Stadt Willich Der unverfälschte Blick auf die Kernexistenz der Dinge

Stadt Willich · In Mailand und Paris fotografierte William Donnelly für Magazine Modeschauen von namhaften Designern wie Joop und Westwood. In der Galerie KJ 34 aber zeigt der in New York aufgewachsene und in Deutschland lebende Fotograf seine eigentliche Passion: die Fine Art Photography. Diese Seite seines Schaffens ist oftmals geprägt von Bildwelten, die behutsam ihre Symbolik entfalten, mitunter geheimnisvoll sind und niemals arrangiert.

 Der Düsseldorfer Fotograf Will Donnelly (links) stellt in Anrath in der Galerie K34 von Galerist Klaus-Peter Schlebusch seine Fotografien aus.

Der Düsseldorfer Fotograf Will Donnelly (links) stellt in Anrath in der Galerie K34 von Galerist Klaus-Peter Schlebusch seine Fotografien aus.

Foto: Norbert Prümen

"Mit 69 Jahren ist man in der Modebranche nicht mehr so gefragt, und das ist nun meine Chance, meine eigene Sicht der Dinge in den Focus zu rücken", sagt der Amerikaner mit bestechender Ehrlichkeit. Aktuell ist sein fotografisches Werk von vier Themen beherrscht: den Siebdrucken, für die er ursprünglich kommerzielle Fotos künstlerisch umwandelt, der Serie der "Reflections", die den Betrachter mit Realität und Spiegelung herausfordern, den Landschaften und schließlich den Arbeiten zum "Wabi Sabi". Damit bezieht sich Donnelly auf das ästhetische Konzept, dessen Kern besagt, dass nichts bleibt, nichts abgeschlossen und nichts perfekt ist.

Vor den "Reflections" muss der Betrachter zunächst seinen Blickpunkt klären, um festzustellen, dass sich sein Standpunkt im Bild zu befinden scheint. Er sieht in ein Fenster hinein, entdeckt aber keinen Innenraum, sondern die Spiegelungen der Dinge, die sich in seinem Rücken befinden müssten. Das Foto "No smoking Hotel" scheint mit dem Motiv eines Bilderrahmens einen markanten Bildeinstieg zu bieten, doch verwirrend sind auch hier Unschärfen, die Bewegung assoziieren. Spiegelverkehrte Schriftzüge an Gebäuden helfen zwischen realen Ansichten und Reflektion zu unterschieden. Zu Donnellys erklärten Lieblingen gehört das Foto "Six impossible things", eine eindrucksvolle Arbeit zum Thema Schrift. Die Vorlage ist durchweg aus Pappe geformt. Schrift ist omnipräsent. Zentral herausgehoben ist der in eine Schreibmaschine eingelegte Text mit einem Auszug aus dem Buch "Alice im Wunderland". Hier erklärt sich für den Betrachter der Bildtitel. Licht und Schatten unterstreichen das Atmosphärische der Arbeit.

Geradezu bewegt muten Licht- und Schattenführung an im Foto "Arcosanti". Der Bildtitel spielt auf den italienischen Architekten Paolo Soleri und dessen utopische Experimentalstadt Arcosanti (1970) in der Wüste von Arizona an. Wie ein Stillleben bleiben Gebrauchsdinge aus einem Arbeitsprozess zurück, die durch eingefangene Lichtreflexe auch vom Werden und Vergehen zu erzählen scheinen. "Nichts ist arrangiert. Alles ist gefunden. Ich möchte die Dinge entdecken, wie sie sind, ihre Kernexistenz. Darin liegt eine Energie, die mich anspricht", sagt der Fotograf. Er sieht die künstlerische Seite seines Schaffens nicht unbedingt als Kontrast zu den kommerziellen Arbeiten, sondern als eine vollkommen andere Sichtweise. So will er an den Dingen entdecken, was sie sein könnten.

Öffnungszeiten: Bis 25. Februar dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr, sonntags von 11 bis 17 Uhr.

(RP)
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