Kreis Viersen Krankenhäuser kämpfen um Neurologie

Kreis Viersen · Das Nettetaler Krankenhaus hat im Sommer eine neurologische Abteilung beantragt. Bei den Kliniken im Kreis Viersen sorgte das für Unmut, weil man gerade eine Einigung erzielt hatte. Das AKH Viersen zog nun mit einem Antrag nach.

 Jörg Schneider (links), Geschäftsführer des Nettetaler Krankenhauses, und Thomas Axer, Geschäftsführer des AKH.

Jörg Schneider (links), Geschäftsführer des Nettetaler Krankenhauses, und Thomas Axer, Geschäftsführer des AKH.

Foto: Busch

Das Allgemeine Krankenhaus Viersen (AKH) und das Städtische Krankenhaus Nettetal wollen beide eine neurologische Abteilung mit 40 beziehungsweise 30 Betten aufbauen. Beide Krankenhäuser - Nettetal im Sommer, AKH im September - haben beim Land NRW einen Antrag gestellt. Im Kreis Viersen sind Nettetal und Viersen aber nicht die einzigen Bewerber: Auch das Hospital zum Heiligen Geist in Kempen und die Alexianer Tönisvorst haben einen Antrag auf Neurologie gestellt. Damit ist im Kreis Viersen - nach dem Buhlen um die Geriatrie vor knapp zwei Jahren - erneut ein Konkurrenzkampf um eine medizinische Fachabteilung entbrannt.

Pikant: Für den Krankenhausrahmenplan 2015 hatte die Arbeitsgemeinschaft der Krankenhäuser im Kreis Viersen (Arge) für den Abbau von 300 Betten und für die Verteilung der Fachabteilungen einen Konsens erzielt. Teil der Übereinkunft war, dass Kempen und Tönisvorst einen Antrag auf Neurologie stellen, um ihre Früh-Reha zu erhalten und auszubauen.

Teil des Konsenses war auch, dass die Alexianer Tönisvorst angekündigt hatten, ihre Klage gegen die Geriatrie-Vergabe an das St.-Irmgardis-Krankenhaus Süchteln zurückzuziehen, wenn sie den Zuschlag für eine Neurologie bekommen würden. Unter diesem Gesichtspunkt der Befriedung eines alten Konflikts hatte das AKH - zu 49 Prozent am St. Irmgardis beteiligt - von einem eigenen Neurologie-Antrag abgesehen. Das AKH verfügt seit November 2015 über eine Tele-Stroke-Unit in Zusammenarbeit mit den Alexianern in Krefeld. Zum Hintergrund: Die Alexianer Tönisvorst hatten im Januar 2015 Rechtsmittel gegen den Bescheid des NRW-Gesundheitsministeriums eingelegt. Über Widerspruch und Konkurrentenschutzklage ist noch nicht entschieden. Damit hat Süchteln bis heute keine endgültige Planungssicherheit für seine Geriatrie.

"In der Krankenhausrahmenplanung geht es um Strukturen. Für den Viersener Ostkreis sehen wir in der Neurologie eine Unterversorgung", erklärt Jörg Schneider, Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses Nettetal. Bei dem Konsensgespräch Ende 2015 war er nicht anwesend. Schneider war vorübergehend von Oktober 2015 bis Januar 2016 Geschäftsführer von St. Josef Moers, kündigte aber noch während der Probezeit und kehrte im Februar nach Nettetal zurück. Nettetal hat bereits eine Fachärztin für Neurologie eingestellt.

"Durch den Antrag aus Nettetal wurden die Karten neu gemischt", sagt AKH-Geschäftsführer Thomas Axer. Überlegungen zu einer Neurologie gebe es schon lange. "Sollte die Bezirksregierung ernsthaft über neurologische Betten im Kreis Viersen nachdenken, ohne uns zu berücksichtigen, würde uns das sehr ärgern", sagt Axer. Der AKH-Antrag werde von St. Irmgardis unterstützt.

Mitbewerber Michael Wilke, Geschäftsführer der Alexianer Tönisvorst und Krefeld, bedauert, dass durch den Nettetaler Antrag ein guter Kompromiss zunichtegemacht worden sei. "Wir hatten mit unserem Konsens die Chance, relativ schnell durch das Feststellungsverfahren zu kommen und Planungssicherheit zu erhalten. Jetzt ist das Gesamtpaket aufgeschnürt, und es wird vermutlich vor der Landtagswahl nicht mehr entschieden."

(RP)
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