Stadt Willich Frühlingserwachen mit Joyce van de Pol in Neersen

Stadt Willich · Gelungenes Gastspiel und Auftakt nach Maß: Die Vokalistin Joyce van de Pol gestaltete samt Trio und Blech-Verstärkung den ersten Abend des diesjährigen Willicher Jazzfrühlings im Neersener Schloss. Rund 150 Musikfreunde erlebten eine erfrischende Mischung aus Jazz- und Poptiteln.

 Die Vokalistin Joyce van de Pol eröffnete mit ihrem Trio den Jazz-Reigen in diesem Jahr in der Motte von Schloss Neersen.

Die Vokalistin Joyce van de Pol eröffnete mit ihrem Trio den Jazz-Reigen in diesem Jahr in der Motte von Schloss Neersen.

Foto: NORBERT PRÜMEN

Dieses Frühlingserwachen bildete den klangvollen Höhepunkt eines zuweilen bitterkalten Tages samt Schnee und Eis. So dominant sich der Winter auch aufgebäumt hatte, so langsam, ja so vorsichtig öffneten sich hernach die ersten Klangknospen. Dies unterstrich der offene Einstieg der nacheinander einsetzenden Musiker an Bass, Piano, Drums und Trompete. Sie bereiteten Joyce van de Pol den gebührenden Sound-Sessel, in den sie sich - mal elegant, mal leger - nach Sangeskräften fläzte.

Nach Willich brachte die gebürtige Karlsruherin mit indonesischen Wurzeln ihre neue CD "Speak slow" mit. Elf Titel lang, gute Songs allesamt, im Spannungsfeld zwischen Jazz und Pop. Satt, nicht seicht kommt diese Melange daher, mit fein ausgearbeiteten, gut sichtbaren Soundschichten. Wäre der Sound-Silberling ein Getränk, fiele die Wahl auf einen Latte macchiato: voller Geschmack bei klarer Struktur. Neben den wärmenden Grooves - dies darf auch in "#metoo"-Zeiten erwähnt werden - nährt auch die adrette Erscheinung van de Pols das Vergnügen der Zuschauer. Eine schöne Frau, die auch gut klingt.

Es ist das erste Jazzalbum der versierten Interpretin von Pop-, R&B- und Soultiteln, das unter eigenem Namen erscheint. Die diplomierte Jazzsängerin (Folkwang Universität der Künste, Essen) betitelte den Tonträger nach einer Kurt-Weill-Komposition, die das stilistische Konzept umschreibt: ruhige Atmosphären, viele Farben und Stimmungen, relaxte Rhythmik.

Auf Maß hat Pianist Thomas Hufschmidt, Professor an der Folkwang-Hochschule, der Vokalistin die Band geschneidert. Einmal eingespielt, entfaltet die Truppe ein zuweilen komplex-schönes Miteinander, dessen Speerspitze der Pianist und die Sängerin bilden. Ob Sept-Groove oder Blues-Pentatonik - der Sound hat Wiedererkennungswert und geht ins Bein.

Der Gesang: volles Timbre, gekonnte Phrasierung - ein ausgeglichener Hochgenuss. Die Trompete: zuerst hölzern, später dann von sich überschlagender Spielfreude. Die Rhythmussektion besticht durch dezente Zurückhaltung, von satten Soli grandios gekrönt.

Joyce van de Pol empfiehlt sich als eindrucksvolle Powerfrau mit prickelnder Präsenz. Bald schon, am Samstag nach Ostern (7. April), geht der Willicher Jazzfrühling in die nächste Runde: Dann gastiert die "Urban Wedding Band" von Roman Babik aus Wuppertal im Virmond'schen Gemäuer.

(tone)
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