Stadt Willich Lebensrettende Hilfe bleibt stecken

Stadt Willich · Beim Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst zählt jede Sekunde. Ein immer größer werdendes Problem sind zugeparkte Straßen, die eine Durchfahrt der breiten Hilfsfahrzeuge unmöglich machen.

 Hier handelt es sich um eine gestellte Szene: Doch im Ernstfall kostet das millimetergenaue Rangieren an parkenden Hindernissen vorbei wertvolle Zeit auf dem Weg zum Unfallort oder zum Brandgeschehen.

Hier handelt es sich um eine gestellte Szene: Doch im Ernstfall kostet das millimetergenaue Rangieren an parkenden Hindernissen vorbei wertvolle Zeit auf dem Weg zum Unfallort oder zum Brandgeschehen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Wer in Tönisvorst eine rote Karte hinter dem Scheibenwischer klemmen hat, der braucht zwar kein Bußgeld zu bezahlen, aber er oder sie könnte im Fall eines Falles dafür verantwortlich sein, dass Feuerwehr oder Rettungsdienst zu spät kommen, um ein Leben retten zu können. Die Rede ist von Bürgern, die ihre Fahrzeuge im öffentlichen Verkehrsraum so parken, dass in einem Notfall weder die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, noch die des Rettungsdienstes durchfahren können. Die Durchfahrt ist schlichtweg unmöglich, weil die am Straßenrand abgestellten Fahrzeuge die Straße dermaßen verengen, so dass die 2,50 Meter breiten Einsatzwagen nicht durchkommen.

 Henrik Genneper von der Kempener Feuerwehr zeigt ein Schreiben, mit dem um Rücksicht auf die Feuerwehr beim Parken in den Wohngebieten geworben wird.

Henrik Genneper von der Kempener Feuerwehr zeigt ein Schreiben, mit dem um Rücksicht auf die Feuerwehr beim Parken in den Wohngebieten geworben wird.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Das Problem ist so alt, wie ich denken kann. Die Autofahrer sind gedankenverloren, wenn sie ihr Auto zwecks Parken los werden wollen", beschreibt Kreisbrandmeister Klaus Thomas Riedel die Situation. In Tönisvorst und auch Willich macht die Feuerwehr Bürger auf die Problematik aufmerksam. Unter anderem geschieht diese bei Kraftfahrerfortbildungen, bei denen die Feuerwehrleute zum Einem Ortskunde trainieren und auf der anderen Seite noch ungeübte Feuerwehrfrauen und -männer den Umgang mit den extrem breiten und langen Fahrzeugen lernen. "Stoßen wir im Rahmen der Übungsfahrten auf Engpässe, so erhalten die falsch parkenden Wagen, die verhindern, dass wir durchkommen, die besagte Karte. Mittels dieser machen wir darauf aufmerksam, doch bitte an den benötigten Abstand zu denken", sagt Rolf Peschken, Leiter der Feuerwehr Tönisvorst. Auf der Karte ist dabei ein gezeichneter Engpass samt Feuerwehrfahrzeug zu sehen. Dazu folgt die schriftliche Erklärung mit dem nachdenklichen Satz: "Stellen Sie sich vor, Sie brauchen unsere Hilfe, und wir kommen nicht durch!". Bei der durchgängigen Fahrzeugbreite von 2,50 Meter sind gesetzlich für die Durchfahrt von Feuerwehr- und Rettungswagen 3,50 Meter vorgegeben. Diese Breite müssen Autofahrer einhalten, wenn sie ihr Fahrzeug zwecks Parken abstellen. Auch dort, wo keine Parkverbotsschilder oder speziell ausgeschilderte Parkbuchten verdeutlichen, wo geparkt bzw. nicht geparkt werden darf, gilt diese Regelung. "Wenn es klar ist, dass aufgrund der Verkehrssituation an einer Straßenseite nicht geparkt werden kann, weil dann dort kein breiteres Fahrzeug die Straße queren kann, gilt dort automatisch ein Parkverbot", erläutert Riedel.

Dabei verweist der Kreisbrandmeister auf einen derzeit in Düsseldorf laufenden Fall. Dort sind Ermittlungen gegen einen Bürger eingeleitet worden, da dieser aufgrund seines geparkten Wagens die lebensrettende Hilfe aufhielt und ein Mensch verstarb. Ob Brand, Herzinfarkt oder Schlaganfall, in all diesen Fällen kommt es auf jede Sekunde an. "Ein falsch geparkter Wagen, der uns behindert, kann lebensentscheidend sein", verdeutlicht Thomas Metzer, Leiter der Feuerwehr Willich die Problematik. Gerade in den Abend- und Nachtstunden stößt die Feuerwehr auf Engpässe. Garagen, in denen eigentliche die Wagen stehen sollten, sind mit anderen Dingen vollgestopft. Die Stellplätze auf hauseigenen Fläche reichen nicht aus, weil in einem Haushalt meist mehrere Fahrzeuge vorhanden sind und entsprechend wird auf der Straße geparkt, ohne an den ausreichenden Abstand von 3,50 Meter auf der Fahrbahn zu denken. Die Problematik falsch parkender Wagen trifft auch auf die sogenannten Aufstellflächen zu, die unter anderem an Mehrfamilienhäusern anzutreffen sind. "Diese ausgewiesenen Flächen benötigen wir, um bei einem Notfall die Drehleiter als zweiten Rettungsweg einsetzen zu können. Ist zum Beispiel ein Flur durch einen Brand bereits blockiert, kann die Personenrettung über die Drehleiter erfolgen", informieren Metzer und Peschken. Es herrscht zwar in den ausgewiesenen Flächen absolutes Halteverbot, aber das scheint bei der Suche nach einem Parkplatz die wenigsten zu stören. Das gilt auch für Wendehammer. Stehen dort Autos, hat dort das zehn Meter lange Drehleiterfahrzeug keine Chance mehr.

(tref)
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