Tönisvorst Gewalt an Schulen zum Thema gemacht

Tönisvorst · Mobbing und wie Jugendliche sich dagegen wehren können, stand unter anderem auf dem Stundenplan beim Projekttag an der Hauptschule Kirchenfeld und der Realschule Leonardo da Vinci. Theaterpädagogen trainierten mit den Schülern.

 Deeskalationstraining bei den Projekttagen in Tönisvorst: Haupt- und Realschüler sollen dabei lernen, Konflikte nicht handgreiflich auszutragen, sondern sich mit Worten zu wehren.

Deeskalationstraining bei den Projekttagen in Tönisvorst: Haupt- und Realschüler sollen dabei lernen, Konflikte nicht handgreiflich auszutragen, sondern sich mit Worten zu wehren.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die 150 Schüler zwischen zwölf und 15 Jahren sind ganz still. Manche schauen weg, andere halten sich die Hand vor den Mund, schütteln den Kopf oder starren entsetzt auf die Szene. Vor ihren Augen wird ein Junge verprügelt. Obwohl er bereits auf dem Boden liegt, treten die anderen auf ihn ein. Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen. Ein paar Pöbeleien, ein bisschen Geschupse, dann aber eskalierte die Situation.

Die Schüler der 7. Klassen von der Realschule Leonardo da Vinci und die der 8. Klassen von der Hauptschule Kirchenfeld sind mittendrin. Denn dieses Theater spielt nicht auf der Bühne des Corneliusforums. Die Akteure vom Steimel-Menschner-Projekt agieren zwischen den Schülergruppen. "Es sind tolle Schüler", wird Simon Steimel später über die Tönisvorster sagen, "in manchen Städten grölen die Zuschauer und feuern die Schläger an."

Seit 13 Jahren ist der Theaterpädagoge in Schulen unterwegs. "Ich habe früher Jugendtheater gemacht und darüber von der Gewalt in Schulen erfahren", erzählt der 50-Jährige. Steimel konzipierte zusammen mit Tina Menschner ein Stück, das ganz nah dran ist am Alltag der Jugendlichen. Mit einigen jungen Leuten, die noch heute Darsteller in seinen Stücken sind und sich zu Anti-Gewalt-Trainern haben ausbilden lassen, ging er in die Schulen und hielt den Teenies den Spiegel vor Augen.

Aber mit dem Theaterstück ist es nicht getan. Nach der Vorführung gehen die Darsteller in die Klassen und trainieren mit den Schülern Deeskalation. Steimel ist in der KLasse 7c von Lehrerin Katrin Wiethoff. Bevor er die Klasse betritt, informiert er sich über Konflikte, die unter den Schülern aktuell sind. Katrin Wiethoff ist gut informiert. Steimel wundert das nicht: "An den Real- und besonders an den Hauptschulen stellen wir oft fest, dass die Lehrer aufmerksam sind", sagt der Theaterpädagoge. Die größten Probleme im Bereich Mobbing gebe es seiner Erfahrung nach an den Gymnasien.

Das Training in der 7c beginnt: Die Schüler sollen im Kreis laufen, niemanden berühren, keinen ansehen, nicht sprechen. In der zweiten Übung müssen sie sich fünf Sekunden in die Augen sehen. Mit verschiedenen Begrüßungsritualen geht es weiter. Nach und nach verschärft sich der Ton. "Du stinkst", sagt Steimel zu Nils. "Danke für den Hinweis", pariert der gelassen. "Du bist schwul", heiß es bei Fabian. "Wenn Du meinst", kommt die richtige Reaktion. Neben der Deeskalationsübung lernen die Schüler auch, sich zu wehren. "Setz die Stimme ein", rät Steimel Tobias, nachdem er ihn angerempelt hat. "Warum machst Du das?", fragt Tobias und "Was soll das?". Beim nächsten Schupser wird Tobias laut: "Stopp!"

Die Realschule bietet seit mehreren Jahren den Projekttag zum Thema Gewalt für die 7. Klassen an. Auch Info-Abende der Polizei, Drogenberatung und Elternabende gibt es an der Schule.

(WS03)
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