Alice Cooper "Ich lese jeden Tag in der Bibel"

Willich · Der Rockstar spricht über seinen Glauben, seine Figur auf der Bühne und das Konzert mit Johnny Depp und Joe Perry als Hollywood Vampires im Sparkassenpark.

 Drei Legenden in einer Band: Joe Perry, Alice Cooper und Johnny Depp sind die Hollywood Vampires. Sie spielen am 14. Juni im Sparkassenpark.

Drei Legenden in einer Band: Joe Perry, Alice Cooper und Johnny Depp sind die Hollywood Vampires. Sie spielen am 14. Juni im Sparkassenpark.

Foto: Ross Halfin

MÖNCHENGLADBACH Es gibt die Figur Alice Cooper und die Person Alice Cooper. Derjenige auf der Bühne tanzt auf der Schneide zwischen Horrorshow und Rockmusik. Und der abseits des großen Scheinwerferlichts ist ein tiefgläubiger Christ, passionierter Golfer und dreifacher Familienvater. Der 70-jährige Senior des Schockrock kommt am 14. Juni in den Sparkassenpark zu einem Konzert mit seiner Band "Hollywood Vampires" - zusammen mit seinen Freunden und Superstars Johnny Depp und Joe Perry. Während seiner noch laufenden Solo-Tour gab er unserer Redaktion ein Interview. Am Telefon ist er freundlich, offen und beschwert sich als erstes über den draußen tobenden Sturm in Florida. . .

Mister Cooper, auf einer meiner ersten Musikkassetten war ihr Superhit "Poison". Es gibt sehr viele Menschen, die ihn heute noch singen können.

Alice Cooper Das freut mich. Immer wenn Leute zu mir kommen und sagen: Mein erstes Konzert war von dir, ich habe früher deine Platten von meinem älteren Bruder gehört, das macht mich stolz. Es ist eine große Ehre, Teil der musikalischen Entwicklung von so vielen Menschen zu sein.

Schockrocker Alice Cooper auf der Bühne: Jedes Mal, bevor er in seine Bühnenrolle schlüpft, betet der 70-Jährige.

Schockrocker Alice Cooper auf der Bühne: Jedes Mal, bevor er in seine Bühnenrolle schlüpft, betet der 70-Jährige.

Foto: Thomas Lammertz

Im Sommer kommen die "Hollywood Vampires" nach Mönchengladbach. Was raten Sie den Menschen? Bloß nicht nachts auf die Straße gehen?

Cooper (lacht) Diese Band ist dazu da, die vor langer Zeit verlorenen Brüder des Rock 'n' Roll zu ehren. Ich habe früher getrunken mit Jim Morrison von den Doors, ich habe getrunken mit Jimi Hendrix, mit John Lennon, mit Keith Moon und so vielen mehr. Dieser Club der Trinker nannte sich "Hollywood Vampires", wir haben uns immer in der Rainbow Bar in Los Angeles getroffen. Davon habe ich Johnny Depp erzählt, als wir 2012 zusammen den Film "Dark Shadows" gedreht haben. Ich habe immer schon gewusst, dass er ein großartiger Gitarrist war, bevor er Schauspieler wurde. Also fragte ich ihn: Wäre das nicht ein großer Spaß, eine Band zu gründen, die unsere verstorbenen Freunde ehrt? Er sagte: Na klar, das machen wir. Dann kam Joe Perry von Aerosmith dazu, und auf einmal hatten wir eine Band. Bob Ezrin wollte das Album unbedingt produzieren, und dann haben wir uns für jeden unserer toten Freunde einen Song ausgesucht. Wir wollten die teuerste Bar-Band der Welt sein.

Das dürften Sie geschafft haben.

Cooper Ja, das ist ein großer Spaß. Aber wir nehmen das auch sehr ernst. Wir wollen diese Stücke so gut wie möglich präsentieren. Was die Leute überrascht, ist, wenn sie Johnny Depp auf der Bühne sehen. Er ist ein fantastischer Gitarrist. Joe Perry nimmt manchmal Gitarren-Stunden bei ihm.

Was macht es für Sie so besonders, mit den beiden auf Tour zu gehen?

Cooper Wenn ich auf der Bühne den Charakter, die Figur Alice Cooper spiele, dann ist er sehr mythologisch. Die Figur ist fast nicht menschlich. Mit den Vampires erzähle ich den Menschen im Grunde Geschichtsstunden. Aerosmith ist eine Stadion-Band, Alice Cooper ist eine Stadionband. Und zusammen gehen wir einfach raus und spielen die Musik unserer Freunde.

