Stadt Willich Eine Welle der Hilfsbereitschaft

Stadt Willich · Drei Willicher starten morgen mit einem Hilfstransporter und einer Feldküche an die serbisch-kroatische Grenze. Sie wollen für eine Woche entlang der Balkanroute den Flüchtlingen helfen.

Michael Klein, Anna Rieve, Clara Dücker und Dilan Ceylan (von links nach rechts) sichten in einer Scheune die gespendeten Sachen, die sie zu den Flüchtlingen an der serbisch-kroatischen Grenze bringen wollen.

Michael Klein, Anna Rieve, Clara Dücker und Dilan Ceylan (von links nach rechts) sichten in einer Scheune die gespendeten Sachen, die sie zu den Flüchtlingen an der serbisch-kroatischen Grenze bringen wollen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Es war ein kleiner Schneeball, jetzt ist es eine Lawine geworden. Als Clara Dücker und ihre Kommilitonin Insa Knips-Gerdes überlegten, wo der gemeinsame einwöchige Urlaub hingehen sollte, hatten die beiden Studentinnen der Sonderpädagogik die Idee, sich als freiwillige Helfer an die serbisch-kroatische Grenze zu begeben, um dort vor Ort Flüchtlingen zu helfen. "Ein Freund von uns war gerade von einem zweiwöchigen Hilfseinsatz in der Balkanregion zurückgekehrt und hatte uns von dort berichtet", erzählt Dücker. Die Urlaubspläne verwandelten sich blitzschnell in einen Hilfseinsatz.

Die beiden jungen Frauen wollten aber nicht mit leeren Händen reisen und sprachen Freunde und Bekannte zwecks warmer Bekleidung, Winterschuhen, Isomatten und Schlafsäcken an. Daraus wurde innerhalb kürzester Zeit nicht nur der Einsatz von zwei Studentinnen, sondern ein großes Projekt, bei dem sich unzählige Menschen einbrachten. "Wir haben aktuell 14 Sammelstellen, bundesweit verteilt", sagt Dücker. So startete ihre Schwester Theresa in Regensburg, wo sie studiert, ebenfalls eine Sammelaktion. Der Willicher Michael Klein, der auch mitfahren wird, rief eine Sammelstelle an der Uni Düsseldorf ins Leben und Knips-Gerdes in ihrem Heimatbereich Münster-Osnabrück.

Die Willicher Spenden stapeln sich derzeit in einer Scheune auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. Aber nicht nur Sachspenden gingen ein. Die Willicherin Dilan Ceylan, die syrische Wurzeln hat und Arabisch sowie Türkisch fließend sowie ein wenig Kurdisch spricht, bat sich spontan an, mitzureisen, um unter anderem als Dolmetscherin zu fungieren. "Insgesamt sind wir jetzt sieben Leute, die mit dem Wohnmobil von Insas Vater, das er uns freundlicherweise leiht, sowie einer Feldküche an die serbisch-kroatische Grenze reisen werden", sagt Dücker. Mittels der Feldküche wollen die drei Willicher und ihre weiteren vier Helfer vor Ort für die Flüchtlinge kochen und so für warme Mahlzeiten sorgen.

Eine Schreinerei aus Willich bringt sich ebenfalls mit ein. Das Unternehmen stellt ein Fahrzeug samt Anhänger und Fahrer. "Wir werden mit dem Fahrzeug alle unsere Sammelstellen anfahren und einpacken, dann geht es in Richtung Grenzgebiet", sagt Ceylan. Derzeit wird an allen Abgabestellen noch fleißig gesammelt. Es sei phantastisch, wie sich die Menschen einbringen würden, lautet der Tenor der beiden Ideengeberinnen. Neben den Sachspenden sind die Initiatorinnen zudem noch auf der Suche nach einem weiteren Fahrzeug. "Ein weiterer 7,5 Tonner wäre toll, damit wir alles mitbekommen", sagt Ceylan, die selber ein Fahrzeug dieser Größe fahren darf. Sie hat sich eigens eine Woche Urlaub genommen, während der Ehemann komplett die Betreuung des anderthalb- und achtjährigen Nachwuchses übernimmt. Klein, der ein duales Studium der Tourismuswirtschaft absolviert, reichte ebenso Urlaub ein.

In der Grenzregion trifft die Gruppe auf die Hilfsorganisation IHA, die dort alle freiwilligen Helfer koordiniert und auch die sieben deutschen Helfer einweisen wird. Über die Pfarre St. Katharina hat die Gruppe zudem ein Spendenkonto eingerichtet. "Wir brauchen Geld für Benzin und Lebensmittel. Es ist nicht möglich, Lebensmittel von hier als ehrenamtliche Helfer mit über die Grenze zu nehmen. Das heißt, wir kaufen dort in der Region ein, um unsere Feldküche betreiben zu können", sagt Dücker. Das Helferteam hat geplant, über die Woche verteilt mittels ihrer Facebookseiten "Unterstützung für Menschen auf der Flucht an der kroatischen Grenze" über die Hilfstour zu berichten, damit Interessierte genau wissen, wo und wie die Hilfe aus Willich ankommt.

(tref)
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