Stadt Willich Frauengefängnis weiter in Frauenhand

Stadt Willich · Charlotte Adams-Dolfen wurde gestern in ihr Amt als neue Leiterin der Justizvollzugsanstalt Willich II eingeführt. Die 58-jährige Juristin folgt auf Ulrike Böhm, die Anfang September in den Ruhestand ging.

 Staatssekretär Dirk Wedel (l.) und der stellvertretende Leiter der JVA Willich II, Ralf Muth, mit der neuen Anstaltsleiterin Charlotte Adams-Dolfen.

Staatssekretär Dirk Wedel (l.) und der stellvertretende Leiter der JVA Willich II, Ralf Muth, mit der neuen Anstaltsleiterin Charlotte Adams-Dolfen.

Foto: Kaiser

Charlotte Adams-Dolfen hatte schon vor geraumer Zeit dem "Austausch" zugestimmt. Sie gab rund 780 männliche Gefangene ab, bekam aber jetzt erstmals in ihrer Karriere etwa 266 weibliche, davon sind 66 Frauen im Offenen Vollzug. Vollzogen wurde dies alles gestern, als die gebürtige Bergheimerin die Leitung der Justizvollzugsanstalt Willich II übernahm.

"Endlich mal wieder eine Juristin", freute sich bei der gestrigen Amtseinführung in der Kapelle des Frauenhauses und des früheren "Weibergefängnisses" der Personalrats-Vorsitzende Jürgen Rassmann. Wohl auch deshalb, weil es im Vorfeld Gerüchte gegeben hatte, dass es zum Zusammenschluss der beiden Anstalten (Männer- und Frauenhaus) komme und dadurch die JVA II ihre Selbstständigkeit verlieren könnte. So ist es aber nicht. Das Anrather Frauengefängnis bleibt eine der sechs autarken Anstalten bundesweit.

Etwa hundert Gäste kamen zur Amtseinführung, darunter Leitende Oberstaatsanwälte, Landgerichtspräsidenten, Landtagsabgeordnete und der Kreis Viersener Polizeichef Manfred Krüchten. Aus Düsseldorf brachte Dirk Wedel, Staatssekretär im Ministerium der Justiz in NRW, die entsprechende Urkunde für die neue Amtsinhaberin und Regierungsdirektorin mit. Da ihre Vorgängerin Ulrike Böhm (63) schon Ende September in den Ruhestand gegangen war, vertrat sie bis gestern Ralf Muth.

"Beklemmend war dies anfangs schon", erinnerte sich die 58-jährige Charlotte Adams-Dolfen an ihr Jura-Studium und an ihre Referendarzeit, die sie vor rund 30 Jahren auch in der JVA Heinsberg gemacht hatte. Erst einmal wurde sie nach dem erfolgreichen Studium Verwaltungs-Juristin, so beim Versorgungsamt in Köln. Dann bei Justizvollzugsbehörden und in Anstalten in Siegburg, Remscheid und Wuppertal. Seit knapp fünf Jahren war Charlotte Adams-Dolfen zuletzt stellvertretende Leiterin der Männer-Justizvollzugsanstalt Aachen.

"Ich bin sozusagen eine Spätberufene, was den Strafvollzug angeht", sagte sie weiter, dass sie dieses Betätigungsfeld immer als eine persönliche Bereicherung und tägliche Herausforderung angesehen habe. So gehe sie jetzt auch in Anrath an ihre Aufgabe, wolle erst einmal schauen, wie alles laufe, ehe sie konkrete konzeptionelle Aussagen mache. Jetzt ist Charlotte Adams-Dolfen die Chefin von rund 120 Beschäftigten und wird außerdem Abteilungsleiterin für 40 "langstrafige" weibliche Gefangene sein, die größtenteils lebenslange Strafen verbüßen.

Es gab bei der Feierstunde eine musikalische Einstimmung von Pianospieler Florian Fleischmann, danach einen Imbiss, den Küchenchef Heiner Hormes mit seinem eingespielten Team vorbereitet hatte. Zwischendurch hießen Anja Lambertz-Müller, die Vorsitzende des Anstaltsbeirates der JVA Willich II, und Willichs Vize-Bürgermeister Guido Görtz die Neue willkommen. Görtz: "Die Stadt Willich bleibt auch in der Zukunft für die beiden Anstalten ein verlässlicher Ansprechpartner."

Und die JVA II bleibt fest in Frauenhand. Mit dabei waren gestern Katja Grafweg und Renate Gaddum, die vor Ulrike Böhm das Frauen-Gefängnis geleitet hatten.

"Unser Justizminister Peter Biesenbach traut Ihnen diese neue Aufgabe zu", sagte Staatssekretär Dirk Wedel. Generell sprach er davon, dass die Quote der inhaftierten Gefangenen im Vergleich zu den Männern in etwa gleich geblieben sei und zwischen fünf und sechs Prozent liege. So gebe es derzeit in ganz NRW rund 19.000 Haftplätze, für weibliche Gefangene würden nur 1000 benötigt. In der Regel gebe es, so Mader, bei den inhaftierten Frauen nicht so viele Konflikte wie bei den Männern, nur seien diese spezieller geworden. Der Staatssekretär erinnerte daran, dass es im Frauenhaus seit Anfang 2016 eine sozialtherapeutische Abteilung mit 16 Plätzen gibt. Diese war seinerzeit die Erste dieser Art in NRW.

(wsc)
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