Stadt Kempen Dezente Tongebung, melodiöse Kantilenen

Stadt Kempen · Das "Arcis Saxophon Quartett" gastierte im Kempener Franziskanerkloster.

Ob Johann Sebastian Bach den Klang eines Saxophons gemocht hätte? Man weiß es nicht. Wohl gibt es überzeugende Beispiele dafür, dass Bach auch auf solchen Instrumenten hervorragend klingen kann, die es zu seiner Zeit noch gar nicht gab. Voraussetzung ist natürlich eine entsprechende Interpretation. Die war im fünften "musica antica e viva"-Konzert zu hören. Bachs "Italienisches Konzert" (BWV 971), im Rahmen seiner "Clavier- Übung" für ein Tasteninstrument geschrieben, erklang in der Paterskirche in einer Instrumentierung des "Arcis Saxophon Quartetts". Schnell hatten die Zuhörer in den gut gefüllten Stuhlreihen Gefallen an der Wiedergabe gefunden.

Das lag einmal am grundsätzlich homogenen Klang eines Saxophonquartetts. Vor allem überzeugte die Interpretation. Claus Hierluksch (Sopran-), Ricarda Fuss (Alt-), Claudia Jope (Tenor-) und Jure Knez (Baritonsaxophon) spielten mit einer dezenten Tongebung. Melodiös wurden Kantilenen ausgespielt, schwungvoll die schnellen Sätze vorgetragen. 1846 ließ der Belgier Adolphe Sax seine Erfindung patentieren. Komponisten wie Berlioz und Bizet fanden schnell Gefallen an dem damals neuen Instrument, auch der Russe Alexander Glasunow. Sein vorzüglich gespieltes Quartett B-Dur op. 109 bildete den Übergang zur "musica viva" mit Komponisten, die alle im 20. Jahrhundert geboren wurden und unser Jahrhundert noch erleben durften, zum Teil auch noch leben. Gemeinsam war allen, dass sie Werke für Saxophonquartett geschrieben haben. Die allerdings waren sehr unterschiedlich konzipiert. Für Abwechslung war gesorgt. Auf die Volksmusik seiner Heimat bezog sich Ferenc Farkas, nicht nur im Saltarello "Ugròs" steckte eine Menge magyarisches Temperament. Tiefe Trauer durchzog die "Lamentatio" des Esten Erkki-Sven Tüür. Von sehr unterschiedlichem, immer aber originellem Charakter waren György Sándor Ligetis "sechs Bagatellen".

Ohne die informative Erläuterung des Sopransaxophonisten wäre man wohl nicht so schnell darauf gekommen, dass der 1968 in Paris geborene Fabien Lévy sich in "Durch" an Kompositionsprinzipien Bachs orientierte. Zugleich wurde demonstriert, dass sich auf Saxophonen auch sehr ungewohnte Klänge erzeugen lassen. Klänge über die der Saxophone hinaus bot schließlich noch der Abschluss mit einem anderen französischen Komponisten. In "Patchwork" von Philippe (Geiss) erweiterten auch rhythmisch gesprochene Silben und Fußstampfen die Klangpalette. Das begeisterte Publikum freute sich noch über zwei Zugaben, Gershwins "Summertime" und Bachs "Air".

(RP)
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