Stadt Willich Ein Haus für alle Eltern kranker Kinder

Stadt Willich · Für den Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld ist mit der "Villa Sonnenschein" ein Traum in Erfüllung gegangen. Für die Familie Schmitz aus Willich ist das Projekt ein wichtiger Schritt.

 Jens (von links), Lena und Andrea Schmitz aus Willich haben ihren Sohn Tim im Juli 2008 an den Krebs verloren. Die Villa Sonnenschein soll Eltern kranker Kinder für die Zeit der Behandlung ein Zuhause bieten.

Jens (von links), Lena und Andrea Schmitz aus Willich haben ihren Sohn Tim im Juli 2008 an den Krebs verloren. Die Villa Sonnenschein soll Eltern kranker Kinder für die Zeit der Behandlung ein Zuhause bieten.

Foto: Nadia Joppen

"Die Leute sollen sicher sein: In diesem Haus widerfährt Dir nur Gutes" - der Willicher Jens Schmitz hat als Vorsitzender des "Fördervereins zugunsten krebskranker Kinder Krefeld" mit dem Verein ein Traumziel erreicht: Im Sommer wurde das Elternhaus "Villa Sonnenschein" in Nachbarschaft zur Helios-Kinderklinik eröffnet. Im Haus bietet der Verein Eltern, deren kranke Kinder oder zu früh geborene Säuglinge längere Zeit in der Kinderklinik bleiben müssen, eine familiäre "Wohn-, nicht Übernachtungsmöglichkeit" - das betont Schmitz. Der Hintergrund: Viele der kleinen Helios-Patienten sind als Frühchen auf die Welt gekommen oder durchlaufen langwierige Therapien - und die Klinik hat ein großes Einzugsgebiet. Damit die Eltern die psychisch, emotional und physisch anstrengende Pflege der Kinder leisten können, soll die Wohnmöglichkeit lange Heimfahrten in den Pflegepausen ersparen.

Die Idee zu dem Haus hatte schon der frühere Vereinsvorsitzende Hans-Werner Reinartz, "und wir haben lange überlegt, wie wir das finanziell stemmen und planerisch umsetzen können. Es gab andere Konzepte, aber als wir erfuhren, dass dieses Haus verkauft werden sollte, haben wir es genommen, weil es ideal war", so Schmitz.

Aktuell gibt es im Erdgeschoss drei Elternzimmer, zwei Badezimmer, Wintergarten und Küche. Dazu nutzt die Elternschule des Klinikums zwei Räume, und im Souterrain ist die Geschäftsstelle des Vereins. Im Obergeschoss entstehen fünf weitere Elternzimmer.

Das Projekt hat für den Willicher Jens Schmitz (46 Jahre), seine Frau Andrea (47 Jahre) und ihre Tochter Lena (19 Jahre) einen sehr persönlichen Hintergrund - die drei haben 2008 ihren Sohn und Bruder Tim an die Krankheit Leukämie verloren. Der 1998 geborene Tim erkrankte 2003 an Blutkrebs - und damit begannen "18 Monate Hölle für Tim", so sein Vater: Chemotherapie, Rehas und ein erster Erfolg: Nach der massiven Behandlung galt Tim als geheilt - und die Familie erlebte eine intensive Zeit, "in der wir sehr bewusst als Familie gelebt und viel unternommen haben: Wir haben viele tolle Sachen gemacht, sind gereist und haben die Zeit gut genutzt", beschreiben die drei. Parallel sind sie 2006 in den Förderverein eingetreten, der zum überwiegenden Teil aus "betroffenen und verwaisten Eltern" besteht. 2008 kam die schlimme Nachricht - Tim hatte einen Rückfall, und der gemeinsame Kampf begann von Neuem. "In dieser Zeit hat Lena viel zurückstehen müssen, das war für sie nicht immer leicht", meinen ihre Eltern. Trotz aller Anstrengung Tims, der Familie und der Ärzte musste sich die Familie im Juli 2008 von Tim verabschieden - der Verlust schmerzt bis heute.

Aber Eltern und Tochter haben einen Weg gefunden, damit umzugehen. "Tims Todestag hat unser Leben total verändert", so sein Vater. Natürlich ist die Trauer tief und immer da, aber die drei haben es geschafft, sich neue Ziele zu stecken - im Beruf und im Förderverein: So organisiert Lena, begeisterte Reiterin und Pferdebesitzerin, seit Jahren maßgeblich eine Reiterfreizeit von Familien mit kranken Kindern. Bei einer Freizeit ist über das Reiten so eine intensive Beziehung zu einem Mädchen entstanden, das nach der Operation eines Hirntumors schwerstbehindert ist. "Ich habe sie nach zwei Jahren besucht, und sie wusste sofort, wer ich war. Das hat mich zu Tränen gerührt", erzählt sie.

Der Umbau der Villa war für viele Vereinsmitglieder eine arbeitsreiche Zeit - aber für die Familie Schmitz auch ein Weg, die heute noch immer gleiche Trauer zu bewältigen. "Wir sind hier eine sehr spezielle Gemeinschaft, alle haben das gleiche durchgemacht, es braucht sich niemand zu erklären. Wir haben ja monatelang zusammen auf den Fluren gesessen", meint Andrea Schmitz. Die Vereinsmitglieder und das Team der Kinderklinik mit Prof. Tim Niehues an der Spitze haben das gleiche Ziel: "Wir wollen den Leuten helfen, die da durch müssen und ihnen die Zeit so angenehm wie möglich machen."

(RP)
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