Stadt Willich Gelungene Premiere im Dauerregen

Stadt Willich · Gestern Nachmittag ging das Eröffnungsstück "Der gestiefelte Kater - Schreck lass nach!" in Neersen über die Bühne. Einen so nassen Auftakt hatten die Schlossfestspiele schon lange nicht mehr.

 Während die Generalprobe (Foto) noch im Trockenen stattfand, prasselte während der Premiere am gestrigen Sonntag der Regen erbarmungslos auf die Schauspieler nieder. Die machten ihre Sache aber trotzdem hervorragend.

Während die Generalprobe (Foto) noch im Trockenen stattfand, prasselte während der Premiere am gestrigen Sonntag der Regen erbarmungslos auf die Schauspieler nieder. Die machten ihre Sache aber trotzdem hervorragend.

Foto: Achim Hüskes

Respekt vor dem Ensemble! Kurz vor Beginn der Aufführung "Der gestiefelte Kater - Schreck lass nach", das Stück, mit dem die Neersener Schlossfestspiele in diesem Jahr eröffnet wurden, setzt Dauerregen ein. Die offene Bühne ist nass und rutschig, die Temperatur sinkt, es ist, wie der Niederrheiner sagt, usselig. Aber die Darsteller lassen sich nichts anmerken. Voller Spielfreude gehen sie in ihren Rollen auf. Besonders Gideon Rapp, bereits im Vorjahr als Phileas Fogg einer der besten Schauspieler in Neersen, verströmt als Edelmann Don Miguel de la Salamanca so viel Charme und spanisches Temperament, dass die Zuschauer, die in von der Festspielleitung ausgegebenen gelbe Regencapes gehüllt sind, das Wetter fast vergessen.

Traditionell werden die Schlossfestspiele mit einem Kinderstück eröffnet. Nachdem der Termin in den Vorjahren stets am Vormittag war, hat Intendant Jan Bodinus diesmal einen Nachmittagstermin gewählt. Und auch die Stückauswahl ist anders. Während die Kinderstücke sonst eher für Zuschauer ab sechs Jahren geeignet waren, richtet sich "Der gestiefelte Kater" an Dreijährige. Ob die der modernen Märchenhandlung 75 Minuten lang konzentriert folgen können, bleibt dahin gestellt. Der Humor des Stücks, das Regisseurin Heike Werntgen mit viel Witz und originellen Regieeinfällen inszeniert hat, kommt jedenfalls schon bei den Kleinsten an. Lustige Dialoge, ausdrucksvolle Mimik, die ohne Worte auskommt, Gesangs- und Tanzeinlagen sorgen außerdem für Abwechslung.

Aber langweilig wird es sowieso nicht. Dafür ist das Stück viel zu rasant umgesetzt und spannend erzählt. Schließlich gilt es, den Bösen das Handwerk zu legen und dafür zu sorgen, dass Don Miguel seine Marques bekommt und der Müllerssohn die Prinzessin. Auf der Bühne tummeln sich der Zauberer Zohak (Jan-Christoph Kick), der gemeinsam mit seiner Schwester, der bösartigen Hexe Fabula Rasa (großartig: Sarah Elena Timpe) das Königreich an sich reißen will.

Während Jan-Christoph Kick als Zauberer eher unscheinbar bleibt, lebt er in seiner Rolle als König seine alberne Seite aus, was besonders bei den Kindern richtig gut ankommt. Sehr gut besetzt ist auch Sebastian Teichner, der den Müllerssohn Hans spielt. Besonders das Zusammenspiel mit Gideon Rapp, der als Stoffkater zunächst auf der Schulter des Müllerssohns sitzt und sich dann zurückverwandelt in einen Edelmann, macht Freude anzusehen. Aber auch Reinhild Köhncke, die die Prinzessin und einen Diener spielt, beherrscht ihre Rollen mit komödiantischem Talent.

Eine besondere Erwähnung verdienen wieder einmal das Bühnenbild und die Kostüme. Ausstatterin Silke von Patay und ihr Team haben viele kreative Einfälle umgesetzt. Dabei ist die Herausforderung nicht zu unterschätzen, denn auf der Freilichtbühne fällt kein Vorhang, der einen Umbau ermöglicht, und das Kinderstück wird ohne Pause gespielt. Es gilt also, das Bühnenbild so zu konzipieren, dass mehrere Spielorte an einem Ort entstehen. Auch das gelingt mit Bravur.

Tatsächlich hätten Darsteller, Regisseurin und Ausstatter sehr viel mehr Applaus verdient, als das Premierenpublikum spendete. Das aber ist einzig dem Wetter und den klammen Händen geschuldet.

(WS03)
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