Stadt Willich Extremsport bestimmt das Leben von Joey Kelly

Stadt Willich · Halle 22 und die Stadt holten den ehemaligen Sänger der Kelly-Family und Ausdauersportler nach Willich.

 Joey Kelly beim Vortrag in der Jakob Frantzen Halle.

Joey Kelly beim Vortrag in der Jakob Frantzen Halle.

Foto: NORBERT PRÜMEN

"Keine Angst, ich singe nicht. Ich habe früher auch nur so getan." Mit diesem lockeren Spruch begrüßte Joey Kelly am Samstagabend in der Jakob-Frantzen-Halle in Willich die mehr als 400 Gäste, die gekommen waren, um mehr über seinen ungewöhnlichen Lebensweg zu erfahren. Und er entschuldigte sich sogleich für seine viertelstündige Verspätung: "Ich bin einfach zu spät losgefahren", räumte er mit sympathischer Offenheit und mit unverwechselbarem amerikanisch-irischen Akzent ein.

Joey Kelly lebt heute mit seiner Frau Tanja und seinen vier Kindern in der Nähe von Bonn, hatte also eine gar nicht so weite Anreise. Und selbst wenn er an diesem Abend nicht singt, so hat er doch viel zu sagen. Anderthalb Stunden vergehen wie in Flug, wenn der 44-Jährige sein Leben Revue passieren lässt. Und das ist an Ereignissen bereits so reich, wie es manch doppelt so langes Leben nicht sein mag. "No Limits", also "Keine Grenzen" lautet der Titel seines Vortrags, mit dem etwas holprig klingenden Zusatz: "Wie schaffe ich mein Ziel."

In Kassel erlebten ihn Edith Gribs und Thomas Mathes vom Willicher Fitnessstudio "Halle 22" und waren so begeistert, dass sie ihn gemeinsam mit der Stadt Willich in die Jakob-Frantzen-Halle locken konnten. Der Name Kelly zieht - immer noch und immer wieder. Als Mitglied der irischen Pop- und Folkband "The Kelly Family" war Joey bereits weltberühmt, als er in den 1990er-Jahren den Ausdauersport als Ausgleich zum anstrengenden Musikeralltag für sich entdeckte. Eine Videoeinspielung zeigt ihn bei seinem ersten Triathlon, den er völlig unvorbereitet antrat, und bei dem er es in gelbem Trikot und mit roter Badekappe beim Schwimmen gerade einmal bis zur ersten Tonne schaffte, um dann gleich wieder umzukehren. Danach begann er systematisch zu trainieren, lief nach den Konzerten abends und nachts durch menschenleere Städte.

Heute bestimmt der Extremsport sein Leben. Bislang absolvierte Joey Kelly neun Wüstenläufe, dreimal das Radrennen "Race Across America" von der West- zur Ostküste der USA, über 100 Marathons, Ultramarathons und Ironmans. Mit acht Ironman-Triathlons innerhalb eines Jahres hält er den Rekord weltweit. Er nahm mit Markus Lanz an einer Expedition zum Südpol teil, durchquerte Deutschland ohne Geld und Verpflegung von Wilhelmshafen bis zur Zugspitze in knapp 18 Tagen. Vielen Fernsehzuschauern ist er zudem bekannt durch waghalsige und verrückte Auftritte bei spaßigen Sportshows wie der Wok-WM oder dem Turmspringen in der Sendung TV Total mit Stefan Raab. Die Gäste sehen in Videoeinspielungen Passagen seines im wahrsten Wortsinn "bewegten" Lebens, Bildern von Wüsten, eisigen Landschaften, sehen einen verletzten, kranken, erschöpften und auch wieder triumphierenden Joey Kelly, wenn er es mal wieder geschafft hat.

Von seinen Erfahrungen will er anderen mitteilen, sie davon profitieren lassen. "Ich arbeite und lebe grundsätzlich nicht ohne Ziele", lautet eines seiner Credos. Mit "Ausdauer, Wille und Leidenschaft" könnten auch größte Hindernisse überwunden werden. Eine der Eigenschaften, die er dazu mitbringt, erwähnt er gleich selbst, als er auf die Geschichte seiner Familie zu sprechen kommt: "Brutal viel Ausdauer." 20 Jahre lang tourte die musikalische Familie mit den langen rot-blonden Haarmähnen mehr oder weniger erfolglos durch die USA und Europa, bevor 1994 der Durchbruch erfolgte und die Band in schwindelerregende Höhen katapultierte. "Wir waren ein Team und wir hatten einen Traum", resümiert Joey diese Zeit. Seinen Erfolg nutzt er nicht nur für sich. Er engagiert sich in Wohltätigkeitsorganisationen, erkämpfte für den RTL-Spendenmarathon seit 2003 viel Geld.

(RP)
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