Serie Die Errichtung Des Willicher Friedenskreuzes (3) Männer beten um den Frieden

Willich · Zwei Jahre nach dem Ende des Krieges wurde in Willich ein Kreuz als Mahnmal für den Frieden errichtet. Mit ansteigendem Wohlstand geriet seine Bedeutung in Vergessenheit. Seit es im März 2015 von Bürgern restauriert wurde, findet es wieder mehr Beachtung.

 Die Resonanz auf dieses Bild war groß.

Die Resonanz auf dieses Bild war groß.

Foto: Katharina Willms

Willich In der Nacht zum Passionssonntag 1947, so hörten wir bisher, stellte in Willich eine Prozession aus 800 Männern ein Friedenskreuz auf: an der ruhigen, aber gut erreichbaren Straßenkreuzung Neusser, Ritter- und Martin-Rieffert-Straße. Damit folgte die Bevölkerung einem Aufruf des 1945 gegründeten katholischen Männerwerks; einer Vereinigung, die ihren Anfang in den Lagern deutscher Kriegsgefangener gefunden hatte. Nach dem Ende des "Dritten Reiches" wollte sie einen Neubeginn in christlichem Sinne wagen. Mit ihrem Friedens-Mahnmal wollten die Einwohner ihre Verbundenheit mit einem "Gebetskreuzzug" zeigen, der ab Karfreitag, 4. April 1947 mit insgesamt 200.000 Teilnehmern durch die vom Krieg schwer mitgenommene Diözese Aachen zog, Willich aber nicht berührte.

Es dauerte nicht lange, und die Bedeutung des Friedenskreuzes schwand aus dem Gedächtnis. 1948 löste sich die Männerbewegung mit der Wiedererrichtung der etablierten katholischen Vereine auf. Von 1949 an bis 1952 waren es nur noch kleinere Männergruppen katholischer Verbände, die in der Nacht zum Passionssonntag mit Dechant Schuwerack zum Willicher Friedenskreuz zogen, wie die Kolpingbrüder und die Männer des Katholischen Arbeitervereins. Als auch das aufhörte, setzte der Dachdeckermeister Josef Dahmen, Neusser Straße 52, sich dafür ein, das verwaiste Mahnmal zu einer Station der Fronleichnamsprozession zu machen.

 Die verwahrloste Gedenkstätte im Jahr 2014.

Die verwahrloste Gedenkstätte im Jahr 2014.

Foto: Heiner Heyes

In den 80er-Jahren wurde die Tradition der Kreuzwallfahrt wieder aufgenommen - jetzt aber von Pax Christi (zu deutsch Friede Christi), der internationalen katholischen Organisation der Friedensbewegung, die sich heute jedoch als ökumenisch offen versteht. Im Vordergrund stand nun der Einsatz der Kirche für weltweite Gerechtigkeit. Die zweite Pax-Christi-Wallfahrt im Oktober 1984 berührte unsere Region. Unter dem Motto "Friede durch Gerechtigkeit" organisierten Pax-Christi-Mitglieder der Basisgruppen Krefeld, Kempen, Viersen und Mönchengladbach eine Friedenswallfahrt mit dem Aachener Kreuz, an der etwa 40 Jugendliche und Erwachsene teilnahmen. Ihr Ziel vor allem: Abrüstung statt Aufrüstung im Zeichen der damals stattfindenden Diskussion um die Raketen-Nachrüstung.

Am Mittwochmittag, 10. Oktober, erreichten die Kreuzfahrer nach den Stationen Kempen, Mülhausen und Grefrath mit einer Verspätung von einer guten halben Stunde die St. Vitus-Kirche in Oedt. Die Wallfahrer hätten mit Einwohnern gerne Gespräche über ihre Anliegen geführt. Aber das Interesse der Oedter war gering. Nur eine Handvoll Menschen kam in die Kirche, als die Pax-Christi-Gruppe hier Station einlegte. Anschließend wanderte sie weiter über Süchteln nach Viersen, wo eine Abendveranstaltung unter dem Motto "Gerechtigkeit den Andersdenkenden" ablief. Am Donnerstag, 11. Oktober, zog das Kreuz durch Anrath, Willich, Schiefbahn und Neersen und von dort am nächsten Tag nach Mönchengladbach. Dort ging die Regional-Wallfahrt am Samstag, 13. Oktober, zu Ende.

Drei Jahre später kam es zu einer erneuten Kreuzwallfahrt. Anlass war das Gedenken an die erste Kreuzfahrt 40 Jahre zuvor. Sechs Monate lang zog das Kreuz zur Erinnerung an 1947 durch mehrere Regionen des Bistums Aachen. Leitwort war: "Schöpfung bewahren, damit der Friede wachse." Vom 16. bis zum 27. Mai 1987 kam der Zug durch die Region Kempen-Viersen. Seine Stationen waren Brüggen-Born, Neersen, Schiefbahn, Anrath, Kempen, Süchteln, Oedt, Grefrath und Viersen. Aber die Öffentlichkeit nahm die Veranstaltung kaum noch wahr. Der Lokalzeitung war sie gerade mal eine kleine Meldung wert. Am 23. Mai gelangte das Kreuz von Süchteln nach Oedt. Am darauf folgenden Sonntag wurde es nach einer Messe in der Vitus-Kirche von einer Prozession nach Mülhausen getragen. Dort übergaben die Oedter es ohne große Zeremonie an die Gref-rather.

In den 90er-Jahren war die Bedeutung des Willicher Friedenskreuzes gänzlich vergessen, und seine Umgebung verwahrloste. 2013 fiel den ASV-Oldtimern Theo Heyes und Franz Auling sein schlechter Zustand auf. (ASV-Oldtimer nennen sich frühere und noch aktive, etwas ältere Vorstandsmitglieder des Allgemeinen Schützenvereins 1886 Willich, des ASV.) Im Juni 2014 bauten Platzmajor Theo Heyes und Klaus Caris das Kreuz ab. Mehrere Willicher Handwerker beteiligten sich an seiner Restaurierung. Die Eigentümer-Familie Hussain erklärte sich damit einverstanden, die Fläche für das Kreuz weiterhin freizuhalten. Mithilfe von Heiner Heyes, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, wurde ein Zigarettenautomat versetzt, ein in die Jahre gekommenes Straßenschild erneuert. An der Flächengestaltung und Neuaufstellung waren viele Bürger beteiligt: vor allem Stefan Greins, Hans Lang und Philip Müller vom ASV und der Straßengemeinschaft Neusser Straße. Ihr Einsatz hat sich gelohnt: Auch nächstes Jahr will die Fronleichnamsprozession wieder zum Friedenskreuz ziehen.

(hk-)
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