Willich Eine Brücke nach Jerusalem mitbauen

Willich · Seit über 20 Jahren ist Brigitte J. Vander als Dame im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem aktiv. So will sie die Kapelle Klein-Jerusalem in Neersen mit den Stätten im Heiligen Land verbinden.

 Eine Abordnung des Ritterordens der Aachener Komturei besucht zum 350-jährigen Bestehen der Kapelle Klein-Jerusalem, 2006 Neersen. Auf dem Bild auch Brigitte J. Vander im schwarzen Ordensmantel.

Eine Abordnung des Ritterordens der Aachener Komturei besucht zum 350-jährigen Bestehen der Kapelle Klein-Jerusalem, 2006 Neersen. Auf dem Bild auch Brigitte J. Vander im schwarzen Ordensmantel.

Foto: PRIVAT

Ritter in unseren Tagen? Brigitte J. Vander, bekannt durch ihr Engagement für die Kapelle Klein-Jerusalem, ist Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Sie ist eine von 190 Damen in der deutschen Sektion des Ordens - das einzige Mitglied aus der Stadt Willich. Rund 1200 Katholiken gehören in Deutschland dem Orden an, 880 weltliche Ritter, 130 geistliche Ritter und eben auch 190 Damen. Während die Ritter einen weißen Ordensmantel mit dem roten Jerusalem-Kreuz tragen, kleiden sich die Damen mit einem schwarzen Ordensmantel. Dieser weltliche päpstliche Orden, dem weltweit circa 30 000 Frauen und Männer angehören, hat nichts mit den Kreuzzügen zu tun und will auch nicht das Mittelalter neu beleben. Der Orden versteht sich als eine Gemeinschaft des Betens, der Spiritualität und der Aktivitäten. Das heißt konkret, der Orden unterstützt die Arbeit des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem und damit katholische Einrichtungen im Heiligen Land, sprich in Israel, der Westbank, Gaza und Jordanien.

 Am 18. Juni bracht nachts ein Feuer in der Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth aus, das schwere Schäden verursachte.

Am 18. Juni bracht nachts ein Feuer in der Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth aus, das schwere Schäden verursachte.

Foto: Ariel Schalit/AP

Die Christen im Heiligen Land sind eine kleine Minderheit. Doch gerade heute sind sie bedroht, etwa im syrischen Bürgerkrieg. Viele Christen sind geflohen oder bereits ausgewandert. Ende Juni wurde aber auch aus Israel über eine Brandstiftung in der Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth berichtet. Die Polizei nahm zehn Jeschiwaschüler aus der als extremistisch geltenden Siedlung Jitzhar fest, ließ sie aber wieder frei. Auf eine Wand schrieben die Brandstifter mit roter Farben auf hebräisch, "dass die Götzenbilder vertilgt werden", ein Zitat aus einem jüdischen Gebet. Die politische Spitze in Israel verurteilte die Tat aufs Schärfste.

In der Jüdischen Allgemeinen Zeitung berichtete Ulrich Sahm, ein freier Journalist aus Jerusalem, dass im Juni im Jerusalemer Viertel Schuafat ein angeblich vom Islamischen Staat (IS) gezeichnetes Flugblatt aufgetaucht sei. Darin soll den "polytheistischen Christen Jerusalems" empfohlen worden sein, bis Ende des Ramadan-Monats (18. Juli) Jerusalem zu verlassen.

Schon zu Weihnachten schrieb Papst Franziskus an die Christen im Heiligen Land von der zunehmenden Gefahr "einer ganz neuen und besorgniserregenden terroristischen Organisation von bisher unvorstellbaren Ausmaßen, die alle Art von Gesetzeswidrigkeiten begeht und menschenunwürdige Praktiken anwendet." Nicht ohne Grund hat der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem diesen Brief auf seine Homepage gestellt.

Der Ritterorden unterstützt im Heiligen Land den Bau und den Unterhalt von Kirchen, Pfarrhäusern, Schulen, Kindergärten, Kinderheimen, Behindertenheime, Altenheime, Krankenhäuser und Sozialstationen, bemüht sich um die Ausbildung von Priestern, Lehrern, Studenten und Handwerkern, hilft den sozial Schwachen, den Armen und den alten Menschen. Im Sinne der Ökumene und des friedlichen Zusammenlebens kommt diese Hilfe auch Christen anderer Konfessionen und bei den Schulen auch moslemischen Kindern zugute. Aber es geht nicht nur um Geld und Einfluss. Kernpunkt der Spiritualität des Ritterordens ist die geheimnisvolle Bedeutung des "Heiligen Grabes" in Jerusalem, "des leeren Grabes als ehrwürdigstes und sichtbares Zeugnis für das Erdenleben des menschgewordenen Gottes und Zeichen seiner Auferstehung" - wie es in einer Selbstdarstellung des Ordens heißt. Für Brigitte J. Vander war es auch ein Versprechen, eine Brücke zwischen Klein-Jerusalem in Neersen und Groß-Jerusalem zu bauen, als sie sich entschied, die Einladung in den Orden anzunehmen. Sie hat sich dazu sehr viel Zeit gelassen. Nach den Statuten kann sich niemand bewerben, die neuen Mitglieder werden aufgrund ihrer Verdienste ausgesucht. Doch Brigitte Vander geht es nicht um Bestätigung oder Auszeichnung. "Das, was ich mache, mache ich gerne."

Brigitte Vander wurde im Mai 1994 als Dame in Ulm investiert und 2011 zur Komturdame promoviert. Sie gehört der Komturei Carolus Magnus in Aachen an, zu der 50 Ritter und Damen gehören. Wenn sie Bischof Heinrich Mussinghoff, der auch dem Orden angehört, in Aachen trifft, fragt er sie immer nach der schönen Kapelle in Neersen. Zuletzt besuchte der Generalvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Most Reverend Imad Twal Aachen. Dabei traf er mit den Damen, Rittern und der Gemeinde der Pfarre in der Ordenskirche St. Donatus in Aachen-Brandt zusammen. Er berichtete von Wohnprojekten für Flüchtlinge wie etwa die Katholiken aus Äthiopien.

1625 begab sich der Priester Gerhard Vynhoven, Erbauer von Klein-Jerusalem, auf eine Pilgerreise ins Heilige Land. In der Grabkapelle in Jerusalem empfing er den Ritterschlag des Heiligen Grabes zu Jerusalem. Auch Brigitte Vander reiste 1996 ins Heilige Land. Ihr großer Wunsch ist es, noch einmal das Heilige Land zu besuchen. Umgekehrt besuchte eine Abordnung des Ritterordens der Aachener Komturei, zum 350-jährigen Bestehen der Kapelle Klein-Jerusalem, 2006 Neersen.

(RP)
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