Stadt Willich Ein Pilotprojekt für die Kleinen

Stadt Willich · In Willich hat die erste Großtagespflegeeinrichtung in privater Hand ihre Türen geöffnet. Karin und Hartmut Stappen haben die "Willicher Krabbelbärchen" ins Leben gerufen.

Seit 17 Jahren ist Karin Stappen als Tagesmutter im Einsatz. Jetzt hat die Willicherin einen großen Schritt gewagt. Mit ihrem Mann Hartmut hat sie an der Frankenseite eine Großtagespflegeeinrichtung namens "Willicher Krabbelbärchen" eröffnet. Es ist ein Pilotprojekt in Willich, denn bislang gab es dieses Angebot aus privater Hand noch nicht. Es gibt lediglich eine Einrichtung dieser Art in kirchlicher Trägerschaft.

"Ich habe mit der Tagespflege gestartet, als der jüngste meiner vier Söhne in den Kindergarten kam und ich einfach Langeweile daheim hatte. Mit vier Kindern konnte ich schlecht auswärts arbeiten, aber weitere kleine Kinder von daheim aus betreuen passte hervorragend", erinnert sich Karin Stappen an die Anfänge. Damals gab es noch keine Ausbildung, und auch der enge Kontakt mit dem städtischen Jugendamt war nicht gegeben. Als die ersten Auflagen für die Aus- und Weiterbildung für Tagesmütter kamen, besuchte die Willicherin die entsprechenden Kurse, um weiterarbeiten zu können. Hartmut Stappen, aus der Stahlbranche kommend, erlebte aufgrund seiner Arbeitszeiten einen Großteil des erweiterten Familienlebens und war entsprechend involviert. Im vergangenen Jahr beschloss er, die Ausbildung zum Tagesvater ebenfalls zu absolvieren. Nach 39 Jahren beendete er jetzt seine frühere berufliche Tätigkeit.

Das Ehepaar, dessen vier Söhne mittlerweile alle erwachsen sind, entschloss sich, eine Großtagespflegeeinrichtung zu gründen. "Wir haben unser Konzept dem Jugendamt vorgestellt und stießen auf offene Ohren", berichtet Hartmut Stappen. Vor dem Hintergrund, dass die Räume im eigenen Haus zu klein waren, um Kinder aufzunehmen, ging es auf Immobiliensuche. An der Frankenseite wurden die beiden fündig. Die Fachberatung des Jugendamtes sprach den 130 Quadratmeter großen hellen Räumlichkeiten zu, und es ging daran, die Auflagen für eine Großtagespflegeeinrichtung zu erfüllen. Unter anderem musste ein zweiter Rettungsweg geschaffen werden, es galt, Brandschutzbestimmungen zu erfüllen, die Heizungen mussten verkleidet und Kantenschutz angebracht werden. Bis zu neun U-3-Kinder dürfen hier jetzt betreut werden. Eine Zahl, die die "Willicher Krabbelbärchen" schon erreicht haben. Sie sind aktuell ausgebucht. Mehr Kinder dürfen es nicht sein, denn dann würden die Stappens unter die Auflagen einer Kita fallen. "Und das sind wir nicht. Wir sind eine Großtagespflegeeinrichtung", betont Karin Stappen. Hätten sie eine Kita, müsste zum Beispiel das Badezimmer mit kleinkindgerechten Toiletten versehen sein.

Bei der Stadt Willich begrüßt man das neue Angebot. "Wir freuen uns sehr darüber, dass eine Familie sich traut, eine Großtagespflegeeinrichtung zu realisieren. Damit können wir unser Angebot an Plätzen für U-3-Kinder in Willich erhöhen. Für uns ist es ein Glücksfall. Oft scheitern solche Idee nämlich an den Räumlichkeiten", sagt Michael Süßbeck, Betriebsleiter Tageseinrichtungen vom Geschäftsbereich Jugend und Soziales. Um das Angebot der Stappens zu fördern, wird im kommenden Jugendhilfeausschuss der Vorschlag einer finanziellen Unterstützung für die Miete der neuen Großtagespflegeeinrichtung auf der Tagesordnung stehen.

(tref)
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