Willich Macbeth - ein blutiger Alptraum

Willich · Hüseyin Michael Cirpici inszeniert Shakespeare am Krefelder Theater.

Zu den großen Theaterskandalen dieses Jahrhunderts zählt Jürgen Groschs Inszenierung von Macbeth. Die höchst unappetitliche Darstellung menschlicher Säfte auf der Bühne empörte 2005 das Publikum. Ein Jahr später wurde Grosch für den "Ekel-Macbeth" mit dem Deutschen Theaterpreis "Der Faust" geehrt.

Die Krefelder Inszenierung des wohl blutigsten Theaterstückes von Shakespeare wird keine derartigen Wellen schlagen. Sie ist weniger provokativ. Und trifft weniger ins Mark. Wenn der letzte Bühnennebel verzogen ist, müssen die Metaphern sich bewähren gegen die Bilder von Krieg, Hinrichtungen und Anschläge, die derzeit zum Nachrichtenalltag zählen. In einer Zeit, in der Terror und Gewalt und die Angst davor ganz nahe gerückt sind, ist es ein Drahtseilakt, das Thema auf dem Theater auszubalancieren. Hüseyin Michael Cirpici hebt die Morderei aus Zeit und Raum - und bleibt dabei nah bei Shakespeare, der 1606 einen Alptraum von abschreckender Wirkung verfasste: Aus Machtgier tötet ein Mann den König und muss fortan immer weiter morden, um seine Haut zu retten. Ein Teufelskreis.

Die Unschuld ist schon vor der ersten Szene gestorben. In blutbefleckten Unterhemden treten die Männer auf - Opfer wie Täter, alle gleich besudelt. Für Mitgefühl gibt es kein Schlupfloch. Cirpici hat das sich ständig steigernde Grauen als Höllenspirale komprimiert. In gut anderthalb Stunden bleibt keine Zeit für tiefe Zweifel, kaum einmal für ruhige Töne. Paul Steinbach hetzt als Macbeth durch sein Schicksal. Er will den Thron und die Macht. Die Hexen, die ihm Königreich und Untergang prophezeien, werden zu quälenden Stimmen, die sich ihm tief einbrennen. Esther Keil, Helen Wendt und Lena Eikenbusch zischeln sich in sein Unterbewusstsein.

Mitgefühl verdient er ebenso wenig wie seine Lady (Eva Spott), die mit Eisköniginnenmiene im weißen Pelz seine Männlichkeit in Frage stellt und ihn zum ersten Mord drängt. "Macbeth" muss man aushalten. Und das Ensemble gibt viel, um der Sprache und der Brutalität der Handlung gerecht zu werden: Joachim Henschke als König Duncan, Christopher Wintgens (Malcolm), Cornelius Gebert (Macduff) sowie Michael Ophelders mit einem soliden Debüt als Banquo und in mehreren Rollen Ronny Tomiska und Bruno Winzen.

Viel Applaus vom Premierenpublikum.

Weitere Vorstellungen: 26. und 28. Februar, 2. März, 24. April und 12. Mai. Kartentelefon 02151 805125.

(RP)
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