Stadt Kempen Gedenkstele: Stadt forscht nach Namen

Stadt Kempen · Dem Kempener Historiker Dr. Hans Kaiser sind Unstimmigkeiten bei der Auflistung der jüdischen Opfer des Holocaust aufgefallen.

 Seit 2004 ist die Gedenkstele am Rathaus am Buttermarkt angebracht. Sie enthält 82 Namen ehemaliger jüdischer Bürger Kempens.

Seit 2004 ist die Gedenkstele am Rathaus am Buttermarkt angebracht. Sie enthält 82 Namen ehemaliger jüdischer Bürger Kempens.

Foto: Kaiser

Nur nichts übereilen, sondern mit Ruhe noch einmal nachforschen. Das war der allgemeine Tenor im Kulturausschuss zur von den Grünen beantragten Überarbeitung der Stele zum Gedenken an die Kempener Juden am Buttermarkt. Sie war nach langen Vorberatungen im Kulturausschuss 2004 am Rathaus angebracht worden.

Umfangreiche Forschungen des Kempener Historikers Dr. Hans Kaiser hatten sowohl Fehler beim Eintrag der Namen als auch nicht genannte Bürger ergeben. Auf der Stele sind 82 Namen aufgelistet. Sie basieren auf Forschungsergebnissen von Dr. Friedhelm Weinforth, ebenfalls Historiker aus Kempen, sowie Erkenntnissen der Stadtverwaltung und aus Gesprächen mit Kurt Mendel aus St. Hubert, dem einzigen Überlebenden des Holocaust. Nach Kaisers Forschungen fehlen auf der Stele drei Namen, während elf Namen zu viel aufgelistet sind, weil es entweder Doppelnennungen sind oder es sich um Personen handelt, die nicht mehr in Kempen gelebt haben.

Für den Ausschuss hatte Kaiser eine umfangreiche 17-seitige Tischvorlage mit Erläuterungen zu allen Personen erstellt. Darin beschäftigt er sich mit einer Aufstellung aller vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 in Kempen und St. Hubert lebenden Juden als auch mit einigen, die erst später geboren wurden beziehungsweise nach Kempen zogen. Er kommt damit auf eine Gesamtzahl von 77 Juden für Kempen und St. Hubert, die während des so genannten Dritten Reiches im Stadtgebiet gewohnt haben.

Gleichwohl steht Kaiser dem Vorschlag der Verwaltung, mit ihm als auch dem Bundesarchiv in Koblenz und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel Kontakt aufzunehmen, um die Widersprüche zu klären, positiv gegenüber, wie er betont. Dafür, dass es unterschiedliche Angaben gibt, hatte Kulturamtsleiterin Dr. Elisabeth Friese eine einfache Erklärung. Denn erst jetzt stünden einige Quellen der Forschung zur Verfügung. Es gebe ständig neue Ergebnisse, das höre sie auch von Amtskollegen und anderen Experten. Ihr persönlich würde es widerstreben, die vorhandene Stele zu ändern. Bis zum 27. Januar 2016, wenn das nächste Holocaust-Gedenktag begangen wird, sei dies sowieso nicht möglich. Allerdings könne man bei der Verlesung der Namen die fehlenden Personen mit aufnehmen. Bürgermeister Volker Rübo schloss sich ihr an. Die Stele in ihrer "hohen Wertigkeit" sollte man nicht verändern. Dann müsste es eine ganz neue Stele sein. Oder man müsse eine andere Dokumentationsform finden, vielleicht in Verbindung mit den Stolpersteinen, schlug der Bürgermeister vor.

Auch Joachim Straeten (Grüne) wollte die jetzige Stele nicht verändert sehen. Man müsse eine "gangbare Idee" finden, die neuen Forschungsergebnisse zu dokumentieren. Das meinte auch Jürgen Klement (CDU). Ob und wie ein Zusatz angebracht werden sollte, solle in Ruhe überlegt werden. Und man solle auch einen Hinweis anbringen, dass das Gedenken auch den Ungenannten gelte.

(RP)
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