Stadt Willich Eine Gruppe voller Experimentierlust

Stadt Willich · Zu ihrer fünften Jahresausstellung haben die drei Willicher Künstler von "Artefact" fünf weitere Kollegen in das Gründerzentrum eingeladen. Zahlreiche Besucher entdeckten am Wochenende Werke mit Witz und Charme.

 Die Aussteller (v.l.): Beate Feltes-Kelm, Guiseppe Lamers, Ulrike Mayer-Trede, Toni Bauer, Susanne Osten, Jörg Schulze-Roloff, Wendelin Gräbener und Franz Winkelkotte im Gründerzentrum im ehemaligen Stahlwerk Becker.

Die Aussteller (v.l.): Beate Feltes-Kelm, Guiseppe Lamers, Ulrike Mayer-Trede, Toni Bauer, Susanne Osten, Jörg Schulze-Roloff, Wendelin Gräbener und Franz Winkelkotte im Gründerzentrum im ehemaligen Stahlwerk Becker.

Foto: WOLFGANG KAISER

Gut besucht, besonders am Sonntag, war die fünfte Jahresausstellung der Willicher Künstlergruppe "Artefact" am Wochenende im Gründerzentrum an der Gießerallee. Die drei Gründer von Artefact hatten fünf Künstler zur Ausstellung eingeladen, so dass der Besucher auf eine große Vielfalt stieß - von Papierarbeiten und Leinwänden über Glas, Keramiken und Steinskulpturen bis hin zu Schmuck. Die Ausstellung versteht sich ausdrücklich auch als Verkaufsausstellung, so dass auch kleinere Arbeiten für den nicht ganz so großen Etat gezeigt wurden.

Für die größten Farbtupfen dieser Ausstellung sorgten die Malerin Susanne Osten und der Glaskünstler Franz Winkelkotte. Susanne Osten gab dann auch unumwunden zu, dass sich nach vielen Gemälden nur in Naturtönen in diesem Jahr endlich mal in Farben schwelgen wollte. Und das Ergebnis sieht für sie fröhlicher aus. Ein Bild wie "Spring", von knalligen Pinktönen dominiert, entsteht fast ganz ohne Pinsel oder Spachtel. Für die flächigen Farbfelder benutzt die Künstlerin am liebsten einen Color Shaper oder Rakel, wie man sie aus dem Siebdruck kennt.

In ihren abstrakten Bildern geht es Osten aber nicht nur um Farben, sondern auch um die Oberflächen. Ihre Bilder bieten viele haptische Anreize. Mit Marmormehl oder angetrockneten Rotband-Resten schafft sie faszinierende Oberflächen. Auch bei den Farben bleibt sie nicht bei einfachen Acrylfarben, sondern nimmt Druckfarben, Tuschen, Bitumen hinzu, mischt und kombiniert immer wieder neu. Sie druckt mit bemalter Noppenfolie auf die Leinwand oder schafft mit Spider Spray ein dünnes Netz aus schwarzen Linien. In älteren Arbeiten ist auch noch Rost zu entdecken.

Auch in den Glasarbeiten von Franz Winkelkotte herrschen klare, kräftige Farben vor. Ob als Sommervasen oder Briefbeschwerer - mit viel handwerklichem Geschick und formalem Feingefühl schafft er überzeugende Objekte. Mit viel Humor geht Wendelin Gräbener zu Werke. Die Keramikerin formt einen Schwimmer im Moment vor dem Sprung, bei "süße Last" ein Paar, bei dem die Frau den Mann trägt, oder ein Hörbuch mit einem Leser, der auf einem aufgeschlagenen Buch lauscht. Ulrike Mayer-Trede, als Künstlerin als Matre unterwegs, zeigt in ihren Frauentorsi das "pralle Leben", formt in ihren Keramikfiguren "Erdantennen", die Himmel und Erde verbinden. Zur Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen vor über 70 Jahren schuf sie ihre Figur "Phoenix", die über einer echten Flamme schwebt.

Ihre filigranen Schmuck-Kreationen aus Silber und Steinen hat Beate Feltes-Kelm in diesem Jahr dem Thema Bewegung gewidmet und dabei sehr pfiffige Erfindungen umgesetzt. Upcyclen nennt Jörg Schulze-Rolofff seine Kreationen, wenn er alte Holtschubkästen mit Betonmöbeln neu belebt. Witzig und ungewöhnlich kommen auch Billard-Stöcke als Möbelfüße zum Einsatz. Der Niederländer Guiseppe Lamers liebt in seinen Skulpturen das Menschenbild, ganz gleich ob als Steinzeug (1200 Grad gebrannt) oder als Bronzen (siehe Foto). Toni Bauer bleibt beim Stein wie Trachyt und löst Figuren in abstrakte Formen auf - eine dynamische Formensuche.

(RP)
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