Stadt Kempen Lieder aus dem Land von Don Quichotte

Stadt Kempen · Der Klangkosmos Weltmusik ist immer für eine Überraschung gut. Auch dieses Mal wieder in der Paterskirche. Mitten in den kalten dunklen November brachte die spanische Gruppe "Vigüela" einen Hauch von Sonne. Rund vierzig Besucher ließen sich auf die musikalische Reise ein. Das sechsköpfige Ensemble hat sich der klassischen Musik von Kastilien und La Mancha angenommen. Bei La Mancha wird mancher aufhorchen. Ja genau, ihre Musik kommt aus der Heimat des tapferen Ritters Don Quichotte. Und übernimmt auch die alten Liedformen aus der Entstehungszeit des Romans von Miguel de Cervantes.

 Mari Nieto, Helena Pérez und Carmen Torres sind die Cantadora der spanischen Gruppe Vigüela.

Mari Nieto, Helena Pérez und Carmen Torres sind die Cantadora der spanischen Gruppe Vigüela.

Foto: WOLFGANG KAISER

Es ist eine urwüchsige Musik. Sie ist entstanden aus dem Lebensalltag der Menschen. Da gibt es die Klage der Männer über die harte Arbeit im Olivenhain bei sengender Hitze genauso wie Lieder über die Liebe und ihr Leid. Dabei darf jeder Sänger seine Stimme voll ausleben. Es war faszinierend, welche Bandbreite sie alle beherrschen. Ob als Solo, im Chor oder in regelrechten Dialogen der Sänger untereinander. Es stellte sich gerade zum Ende des Konzertes heraus, dass einige Zuhörer des Spanischen wenigstens soweit mächtig waren, dass sie den Texten folgen konnten. Aber auch wenn man sie nicht verstand, teilte sich die Botschaft doch in der Musik und im Tanz mit. Bilder stellten sich im Kopf ein. Irgendwie sah man Tänzer auf einem Dorfplatz oder Frauen, die am Brunnen miteinander tratschen.

Zur Tradition dieser Art des Gesangs gehört, dass der Sänger seine Stimmer wie ein Instrument benutzt und damit Emotionen zeigt. Nur relativ wenig wurden Instrumente eingesetzt. Mal Gitarren, mal Trommeln oder andere Schlaginstrumente. Gerade bei den Schlaginstrumenten hatte man manchmal das Gefühl, hier macht sich die Wut der Landarbeiter Luft. Immer schneller, immer lauter, dazu ein eingehender Gesang. Die Lieder gehorchen uralten Regeln, Besonderheiten und Codes, sprechen aber die heutige musikalische Sprache. "Wir arbeiten mit alten Songs. Sie erzählen über das, was wir heute sind. Wir singen und spielen die Lieder aus unserem Dorf, El Carpio de Tajo, die wir von unserer Vorfahren geerbt haben", sagen die Sänger. Diese so urwüchsige, klare Musik war eingängig und hinterließ eben beim Publikum Reisewünsche. Vielleicht sollte man ja einmal das Land von Don Quichotte ansteuern. Die Musik ist das allemal wert.

(RP)
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