Stadt Willich Mehr als nur ein Schulsanitäter

Stadt Willich · Am St.-Bernhard-Gymnasium in Schiefbahn boomt der Schulsanitätsdienst. Erstmalig sind mehr als 50 Schulsanitäter im Einsatz. Die Ausbildung umfasst 52 Stunden und läuft über vier Monate.

 Ungewöhnlich viele Schüler machen am St.-Bernhard-Gymnasium beim Schulsanitätsdienst mit. Ab der neunten Klasse können die Mädchen und Jungen in den Dienst gehen.

Ungewöhnlich viele Schüler machen am St.-Bernhard-Gymnasium beim Schulsanitätsdienst mit. Ab der neunten Klasse können die Mädchen und Jungen in den Dienst gehen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wenn Jana Schmitz gefragt wird, warum sie sich entschlossen hat, Schulsanitäterin zu werden, kommt die Antwort der 16-jährigen Schülerin des St.-Bernhard-Gymnasiums wie aus der Pistole geschossen: "Ich möchte in der Lage sein, anderen Menschen in einem Notfall zu helfen und nicht dazustehen und keine Ahnung zu haben, was ich tun muss", sagt die Oberstufenschülerin. Bei der gleichaltrigen Larissa Sieper ist es genauso. "Die Gewissheit, in einem Notfall helfen zu können, gibt mir einfach Sicherheit. Zumal ich selbst als Fünftklässlerin Patient bei den Schulsanis war und es ganz toll fand, wie mir geholfen wurde", erzählt Larissa. Das Helfergen bringt Niclas Cissewski sogar schon von daheim mit. "Mein Vater ist Feuerwehrmann, da ist man irgendwie vorgeprägt", meint der 15-Jährige.

Aber nicht nur die drei denken so. Insgesamt sind es 52 Schüler, die am Schiefbahner Gymnasium das Schulsanitäterteam bilden. "Wir haben jedes Jahr einen großen Zulauf, wobei wir pro Jahr 15 neue Schulsanitäter ausbilden. Die Nachfrage übersteigt bislang immer unser Angebot", berichtet Lehrerin Christina Kemper, die den Schulsanitätsdienst am Gymnasium mit aufgebaut hat. Die Schüler werden im achten Schuljahr angesprochen, und wer Interesse hat, kann dann die Ausbildung starten und als Neuntklässler in den Dienst gehen.

Das Besondere ist aber, dass die Schulsanis nicht einfach Ersthelfer sind, sondern als Notfallhelfer ausgebildet werden. Die Ausbildung umfasst 52 Stunden und läuft über vier Monate, wobei die Schüler samstags von 9 bis 16 Uhr die Schulbank drücken. Danach folgen eine theoretische und eine praktische Prüfung, zu der auch eine Reanimation gehört. "Die Ausbildung ist gut aufgezogen und interessant. Es gibt zahlreiche Fallbeispiele, und es ist weit mehr als der normale Erste-Hilfe-Schein. Es macht aber auch viel Spaß", beschreibt Larissa die Zeit des Lernens. Wobei jeder Schulsanitäter nach der regulären Ausbildung im Jahr weitere acht Stunden der Fortbildung widmet.

Wie komplex die Ausbildung ist, zeigt der Blick in den Rettungsrucksack, der die Schulsanis begleitet, wenn sie im Einsatz sind. Neben den üblichen Verbandsmaterialien und Kühlpacks gehören unter anderem Defibrillator, Tubus, Beatmungsbeutel, Blutdruckmessgerät, Stifneck, Sauerstoffflasche und Absaugpumpe zum Equipment. Die Zahnbox fehlt natürlich auch nicht. "Unsere Schulsanitäter sind wirklich gut ausgebildet", betont Barbara Knaub, die mit Kemper zusammen das Angebot begleitet. In der Praxis sieht es so aus, dass es unter den Schulsanitätern zwei gibt, die den 14-tägigen Dienstplan erstellen. Klassenfahrten, Praktika, Klausurwochen und dergleichen müssen dabei immer berücksichtigt werden.

Der eigentliche Dienst beginnt morgens um 7.30 Uhr und endet um 15.30 Uhr. Immer zwei Schüler haben Dienst, wobei zwei weitere als Springer bereit stehen. "Wir holen morgens als erstes den Schlüssel für den Schulsanitätsraum und nehmen die Handys mit", berichtet Jana. Denn über die Handys wird der Dienst in der Regel vom Sekretariat aus alarmiert. Ist ein Einsatz angesagt, geht es zum Saniraum. Dort rüsten sich die beiden Schulsanitäter mit Westen und besagtem Rucksack aus. "Es ist auch schon vorgekommen, dass wir die Entscheidung getroffen haben, den Rettungsdienst zu alarmieren", erzählt Niclas.

Alle drei sind sich einig, dass es schon ein bisschen ein komisches Gefühl sei, wenn die Rettungssanitäter kämen, gezielt nachfragten und ein Schüler dann mitgenommen würde. Natürlich wird nicht nur den Schülern geholfen, sondern auch den Lehrern und weiteren Mitarbeitern. So brach der Hausmeister einmal im Park zusammen, was eine Alarmierung der Schulsanis zur Folge hatte.

(tref)
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