judith Behrens.

Die Schülerinnen Svea Hansen, Anna Bickelmann, Dana Ungermanns, Lea Nünning und Jaqueline Mellen zeigen ihre Bilder, Hinten: Jutta van Amern und Judith Behrens.

Foto: Kaiser

"Die Zauberflöte - ein visueller Opernführer" ist auf der Titelseite zu lesen. Neben einem gezeichneten Bild, das alle Hauptdarsteller von Mozarts berühmter Oper einschließlich des Komponisten selbst zeigt, folgen die Namen von vier Neuntklässlerinnen sowie einer Lehrerin der Robert-Schuman-Europaschule (RSE). Aber dann ist auch schon Schluss mit dem schriftlichen Part. Beim Weiterblättern sind es 16 Zeichnungen, die den Inhalt der Zauberflöte wiedergeben. Mit diesem ganz besonderen Opernführer ist Jutta van Amern im Rahmen ihres Einsatzes für Flüchtlinge ins Düsseldorfer Marionettentheater gefahren.

"Dieser eigens für uns gezeichnete Opernführer hat es den Flüchtlingen einfacher gemacht, den doch sehr komplexen Inhalt der Oper zu verstehen", sagt van Amern. Im Frühjahr war die engagierte Willicherin mit Flüchtlingskindern und -erwachsenen erstmalig im Marionettentheater gewesen. Das Stück "Die Schöne und das Biest" stand auf dem Programm. Alle waren begeistert. Die Holzfiguren und deren liebevolle Ausstattung, die Musik und das ganze Ambiente ließen Augen strahlen. "Ich habe dann in Düsseldorf gesehen, dass im Juli die Zauberflöte aufgeführt wird", berichtet van Amern. Etlichen der Flüchtlinge ist die Musik von Mozart ein Begriff. Es kam der Wunsch auf, erneut ins Marionettentheater zu gehen.

Zwei Probleme traten allerdings auf. Zum einen die Kosten und zum anderen die Tatsache, dass die Zauberflöte ein sehr komplexes Stück ist, das nicht einfach zu verstehen ist. Problem Nummer eins löste sich von selbst. Die 14-jährige Svea Hansen hatte sich anlässlich ihrer Konfirmation Geld gewünscht und direkt gesagt, dass sie dieses der Flüchtlingshilfe spenden wollte. Svea war begeistert, dass ihr Geld, knapp 1000 Euro, für einen Theaterbesuch genutzt werden sollte. Problem Nummer zwei löste sich ebenso einfach, da van Amern eine Idee hatte. "Ich habe meinen Kindern, als sie noch klein waren und nicht lesen konnten, Briefe mit einer Art Comic gezeichnet, die sie quasi so lesen konnten", berichtet die Willicherin. Warum also nicht einen visuellen Opernführer kreieren, dachte sie sich.

Unterstützung fand van Amern bei der Kunstlehrerin der RSE, Judith Behrens, die sie über ihre Arbeit seit Jahren kennt. Van Amern stellte ihre Idee vor, und Behrens aktivierte vier Schülerinnen der 9b, mit denen sie im Rahmen eines anderen Kunstprojektes bereits zusammengearbeitet hatte. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin entwickelten Anna, Jacqueline, Lea und Dana das Konzept für einen visuellen Opernführer. In den Mittagspausen an der Gesamtschule setzten sie sich zusammen und arbeiteten von Anfang April bis Ende Juni an dem Werk. Sie erweckten den Prinzen Tamino, Königinnentochter Panina, den Vogelfänger Papageno und die Zauberflöte als auch das magische Glockenspiel zum Leben.

Mit 16 Bildern erzählten sie die Geschichte. Kurz vor dem Theaterbesuch, bei dem die jungen Künstlerinnen einschließlich Svea mit nach Düsseldorf fuhren, fasste van Amern den Inhalt der Zauberflöte für die Flüchtlinge noch einmal zusammen, wobei "ich pantomimische Einlagen zum Besten gab", erinnert sie sich schmunzelnd. Die 40 Flüchtlinge im Alter von 11 bis 40 Jahren wurden mit den entsprechend vervielfältigten Opernführern ausgerüstet, und es ging los. Die Begeisterung war bei allen riesengroß. Aber damit war der schöne Nachmittag noch nicht zu Ende. Die Flüchtlinge hatten als Dankeschön ein Picknick mit landestypischen Speisen vorbereitet. Sveas Eltern stellten dafür ihren Garten zur Verfügung. Da das Wetter allerdings nicht mitspielte, zog die ganze Gesellschaft kurzerhand ins Wohnzimmer um.

(tref)
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