Wie blutig ist Ihre Show?

Cooper Überhaupt nicht. Der Grund für den Namen ist einfach: Wir kommen nur nachts, und wir trinken. Aber wir trinken nur Wein, nicht Blut (lacht).

Sie haben bisher ein Studio-Album mit zwei eigenen Songs veröffentlicht und vielen Coverversionen wie "My generation", "Manic Depression" und "Whole Lotta love". Was gibt's im Sommer zu hören?

Cooper Natürlich auch ein paar Songs von Aerosmith und Alice Cooper. Es gibt grundsätzlich keinen Song, den wir nicht probieren würden. Und wir haben jetzt schon 19 neue Lieder für unser nächstes Album fertig. Alles nur eigene, neue Stücke, keine Cover-Versionen mehr. Wenn meine Solo-Tour zu Ende ist, gehe ich ins Studio und nehme den Gesang auf.

Johnny Depp und Joe Perry sind schon im Studio?

Cooper Ja. Sie arbeiten seit einem guten Monat daran, seitdem Johnny die Dreharbeiten für seinen letzten Film und Aerosmith ihre Tour beendet haben. Sie schicken mir dauernd die Lieder, und ich schreibe unterwegs die Texte.

Wie klingen die Songs?

Cooper Es ist Hardrock. Das passiert glaube ich immer, wenn du zwei Gitarristen zusammen ins Studio sperrst. Das Album muss den Leuten zeigen, wie die Hollywood Vampires mit ihrem ganz eigenen Sound klingen. Johnny und Joe kreieren zusammen einen so dissonanten Sound, der ist wirklich verrückt. Es wird definitiv anders, als man erwartet.

Lassen Sie uns noch über Ostern sprechen. Sie spielen an Ostersonntag in einer Live-Übertragung bei NBC von Andrew Lloyd Webbers Musical "Jesus Christ Superstar" König Herodes - wieder einmal ein Schurke.

Cooper (lacht) Die Rolle des Jesus hat mir noch keiner angeboten. Also wird's wieder der Schurke. Die Geschichte in "Jesus Christ Superstar" ist ja: Jesus musste sterben, um dadurch Heil und Frieden zu stiften. Und ich spiele einen sehr paranoiden, egozentrischen König, der eigentlich nicht der König Israels ist. Er ist ein König des römischen Reiches. Und dann kommt Jesus, und sagt: Ich bin der König der Juden, und ich vollbringe Wunder. Die Figur, die ich spiele, ist im Zwiespalt: Bin ich der König oder nicht? Er verspottet Jesus und fordert ihn sarkastisch auf, ein Wunder zu tun. So verstehe ich auch Herodes' Rolle in der Bibel. "Jesus Christ Superstar" zeigt eine andere Sichtweise auf die Jesus-Geschichte.

Viele würden das nicht vermuten: Aber Sie sind ein sehr religiöser Mensch.

Cooper Wegen meiner Figur auf der Bühne? Sie ist das komplette Gegenteil von mir selbst. Ich glaube, Menschen haben einen komischen Blick auf das Christentum. Für mich bedeutet Christ zu sein, eine ganz persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu haben - eins zu eins. Das Wichtigste ist, wie ich alleine an Jesus Christus glaube als der Retter meiner Seele und mein Erlöser - und nicht was andere denken. Die Bibel sagt an keiner einzigen Stelle: Du darfst kein Rockstar sein. In unseren Shows ist nichts Satanisches. Also verträgt es sich sehr gut, Rockstar und Christ zu sein. Meine Frau Sheryl und ich sind seit 42 Jahren verheiratet. Sie ist sehr gläubig, und sie spielt auf der Bühne die Horror-Krankenschwester Rozetta, was ich sehr witzig finde. Gott schaut nicht auf uns und sagt: Wenn du ein Christ bist, darfst du nicht Rock 'n' Roll spielen. Er sagt: Sei ein Rock 'n' Roller, aber folge mir.

Sie sind als Sohn eines Priesters aufgewachsen und haben kürzlich gesagt: Ich bin wie der verlorene Sohn -in der Kirche aufgewachsen, so weit weggelaufen wie nur möglich, und dann wieder zurückgekehrt. Sie gehen jeden Sonntag in die Kirche. Auch auf Tour?

Cooper Natürlich. Jeden Sonntag, auch auf Tour. Ich lese jeden Morgen 20 Minuten in der Bibel und bete vor jedem Auftritt. Das gibt mir die Freiheit und die Kraft, dem Publikum die beste Show zu geben.

(RP)
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