Stadt Willich Ein Marathon mit den Händen

Stadt Willich · Bei Elisabeth Gütschow sind die Vorbereitungen auf einen besonderen Wettbewerb angelaufen. Die Willicherin tritt an, um schnellstmöglich ein Schaf zu scheren, aus dem Vlies Wolle zu spinnen und aus dieser Wolle einen Pullover zu stricken.

 Elisabeth Gütschow schert, spinnt und strickt. In dieser Disziplin ist sie mit ihrem Team sogar Weltmeisterin.

Elisabeth Gütschow schert, spinnt und strickt. In dieser Disziplin ist sie mit ihrem Team sogar Weltmeisterin.

Foto: Wolfgang Kaiser

Klappernde Stricknadeln gehören bei Elisabeth Gütschow zum Alltag. Die Willicherin strickt nicht nur seit Jahren, sondern hat auch ein "Wollgeschäft" im Internet. Und genau diese Begeisterung fürs Stricken hat sie zum deutsch/niederländischen Team "Groenewoud" und damit zu einem ganz besonderen Wettbewerb geführt. Die gelernte Damenschneiderin und Diplom-Textilingenieurin nimmt seit 2012 am internationalen "Back to Back Wool Challenge" teil. Dahinter verbirgt sich ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, schnellstmöglich ein Schaf zu scheren, aus dem Vlies Wolle zu spinnen und aus dieser Wolle einen Pullover zu stricken.

Seit 1992 treten weltweit Teams, bestehend aus acht Mitgliedern - einem Scherer und sieben weiteren Personen, die spinnen und stricken - an den verschiedenen Orten in der ganzen Welt an. Unter entsprechender Kontrolle von Juroren und Videoaufzeichnung erfolgen so in den Niederlanden, Australien, Japan, England, Neuseeland, Kanada, Schottland und den USA die einzelnen Events. Wer es am schnellsten schafft, darf den Weltmeistertitel sein eigen nennen.

Fünfmal in Folge hat sich das Team "Groenewoud" die begehrte Trophäe gesichert, wobei sich die benötigte Zeit jedes Mal verkürzte. Waren es 2015 noch fünf Stunden, eine Minute und 28 Sekunden, so schafften sie es im vergangenen Jahr in fünf Stunden, einer Minute und sieben Sekunden. In diesem Jahr möchten die Acht aber nicht nur den Weltmeistertitel verteidigen, sie versuchen auch, den von den Australiern einst aufgestellten Weltrekord zu brechen. Vier Stunden und 51 Minuten sind zu unterbieten.

Am 20. Mai ist es nun so weit, und die Vorbereitungen bei allen Teammitgliedern, die unter anderem aus Bayern, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden kommen, sind angelaufen. "Wir haben alle unsere Spezialisation. Wir müssen letztendlich nur noch die Abfolge optimieren", sagt die Willicherin, die nach einer Stunde Spinnen mit dem Stricken eines Ärmels beginnt und nach weiteren Spinneinsätzen für Wollnachschub auch ein Stück weit bei den Großteilen in den Einsatz geht. Für die Fertigstellung des kompletten Großteils sei sie auf Dauer beim Stricken zu langsam, sagt die Willicherin lachend. Da seien andere Teammitglieder schneller.

Sie bezeichnet den Wettbewerb als einen Marathon mit den Händen, bei dem jeder Handgriff sitzen muss. In puncto Vorbereitung hat sie im vergangenen Jahr einen 1,80 Meter mal ein Meter große Decke gestrickt. Für das aktuelle Training spinnt Gütschow derzeit Swifterwolle und strickt danach auf Zeit. Die Wolle ist ungewaschen, damit es wirklich das gleiche Material wie beim Wettbewerb ist. "Die ungewaschene Wolle stoppt vielmehr und verhält sich schwieriger beim Stricken. Das will trainiert sein", sagt die Fachfrau. Die Trainingswolle ist nicht irgendeine, sondern es ist die, die auch bei der Challenge verwendet wird. Eine Tierärztin gehört zum Team, und diese hat extra zwei Swifter-Schafe namens Klara und Beate angeschafft. Die beiden werden für das optimale Vlies gehegt und gepflegt. Klara ist nun das Schaf, das mit zur Challenge fährt und dort geschoren wird. Die Schafsrasse zeichnet sich durch ein lang gewachsenes Fell aus, das gut verspinnbar ist. "Im vergangenen Jahr waren im Vlies viele Staubkörner, da sich das Schaf im Staub gewälzt hatte. Diese Partikel haben letztendlich beim Stricken gerieben und den Ablauf verzögert", berichtet Gütschow.

All dem will man durch die entsprechende Vorbereitung in diesem Jahr aus dem Weg gehen, denn wenn auch alle die Teilnahme an der Challenge als einen Riesenspaß ansehen, so lockt dennoch das Aufstellen eines neuen Weltrekordes. Den Wettbewerbstag in Swalmen nutzt das Team gleichzeitig als Benefizveranstaltung. Während des Wettbewerbs können die Besucher am Stand der "Kumi Hospital Uganda Foundation" handgemachte afrikanische Produkte sowie Kaffee und Kuchen für den guten Zweck erwerben. Der Erlös kommt dem Krankenhaus der Stiftung direkt zugute.

(tref)
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