Stadt Willich Großes Loch in der Jugendhilfe

Stadt Willich · Die Stadt Willich muss rückwirkend für das Jahr 2009 eine halbe Million Euro mehr für die "wirtschaftliche Jugendhilfe" aufwenden. Dieser Posten im Haushalt sei immer sehr schwer zu kalkulieren, so die Verwaltung.

Wenn Kinder in Gefahr sind, wenn sie nicht in ihren Familien bleiben können, oder wenn Eltern Hilfe bei der Erziehung brauchen, wird das Jugendamt tätig und finanziert alternative Unterbringungsmöglichkeiten oder Hilfestellungen. Weil diese Kosten – so die Willicher Verwaltung in ihrer Vorlage – eine schwer zu kalkulierende Größe sind, gab es jetzt in der Nachbetrachtung des Jahres 2009 eine böse Überraschung: Für die Bereiche Heimerziehung/sonstige betreute Wohnformen, ambulante Erziehungshilfe und Inobhutnahme fallen Mehrkosten in Höhe von 503 322 Euro an.

Externer Sachverstand

Diese Zahlen stellte die Verwaltung in der Ratssitzung vor. Der Rat stimmte den Aufwendungen mit einem "aber" zu: Verwaltung und Politik sind sich einig, dass Einsparmöglichkeiten gesucht werden sollen. "Wir wollen zur Prüfung der Situation externen Sachverstand dazu holen", sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Siegfried Kirsch.

Kämmerer Willy Kerbusch hatte in der Vorlage bereits angemerkt, dass eine "Neuorientierung" notwendig sei, um Kosten zu sparen, betonte aber in der Sitzung: "Wenn Not am Mann ist, muss die Finanzierung gesichert sein." Ralf-Hasso Sagner, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Willich, wies darauf hin, dass es nicht nur um Sparen gehen dürfe, sondern "Prävention hilft manchmal mehr sparen."

Auf Anfrage der Rheinischen Post erklärte Susanne Kamp, die Leiterin des Geschäftsbereiches Jugend und Soziales, den Hintergrund der Kostenentwicklung. Es sei nicht so, dass die Fallzahlen in die Höhe geschnellt sind, sondern dass jeder Fall sehr individuell behandelt werden müsse. Es könne etwa eine "Inobhutnahme" nur kurzzeitig einige Tage erfolgen oder es könne notwendig sein, eine mehrmonatige Hilfeplanung zu erarbeiten.

Auch die ambulante Erziehungshilfe sei vielschichtig. Manchmal reiche der Einsatz einer Helferin mit vier bis sechs Stunden in der Woche aus, in einem anderen Fall werde ein täglicher Einsatz, eventuell im Team notwendig – und das werde entsprechend teuer. Es sei nicht so, dass sich die Situation in den Familien innerhalb eines Jahres extrem verschlechtert habe: Die Fallzahlen liegen in etwa auf dem Niveau früherer Jahre und "von der Fallzahlentwicklung sind wir in Willich moderat", so Kamp.

(RP)
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