Stadt Willich Illegale Autorennen im Stahlwerk Becker

Stadt Willich · Nachdem ein Willicher in ein illegales Rennen mit tödlichem Ausgang in Mönchengladbach verwickelt war, diskutieren viele über das Stahlwerk. Auch dort soll es solche Rennen geben. Auf frischer Tat ertappt wurde jedoch noch niemand.

 Ein Holzkreuz erinnert an der Fliethstraße in Mönchengladbach an den 38-jährigen Fußgänger, der bei einem illegalen Autorennen am 16. Juni ums Leben kam.

Ein Holzkreuz erinnert an der Fliethstraße in Mönchengladbach an den 38-jährigen Fußgänger, der bei einem illegalen Autorennen am 16. Juni ums Leben kam.

Foto: Andreas Gruhn

Ein Beschluss des Bundestages beschäftigt auch die Willicher Politik: Teilnehmer an illegalen Autorennen können künftig ins Gefängnis kommen. Das Parlament hat gestern härtere Strafen für Raser beschlossen. Straßenrennen werden künftig nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat gewertet. Autos und Führerscheine werden sofort eingezogen. Bis zu zwei Jahre Haft drohen - wenn Menschen bei einem solchen Rennen ums Leben kommen, drohen sogar bis zu zehn Jahre Gefängnis.

In der Willicher Bevölkerung wird das Thema mancherorts derzeit diskutiert, da an einem illegalen Autorennen in Mönchengladbach am 16. Juni, bei dem ein unbeteiligter Fußgänger zu Tode kam, ein Willicher beteiligt war. Und - davon sind viele überzeugt - auch in Willich gibt es illegale Autorennen. "Durch die Entscheidung des Deutschen Bundestages werden die Straßen sicherer. Das ist nach dem schrecklichen Vorfall in Mönchengladbach wichtig", so der Vorsitzende der CDU Willich, Uwe Schummer, der auch Mitglied des Deutschen Bundestages ist.

Gegen den 25-jährigen Willicher und einen 22-jähriger Mönchengladbacher wird wegen des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt. Dafür kann es eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe geben. Gegen den Willicher ermittelt die Polizei zudem wegen Unfallflucht, denn er hatte sich von der Unfallstelle entfernt und sich erst später der Polizei gestellt. Der 28-jährige Schwalmtaler, der bei dem illegalen Rennen mit seinem Fahrzeug den Fußgänger erfasste, sitzt wegen Mordes in Untersuchungshaft, da die Staatsanwaltschaft in dem Auto des Mannes in diesem Fall ein "gemeingefährliches Mittel" sieht.

Vor dem Hintergrund des tragischen Ausgangs des illegalen Autorennens in Mönchengladbach begrüßt auch die Vorsitzende der Frauen-Union Willich und Fraktionsgeschäftsführerin, Barbara Jäschke, das neue Gesetz. Zudem bittet die Willicher CDU-Fraktion die Polizei oder das Ordnungsamt um nicht angemeldete nächtliche Kontrollen an den bekannten Standorten. "Wir können nur mit Polizeipräsenz gegen die illegalen Autorennen in unserer Stadt vorgehen", betont Johannes Bäumges, Fraktionsvorsitzender der CDU Willich.

Bekannte Standorte? Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte die Kreispolizeibehörde Viersen mit, im Kreis Viersen, also auch in Willich und Tönisvorst, habe die Polizei kaum Ärger mit illegalen Autorennen. Seit Beginn des vergangenen Jahres gab es im gesamten Kreisgebiet gerade einmal sechs Fälle, sagte die Polizei. Fünf dieser Fälle spielten sich in der Stadt Viersen ab, einer in Tönisvorst. Spezielle Strecken, auf denen die meist jugendlichen Fahrer ihrem illegalen Hobby nachgehen, gebe es nicht, hieß es weiter. Die jeweiligen Fahrer wurden angezeigt und erhielten ein Fahrverbot.

Kommentare in sozialen Medien widersprechen dem jedoch massiv: Vor allem im Stahlwerk Becker werde vor allem nachts und am Wochenende gerast, dort lieferten sich Autofahrer gefährliche Rennen. Willichs Ordnungsamtsleiter Martin Zinnel bestätigt, dass im Stahlwerk Becker ab und an Autorennen stattfinden. "Es gibt entsprechende Hinweise aus der Bevölkerung, dass aus diesem Bereich röhrende Motoren, Bremsen und Gasgeben sowie Reifenquietschen zu hören seien. Wenn Polizei oder Kommunaler Ordnungsdienst dann vor Ort sind, hat man das Gefühl, dass dort tatsächlich etwas stattgefunden hat, auf frischer Tat erwischt wurde aber bisher noch niemand", so Zinnel.

Auch CDU-Geschäftsführer Christian Pakusch berichtet, dass sich immer wieder Bürger mit diesem Problem an seine Partei wenden. "Dass es im Stahlwerk solche Rennen gibt, erkennt man auch an entsprechenden Bremsspuren. Aber auch auf der Bahnstraße und der Anrather Straße in Richtung Stahlwerk Becker werde gerast, höre ich immer wieder", sagt Pakusch und appelliert an die Bevölkerung, sich im Zweifelsfall Kennzeichen beteiligter Fahrzeuge zu merken und sofort die Polizei zu informieren, denn "man muss die Fahrer auf frischer Tat ertappen".

(RP)
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