Willich Erst Pfadfinder, dann Hausbesetzer

Willich · Franz Lohbusch (Die Linke) möchte das System verändern. Auch er tritt im Wahlkreis Viersen I an.

 Der 64-Jährige ist Mitbegründer der Grünen in Viersen.

Der 64-Jährige ist Mitbegründer der Grünen in Viersen.

Foto: Busch

In den 1980er-Jahren war Franz Lohbusch Hausbesetzer in Viersen - heute bewohnt er ganz solide mit seiner Frau ein schmuckes Reihenhaus in Süchteln. Was natürlich nicht bedeutet, dass der 64-Jährige jegliche Rebellion aufgegeben hat. Lohbusch stellte nur irgendwann fest: Wenn er das System verändern möchte, muss er das von innen heraus tun. Seit 2010 strebt er für die Partei Die Linke nach diesem Ziel. In Viersen ist er Stadtverbandssprecher und Ratsherr.

Aufgewachsen ist Lohbusch in Alt-Viersen in einem katholischen Elternhaus. Sein Vater war Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, er selbst war Messdiener und Pfadfinder. Die Zeit bei den Pfadfindern habe sein Umweltbewusstsein geprägt, sagt er. Der Vater war Industriekaufmann, er wählte den gleichen Beruf. Doch kaum hatte er die Ausbildung abgeschlossen, wurde alles anders. "Ich bin eben ein 68er", sagt Lobusch. Auf die Bundeswehr hatte er keine Lust, "da habe ich nach etwa drei Monaten den Abflug gemacht". Als Fahnenflüchtiger musste er drei Monate Jugendstrafe absitzen. Er wurde Hausbesetzer, engagierte sich in der Anti-Atomkraftbewegung. Dann dachte er sich: "Wir müssen versuchen, mitzubestimmen - nicht nur von außerhalb des Systems." 1984 gründete er den Viersener Kreisverband der Grünen mit, er war der erste Abgeordnete der Grünen im Viersener Stadtrat. "Aber ich merkte schnell, dass sich in der Partei Leute durchsetzten, denen es nur um Macht ging." Deshalb stieg er aus. Er arbeitete als Kunsttherapeut, baute Öko-Gemüse an, zog für ein Jahr mit der Familie nach Griechenland. Mittlerweile arbeitet er als gesetzlicher Betreuer.

Lohbusch hat drei leibliche Kinder, seine jetzige Frau brachte zwei Kinder in die Ehe mit. Er habe viele Bildungssysteme kennen gelernt, sagt er. Bildung müsse für alle kostenlos sein, betont er. Chancengleichheit ist ihm wichtig, ein gerechter Mindestlohn und dass es genug bezahlbaren Wohnraum gibt - dafür würde Lohbusch sich im Landtag einsetzen wollen.

(naf)
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