Inspiriert von Matthias Schweighöfer Krebspatientin aus Willich will anderen helfen

Willich · Zwei Mal hat Andrea Voß den Krebs überlebt, nun will sie anderen Betroffenen helfen. Die Willicherin sammelt Spenden, um junge Krebskranke für einen Tag ihr Leiden vergessen zu lassen - wie im neuen Film von Matthias Schweighöfer "Der geilste Tag".

 Bei einer Filmpremiere lernte Voß den Schauspieler Matthias Schweighöfer kennen. Ein besonderer Moment für die Willicherin.

Bei einer Filmpremiere lernte Voß den Schauspieler Matthias Schweighöfer kennen. Ein besonderer Moment für die Willicherin.

Foto: Andrea Voß

"Ich habe während meiner Krebserkrankung so viel kämpfen müssen, ich will anderen Betroffenen nun helfen, um ihr Leben mit dem Krebs wenigstens ein bisschen zu erleichtern", sagt Voß im Gespräch mit unserer Redaktion. Deswegen hat die 35-jährige Willicherin eine Spendenaktion ins Leben gerufen, aus der sie möglichst einen eigenen Verein gründen möchte.

Sie selbst habe vor kurzem die Möglichkeit gehabt Schauspieler Matthias Schweighöfer bei der Premiere seines Filmes "Der geilste Tag" kennenzulernen. Ein Film über einen krebskranken jungen Mann, der mit seinen besten Freunden auf eine letzte Reise geht. "Matthias persönlich zu treffen war einfach mega cool", sagt Voß. Genau solche Momente wolle sie auch anderen Krebspatienten ermöglichen.

 Andrea Voß ist nun frei von Krebs und will anderen Betroffenen das Leben mit der Krankheit wenigstens für eine kurze Zeit erleichtern.

Andrea Voß ist nun frei von Krebs und will anderen Betroffenen das Leben mit der Krankheit wenigstens für eine kurze Zeit erleichtern.

Foto: Andrea Voß

Der jungen Frau sei es vor allem wichtig, anderen jungen Menschen mit Krebs zu helfen. "Für Kinder gibt es wirklich unzählige Vereine, die die Familien finanziell und auf sozialer Ebene unterstützen. Und das ist auch gut so! Allerdings gibt es für junge Erwachsene kaum solche Vereine", sagt Voß. Dabei seien vor allem auch junge Menschen auf finanzielle Unterstützung und soziale Kontakte angewiesen. "Gerade in der chronischen Krebserkrankungsphase können junge Menschen kaum am sozialen Leben teilnehmen. Dabei ist das gerade besonders wichtig, um mal nicht jede Sekunde an die Krankheit zu denken", sagt Voß.

2009 erkrankte die Willicherin das erste Mal an Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenkrebs). Drei Jahre, eine Chemotherapie und viel Leid später die freudige Nachricht: Sie ist schwanger. Glücksgefühle bestimmen für wenige Wochen das Leben der jungen Frau. Kurze Zeit später folgt jedoch ein schwerer Schicksalsschlag: Der Embryo hat keinen Herzschlag mehr. Die Schwangerschaft wird beendet. Zwei Tage später fühlt Voß einen Knoten am Hals — der Krebs ist wieder da. Nach einer weiteren Chemotherapie mit anschließender Stammzellentransplantation ist die 35-Jährige nun frei von Krebs. Doch die Krankheit lässt die Willicherin nicht los. "Das wird einen immer begleiten", sagt Voß.

 Während der Chemotherapie musste Andrea immer einen Mundschutz und Handschuhe tragen. Ihr Immunsystem war so geschwächt, dass jede Infektion vermieden werden musste. Eine Phase in der die Patienten kaum am sozialen Leben teilhaben können.

Während der Chemotherapie musste Andrea immer einen Mundschutz und Handschuhe tragen. Ihr Immunsystem war so geschwächt, dass jede Infektion vermieden werden musste. Eine Phase in der die Patienten kaum am sozialen Leben teilhaben können.

Foto: Andrea Voß

Ziel der Aktion sei es, jungen Krebspatienten einerseits die Möglichkeit zu geben, für einen Tag ihre Erkrankung und das damit verbundene Leiden zu vergessen. Andererseits will Voß durch die Spenden den jungen Menschen auch finanziell eine Unterstützung sein. "Zum Beispiel, wenn die Krankenkasse nur einen Yogakurs, aber keinen Boxkurs bezahlen möchte. Dann sollen die Spenden zum Einsatz kommen", sagt Voß. Dafür fragt Voß bei Konzertveranstaltern, Künstlern und Events nach Freikarten und sammelt auf einer Crowdfounding-Plattform Geldspenden.

Erste Erfolge mit ihrem Projekt "Wir können Helden sein" hat Voß bereits. Sie habe schon einige Veranstalter von Konzerten und Events angeschrieben und teilweise schon Tickets erhalten. "Noch ist die Nachfrage bei den Krebspatienten nicht so hoch. Da kann man die Karten noch gut aufteilen", sagt Voß. Allerdings läuft das Projekt auch erst seit vergangenem Donnerstag.

In ihrem Heimatort Willich soll außerdem in Kooperation mit einem lokalen Kostümverleih und einem Fotografen ein Fotoshooting für Krebspatienten im Superheldenkostüm stattfinden. "Das wird bestimmt super", sagt Voß.

Sollte die Nachfrage wesentlich größer werden und die Summe der Spenden das Limit des Crowdfounding-Projektes übersteigen, möchte Voß einen eigenen Verein gründen. Das Problem bei Crowdfounding-Projekten sei nämlich die Tatsache, dass man nicht über Paypal spenden kann, sondern nur per Direktüberweisung und Kreditkarte. "Das schreckt manche Spender natürlich ab", sagt Voß.

Welche Person Spenden erhält, will Voß dann am gesundheitlichen Zustand der Erkrankten ausmachen. "Das hört sich vielleicht hart an, aber jemand der das nächste halbe Jahr nicht überleben wird, sollte natürlich eher die Chance auf einen tollen Tag haben, als jemand, bei dem Besserung in Sicht ist", sagt Voß.

Spenden kann jeder auf der Crowdfounding-Website. Betroffene können sich bei Voß unter folgender E-Mail-Adresse melden: projekthelden@chemocookie.de. Angesprochen seien alle Menschen zwischen 18 und 39 Jahren, die akut an Krebs erkrankt sind oder in den letzten sechs Jahren erkrankt waren.

(skr)
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